Förster Christian Bartsch ist Forstbetriebsleiter in den Städten Eltmann und Königsberg sowie Revierleiter in Eltmann. Ihm liegt das Wohl des Waldes am Herzen. Im Kampf gegen illegale Müllablagerungen zeigt sich Bartsch daher unerbittlich: "Jeder größere Fall wird postwendend zur Anzeige gebracht", erklärt er und ergänzt, dass er sich freue, dass sich die Polizeiinspektion Haßfurt hier so konstruktiv zeige.
Diese nahm diesbezüglich im vergangenen Jahr 45 Anzeigen entgegen und hat bei der Aufklärung, wie Polizeihauptmeister Jan Stoll berichtet, eine Erfolgsquote von 50 Prozent: "Aufmerksame Zeugen, die die Ablagerung postwendend bei uns melden, tragen zur erfolgreichen Ermittlung bei." Aber auch wenn die Beobachterinnen und Beobachter lediglich das Autokennzeichen notieren, seien die Recherchen durchaus erfolgversprechend.
16 Pkw-Reifen und weiterer Müll im Eltmanner Forst entsorgt
Oft wird die Polizei auch von den Bauhöfen oder Förstern gerufen, dann werde versucht, anhand der Ablagerungen Spuren zur Verursacherin oder dem Verursacher zu finden. So auch in dem Fall, der Bartsch jüngst betraf: Die Polizei machte einen Müllsünder ausfindig, der 16 Pkw-Reifen mit Felge, dazu Baustellenabfälle und einige Säcke Hausmüll, im Eltmanner Forst entsorgt hatte.
Was nun auf den Mann zukommt: Da ist zunächst die Ordnungswidrigkeit, die er zu verantworten hat. Außerdem muss er die Kosten für die Räumung aus dem Wald tragen und letztlich auch die Rechnung begleichen, vor der er sich offensichtlich gerne gedrückt hätte, die der Abfallwirtschaft.
Auf die umgehende Beseitigung der Abfälle, sagt Bartsch, achte er penibel: "Müll zieht Müll an" ist seine Erfahrung, "denn herumliegende Abfälle wirken wie eine Einladung". Doch er warnt: "Es ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Ordnungswidrigkeit oder auch eine Straftat." Und: "400 Euro kostet im Durchschnitt alleine die Räumung durch die Forstarbeiter."
Von einzelnen Müllbeuteln bis zu ganzen Sperrmüllladungen
Barbara Ernwein, Leiterin des Forstamts der Bayerischen Staatsforsten in Ebrach, bringt es auf den Punkt: "Grundsätzlich gilt: Was man in den Wald reinträgt, bringt man wieder mit heraus." Deshalb hätten sie auch an den Rastplätzen und Parkplätzen keine Mülleimer aufgestellt. Für sie seien illegale Müllablagerungen immer wieder ein Thema, von einzelnen Müllbeuteln bis hin zu ganzen Sperrmüllladungen.
"Wir zeigen dies vor allem bei Letzterem immer an", sagt Ernwein: "Was entlang aller öffentlichen Straßen zum Autofenster raus entsorgt wird, kommt noch dazu und ist mehr als unverständlich." "Und bei Autounfällen", beobachtet Bartsch, "bleiben oft Plastikteile vom Auto liegen." Auch in diesen Fällen bitte er die Verursacherinnen und Verursacher um Räumung.
Wolfgang Borst, Altbürgermeister der Stadt Hofheim und langjähriger Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Haßberge, merkt als persönliche positive Beobachtung an, dass die illegale Müllentsorgung an Ausmaß abgenommen habe, und weiß dies auch zu begründen: "Seit Corona gehen viel mehr Menschen im Wald spazieren und die Gefahr, beim Müll ablagern erwischt zu werden, hat sich entsprechend erhöht." Wo die Vernunft nicht verhindere, dass Müll in den Wald geschmissen werde, da könne die Angst in die Presche springen.
Aufklärung darüber, wie Müll dem Wald und den Tieren schadet
Ernwein und Bartsch sind sich einig, dass Aufklärung eine wesentliche Rolle spielt. Und diese, meint Ernwein, sei ein Dauerbrenner. Sie verweist auf ein betagtes Schild der Bayerischen Staatsforstverwaltung, das besagt, dass der Wald kein Müllplatz ist. Oftmals wüssten die Menschen nicht, dass sie mit ihrem Verhalten Müll in den Wald tragen und ihn nachhaltig schädigen.
"Von März bis Oktober ist Rauchen im Wald verboten", erklärt Bartsch zum Beispiel, aber wer bedenke schon, wenn er die Kippe auf dem Boden ausdrückt und sie dort liegen lässt, dass er gerade Plastik in den Wald eingebracht hat, für die Tierwelt hochgiftig noch dazu? Oder die Patronenhülsen unter den Jagdständen. Eimerweise habe er sie schon zum Wertstoffhof gebracht.
Ernwein kommt auf Grüngut zu sprechen: "Grünschnitt ist Müll. Ebenso Laub aus dem Garten." Sie sieht sich hier zuweilen in einem Kampf gegen Windmühlen: "Für viele schwer verständlich, haben wir hier in Ortsnähe immer wieder mit Müllablagerungen dieser Art zu tun." Das Ergebnis sei, dass sich nicht-heimische Pflanzen im Wald ausbreiten und die heimische Flora verdrängen. Typische Vertreter, die in ganz Deutschland zu finden sind: Japanknöterich, drüsiges Springkraut, Bambus.
Bartsch spricht von regelrechter Flurverfälschung durch Grüngut. Er zeigt eine Rose, die illegal in den Wald eingebracht wurde: An den Ästen hängen noch Plastikklammern. Und er fürchtet den echten Mehltau, "der sich von Rosenblättern auf die Eichen überträgt und diese im Wuchs hemmt, den kriegt man nicht wieder los". Kastanienlaub bringe die Miniermotten in den Wald und Rasenschnitt faul austretendes Sickerwasser, das in den Waldboden sickert. Mist, Schweineköpfe und tote Hühner fand er ebenfalls schon.
Zwei Mal, sagt er, habe es zu seiner Amtszeit schon bei einem illegalen Grünguthaufen bei Weisbrunn gebrannt. Die verkohlten Bäume in der näheren Umgebung könnten dies bezeugen. Zigarettenkippen, Selbstentzündung des Grünguts und heiße Auspuffe könnten Waldbrände erzeugen. Er hoffe, dass wie in Thüringen auch in Bayern eine App eingeführt werde, die es den Nutzerinnen und Nutzern ermöglicht, eigene Beobachtungen zu melden. "Der Wald ist keine Müllkippe!"