Nach einer rund zweijährigen Generalsanierung erstrahlt das Armin-Knab-Haus in Neuschleichach in neuem Glanz. "Seit Herbst 2023 steht das historische Gebäude der Bevölkerung und den Vereinen wieder zur Nutzung zur Verfügung und wird auch hervorragend angenommen", sagte Bürgermeister Thomas Sechser (CSU) am Freitag bei der offiziellen Einweihungsfeier, zu der auch die gesamte Einwohnerschaft eingeladen war.
Veraltete Elektrospeicherheizungen, fehlende Isolation und Dämmung, Feuchtigkeitsschäden durch undichte Dacheindeckung, marode Sanitäranlagen, starke Gebrauchs- und Abnutzungsspuren bei den Einrichtungsgegenständen und vieles mehr standen auf der Mängelliste vor der Sanierung. Besonders der damalige Neuschleichacher Gemeinderat und Vorsitzende des Fördervereins, Dieter Dümmler, setzte sich stark dafür ein, das Armin-Knab-Haus wieder in Schuss zu bringen. Ein Glücksfall für die Gemeinde Oberaurach war schließlich die Förderinitiative "Innen statt Außen" des Amtes für Ländliche Entwicklung Unterfranken, mit dem im Dezember 2019 ein entsprechender Vertrag abgeschlossen werden konnte.
Großes Lob von der Bayerischen Architektenkammer
Architekt Sebastian Pollach vom gleichnamigen Schweinfurter Planungsbüro errechnete damals die voraussichtlichen Projektkosten auf 1.237.590 Euro und die Fördermittel des AfLE auf 1.101.455 Euro, was einem Zuwendungssatz von 89 Prozent entspricht. Letztendlich wurde die Sanierungsmaßnahme mit Gesamtkosten von 1.314.380 Euro abgeschlossen.
Die Vereine können sich nun über einen vergrößerten Saal im Erdgeschoss des Armin-Knab-Hauses freuen, genauso wie einen Jugendraum im Obergeschoss und eine moderne Pelletheizung. Außerdem entstand ein Anbau, der eine barrierefreie Toilettenanlage beinhaltet. Nach den Worten von Architekt Sebastian Pollach wurde das frisch sanierte Gebäude von der Bayerischen Architektenkammer ausdrücklich gelobt.
Vom Schulhaus zum Dorfgemeinschaftshaus
Als einen "Treffpunkt für alle Altersgruppen, der die Gemeinschaft stärkt", bezeichnete Landrat Wilhelm Schneider (CSU) das neue Armin-Knab-Haus. Pfarrer Bernhard Öchsner segnete das Gebäude und nannte es einen attraktiven Dorfmittelpunkt, der den Zusammenhalt fördert. Basierend auf der Althütter Crashband hatten sich zur Einweihungsfeier zahlreiche Musiker aus neun Steigerwald-Ortschaften zusammengefunden, um den Festakt musikalisch zu begleiten und einen kleinen Festzug zum Dorfplatz anzuführen, wo mit einem geselligen Beisammensein das Event gefeiert wurde.
Das Gebäude wurde einst als Schulhaus im Jahr 1835 erbaut und steht heute unter Denkmalschutz. Nach der Gemeindegebietsreform 1978 wurde die Alte Schule von Neuschleichach unter großer Beteiligung und Eigenleistung der Neuschleichacher Bürgerinnen und Bürger zu einem Bürgerhaus als Begegnungsstätte und Dorfgemeinschaftshaus unter der Regie des damaligen Bürgermeisters Siegmund Kerker (CSU) renoviert. Im Jahr 1981, in dem Armin Knab 100 Jahre alt geworden wäre, wurde das Bürgerhaus eingeweiht. Daher lag es wohl auch nahe, das ehemalige Schulgebäude in Armin-Knab-Haus umzubenennen, so Bürgermeister Thomas Sechser in seiner Ansprache.
Bewegtes Leben: Der Namensgeber Armin Knab
Armin Knab ist der wohl bekannteste Neuschleichacher. Er erblickte am 19. Februar 1881 das Licht der Welt. Ursprünglich war Armin Knab Amtsrichter in Rothenburg ob der Tauber und danach Landgerichtsrat in Würzburg. Seit Beginn seiner juristischen Laufbahn wurde er von seinen beruflichen Verpflichtungen derart vereinnahmt, dass er wegen der Doppelbelastung, einerseits Jurist und andererseits passionierter Musiker zu sein, in eine Lebenskrise geriet, die er aber überwand.
Als Dozent für Musiktheorie und Komposition und ab 1935 als Professor an der Staatlichen Hochschule für Musikerziehung und Kirchenmusik in Berlin widmete sich Armin Knab dann schließlich ganz der Musik. Besonders bekannt ist er für seine Klavier- und Lautenlieder, aber auch Chorlieder und Oratorien.
Allerdings ist Knab als Person nicht unumstritten. Im Jahr 2020 beschäftigte sich in Würzburg eine Kommission mit der Frage, ob einige Straßen aufgrund der NS-Vergangenheit der Namensgeber umbenannt werden sollten. Einer dieser Namensgeber war Armin Knab. In seinem Fall kam die Kommission zum Ergebnis, dass seine Verstrickungen in der Nazi-Zeit nicht so schlimm gewesen seien, dass eine Umbenennung der Straße nötig wäre, empfahl aber, Kontextualisierungen an den Straßenschildern anzubringen.