Schon lange war die Behördenverlagerung geplant, nun nimmt sie immer konkretere Formen an. "Mit dem Planungsauftrag startet die nächste Stufe für die neue Landesbaudirektion in Ebern. Zentral in der Stadt wird ein Neubau entstehen, von dem aus künftig Bauvorhaben in ganz Bayern betreut und koordiniert werden", teilen Bauministerin Kerstin Schreyer und Finanz- und Heimatminister Albert Füracker mit. Im nächsten Schritt werde die staatliche Bauverwaltung die Projektunterlage für das Bauvorhaben erstellen.
In der gemeinsamen Pressemitteilung der beiden Ministerien wird auch eine konkrete Zahl genannt, wie viele Mitarbeiter die Behörde in Ebern beschäftigen will: "Mit der Landesbaudirektion erhält Ebern insgesamt 102 hochwertige Arbeitsplätze. Hiervon profitiert auch der Landkreis Haßberge und die gesamte Region", wird Füracker in dem Schreiben zitiert.
Der Neubau sollte in die Innenstadt kommen
"Wir freuen uns natürlich, wenn es schnell weitergeht", sagt Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann über die Planung. Von der Ansiedlung verspricht er sich hochwertige Arbeitsplätze für die Menschen in der Region, ebenso wie Vorteile für Geschäfte wie Bäckereien und Metzgereien in der Nähe des neuen Behördengebäudes. Schließlich ist zu erwarten, dass sich viele der Mitarbeiter in ihrer Mittagspause etwas zu essen besorgen wollen.
Hennemann berichtet, zusammen mit Staatssekretär Gerhard Eck habe er sich dafür eingesetzt, dass die Landesbaudirektion in die Innenstadt kommt und nicht außerhalb neu gebaut wird. "Dafür haben wir auch den Bebauungsplan geändert." Für die Stadt sei es auf jeden Fall eine "glückliche Geschichte", die ein Stück weit kompensiere, dass Ebern mittlerweile kein eigenes Amtsgericht, kein Forstamt und auch keine Bundeswehrkaserne mehr hat.
Ein Zeichen an Bürgerinnen und Bürger
Die Landesbaudirektion ist der Ansprechpartner für alle Hochbauprojekte des Bundes in Bayern, heißt es in der Pressemitteilung der beiden Ministerien. Sie kooperiert mit den entsprechenden Bundesministerien und betreut 20 Staatliche Bauämter in Bayern, die Hochbaumaßnahmen des Bundes planen und durchführen. Diese Ämter berät die Direktion zudem in technischen Fragen sowie Vergabe- und Rechtsangelegenheiten. Auch im Straßenbau nimmt die Landesbaudirektion zentrale Landesaufgaben wahr.
Dass die Direktion nun nach Ebern umzieht, ist Teil der Behördenverlagerung, die dafür sorgen soll, dass sich nicht die gesamte Verwaltung ausschließlich in den Großstädten befindet. Wie Bürgermeister Hennemann hält es auch Bauministerin Schreyer für eine gute Idee, den Neubau nicht außerhalb entstehen zu lassen. "Der Standort in der Innenstadt ist auch ein Zeichen an die Bürgerinnen und Bürger. Wir wollen als Teil der Stadt Ebern wahrgenommen werden. Ein Neubau auf der grünen Wiese hätte dies nicht gewährleistet, sondern hätte nur zusätzliche Flächen verbraucht."
Der "Gasthof Post" muss weichen
Klar ist dabei aber auch: Ein Neubau in der Innenstadt bedeutet, dass alte Gebäude weichen müssen. Im Fall der neuen Baudirektion betrifft das vor allem den "Gasthof Post" an der Ecke Bahnhofstraße/Coburger Straße. Dieser muss Platz machen, damit an seiner Stelle "vor den Toren der Altstadt" – wie es in der Pressemitteilung heißt – das neue Behördengebäude entstehen kann.
Gerald Langer vom Staatlichen Bauamt Schweinfurt betont, dass es wichtig sei, bei diesem Projekt auch die Eberner mitzunehmen. "An der Post hängen natürlich Erinnerungen", sagt er. Und Veränderung sei oft mit Ängsten verbunden. "Wir wollen eine Lösung, die die Bürger mit einbindet." Wichtig sei auch die Planung, wann für die Arbeiten welche Bereiche der Stadt gesperrt werden können. "Die Baustelle soll nicht ganz Ebern lahmlegen."
Ein paar Vögel müssen umziehen
Und nicht nur auf die Menschen soll bei dem Bauvorhaben Rücksicht genommen werden. Wie Bürgermeister Hennemann berichtet, müssen auch noch ein paar Schwalbennester umgesiedelt werden, bevor mit den Abbrucharbeiten am alten Gasthaus begonnen werden kann.
Mit großer Wahrscheinlichkeit soll der Auftrag für den Neubau an einen Generalplaner vergeben werden, berichtet Langer. Einen Architektenwettbewerb werde es also wahrscheinlich nicht geben, auch wenn die endgültige Entscheidung noch nicht getroffen sei.
Niemand soll gegen seinen Willen versetzt werden
Nach aktueller Planung soll der Neubau bis Ende 2025 abgeschlossen sein. Bereits jetzt arbeiten 38 Mitarbeiter der Landesbaudirektion in Ebern, derzeit nutzen sie Räumlichkeiten im Alten Rathaus am Marktplatz. Sobald das neue Gebäude fertig ist, können auch die übrigen 64 Arbeitsplätze nach Ebern verlagert werden. "Unsere Behördenverlagerung ist zentraler Baustein der bayerischen Heimatstrategie. Wichtig ist uns dabei, dass niemand gegen seinen Willen versetzt wird. Wir wollen, dass möglichst viele Menschen in ihrer Heimat leben und arbeiten können. Das ist aktive Heimat- und Strukturpolitik", wird Finanz- und Heimatminister Füracker in der Pressemitteilung seines Ministeriums zitiert.