In der Ortsmitte von Ebelsbach steht ein fast 100 Jahre altes Denkmal – der Rätselstein. Darin sind neben seltsamen Symbolen auch Gedanken, Reime sowie ein Zahlenrätsel eingemeißelt. Niemand konnte die Bedeutung der Symbole und Inschriften darauf erklären.
Vergangene Woche berichtete diese Redaktion über das besondere Denkmal von Johann Baptist Andree und forderte alle Neugierigen und Kreativen dazu auf, ihre Lösungsansätze einzusenden. Ob Kunstform, Mythologie oder doch die Telefonnummer einer bekannten Politikerin – unsere Leserinnen und Leser rätselten fleißig mit. Diese Redaktion stellt die besten Lösungsansätze zu den Inschriften, dem Zahlenrätsel und den mysteriösen Symbolen vor:
Inschriften: Dadaismus und griechische Mythologie
"Die Texte halte ich für Dada, eine Kunstform, deren einziger Sinn der Unsinn ist", ist eine Leserin oder ein Leser überzeugt. "Die Künstler machten sich auch einen Spaß daraus, dem Publikum Kunst zu präsentieren, in die der sinnsuchende Normalo Sinn hinein interpretieren könnte, oder auch nicht."
Eine ganz andere Vermutung hat eine weitere Person: "Die Inschriften scheinen irgendwas mit der griechischen Mythologie zu tun haben." Gaia, die Göttin der Erde, wird laut der Leserin oder dem LEser auf Deutsch "Gäa" geschrieben – ein Name, der auch in den Texten des Rätselsteins vorkommt. "Sie hatte mit Uranos Kinder, die Titanen", erklärt er oder sie. Auch dieser Name ist in den Inschriften des Denkmals enthalten.
"Ich denke, es ist eine Theorie über den Klang des Universums, beziehungsweise die Musik der Sphären", schreibt ein Dritter. Damit gemeint: Himmelskörper sorgen für Töne und Klänge, indem sie sich bewegen. Eine Vorstellung, die ihren Ursprung in der griechischen Antike findet.
Zahlenrätsel: Inspiriert von Albrecht Dürer
Zumindest eines scheint aber sicher zu sein: Das Quadrat mit den 16 Ziffern auf der rechten Säule ist das Dürer-Quadrat. Einem Kommentar zufolge kommt es im Kupferstich "Melencolia I" von Albrecht Dürer aus dem Jahr 1514 vor – eben diese Zahlen sind auch im Quadrat enthalten.
Laut der Kunsthalle Karlsruhe gilt Dürers Werk mit der Darstellung der Melancholie als das wohl meist kommentierte Werk der Kunstgeschichte überhaupt. "Die geflügelte Personifikation der Melancholie sitzt vor einem Gebäude, den Kopf in die Hand gestützt, und hält einen Zirkel in der Hand", heißt es unter anderem auf der Internetseite der Kunsthalle Karlsruhe.
"Auf dem Boden liegen verstreut Handwerksgerätschaften, am Gebäude sind eine Leiter, eine Waage, eine Sanduhr, eine Glocke und ein magisches Zahlenquadrat zu erkennen." Nach wie vor entziehe sich das Werk aber einer lückenlosen, umfassenden Deutung – ähnlich wie das Ebelsbacher Denkmal. Anscheinend war Johann Baptist Andree wohl ein Albrecht Dürer-Fan.
Symbole: Spiegelungen und Symmetrie
Fleißig gerätselt haben Leserinnen und Leser auch wegen der 16 Symbole, die in die Kopftafel des Denkmals eingemeißelt sind. "Jedenfalls sind die Zeichen auf der 4-mal-4-Tafel punktsymmetrisch zum Mittelpunkt. Oder einmal um die Quer- und einmal um die Hochachse gedreht, sind die Zeichen deckungsgleich", schreibt eine Leserin oder ein Leser. "Was immer sie bedeuten; teilweise sind es Ziffern."
In einer weiteren Zusendung an diese Redaktion heißt es: "Auf dem runden Stein sind es keine 16 Symbole, sondern nur acht. Wenn man den Stein in der Mitte horizontal trennt, und die unter beiden Reihen dann vertikal dreht, hat man die gleichen acht Zeichen wie oben."
Eine weitere Person vermutet, dass die Symbole das Rätsel mit den Zahlen eins bis 16 und der Quersumme 34 nochmals darstellen. "Übrigens sind dort die Zeichen für 1+16, 2+15, 3+14, 4+13, 5+12, 6+11, 7+10, 8+9 jeweils gespiegelt", heißt es in dem Lösungsvorschlag, der diese Redaktion erreicht hat. "Der Verfasser hatte wohl Humor."
Lösungsvorschläge der etwas anderen Art
Humor gehabt haben auch zwei Leserinnen und Leser dieser Redaktion: "Telefonnummer von Dorothee Bär?", heißt es in einem Kommentar. Und eine weitere Leserin oder Leser geht scherzhaft davon aus, dass es sich bei den Symbolen um eine Geheimbotschaft des russischen Präsidenten Wladimir Putin handeln könnte.
Die Antworten zeigen: Es gibt viele Spekulationen um den Rätselstein. Doch eine vollständige, plausible Lösung, um den Geheimnissen des mysteriösen Denkmals auf den Grund zu gehen, hat keiner der Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingereicht.
Und wer weiß? Eventuell hat sich der Künstler mit seinem Werk einfach einen Scherz erlaubt. Vielleicht gibt es auch gar keine endgültige Lösung, die die Rätsel und Symbole des Steins erklärt. So oder so: Das Rätseln um die Bedeutung des mysteriösen Denkmals wird vermutlich noch einige Zeit weitergehen, und ob es je entschlüsselt wird, steht wohl in den Sternen.