
Ruth Frank (Breitbrunn, parteilos) und Marion Fleischmann-Hilton (Burgpreppach, GLB) heißen die beiden einzigen Ersten Bürgermeisterinnen im Landkreis Haßberge. In den restlichen 24 Kommunen des Landkreises sitzen Männer in den Chefsesseln der Rathäuser – die Kommunalpolitik ist männerlastig. Nur 22 Prozent der Personen in den Stadt- und Gemeinderäten des Kreises sind weiblich. Etwas besser sieht es im Kreistag aus. Hier liegt der Frauenanteil immerhin bei 31 Prozent. Von 61 Mitgliedern sind 19 Frauen und 42 Männer.
Diese Zahlen nannte die stellvertretende Landrätin Birgit Bayer (FW) am Samstag anlässlich des 9. Interkommunalen Aktionstags "Politik braucht Frauen" im Sitzungssaal des Landratsamts. Der Aktionstag ist eine Initiative der unterfränkischen kommunalen Gleichstellungsbeauftragten und fand erstmals im Landkreis statt. "Wir wollen Frauen Mut machen und motivieren, sich einzubringen, Verantwortung vor Ort zu übernehmen und sich auch politisch einzumischen", gab Bayer als Ziel des Aktionstages aus.
Wichtigkeit von Außenwirkung und Körpersprache
Um politisch engagierten Frauen zu helfen, sich durchzusetzen, rhetorisch zu überzeugen, auf Einwände passend zu antworten und Anfeindungen schlagfertig abzuwehren, engagierten die Organisatorinnen die Referentin Carmen Niederfahrenhorst aus Köln, ein Business- und Gesundheitscoach mit mehr als 25-jähriger Erfahrung als Schauspielerin und Theaterdozentin.

In ihrem Vortrag vor über 60 Frauen aus ganz Unterfranken lieferte Niederfahrenhorst Impulse für eine überzeugende Performance von Frauen in der Kommunalpolitik. Die Referentin betonte die Wichtigkeit von Außenwirkung und Körpersprache. Eine Frau in der Kommunalpolitik müsse sich bewusst sein, dass sie sich in einer Rolle befindet.
Dann sei sie resistent gegen Widersprüche, wenn sie etwas fordert, was andere als lächerlich empfinden. Der Vorwurf von Männern: "die hat Haare auf den Zähnen" sei durchaus positiv zu bewerten. Es sei ein Lob für weibliche Durchsetzungskraft. Doch auch von älteren Frauen käme Kritik, sagten Zuhörerinnen. "Die hat kleine Kinder. Die soll doch daheim bleiben". Oder: "Du hast doch einen großen Garten und einen Mann. Koch und sei glücklich", käme Kritik von außen.
Die Frau als Organisationstalent
Niederfahrenhorst zog einen anderen Schluss. "Wir sind stärker, weil wir alles organisieren müssen", machte sie Mut. Wichtig sei die Vorbereitung auf einen öffentlichen Auftritt: Wer bin ich in der Rolle? Wie will ich wirken? Was sollen die Zuhörenden nicht mitbekommen? Diese Fragen müsse die Frau im Vorfeld für sich beantworten.
Dabei könne eine Schwäche auch eine Stärke sein – "wenn ich dazu stehe", betonte Niederfahrenhorst. "Dann kommt Präsenz und Überzeugungskraft", ergänzte sie. Wichtig sei auch, das Feedback von anderen zu beachten. Denn "manchmal weiß ich über mich selbst nicht Bescheid", sagte die Referentin.
Auch nonverbale Kommunikation wichtig
Mit dem "Eisberg-Modell" erläuterte sie die Wichtigkeit der nonverbalen Kommunikation. Demnach erfolge Kommunikation nur zu rund 20 Prozent über die Sprache, die "Sachebene". Die "Beziehungsebene" mache indes rund 80 Prozent aus. Dazu gehören die Körpersprache, eigene Werte und Glaubenssätze, Emotionen, Mimik, Gestik oder Stimme. Die Art und Weise, wie man über sich denkt, ob mit selbststärkenden oder eher negativen Gedanken, bestimme stark die Außenwirkung.
Auch sie selbst habe der Glaubenssatz "Ich bin nicht wichtig" begleitet, gab Niederfahrenhorst zu. Daher sei sie Schauspielerin geworden. "Die Leute mussten mir zuhören", gab sie als Begründung. Am Nachmittag folgte mit zwei Workshops der praktische Teil des Aktionstags, den die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Christine Stühler, moderierte.