Eine Überschrift in der Tagesschau vom 18. August 2022 ließ Waldbesitzer aufhorchen: "Millionenschäden durch Holzdiebstahl." Damals berichtete die ARD: "Die Angst vor einem Gasmangel im Winter und drastisch steigende Holzpreise sorgen offenbar für immer mehr Diebstähle von Holz in deutschen Wäldern."
Auch im Landkreis Hassberge? Eine Polizeimeldung aus Haßfurt im März vergangenen Jahres ging in diese Richtung: 40 Festmeter Langholz aus dem Staatsforst von Zeil waren verschwunden. Hier müssten Profis am Werk gewesen sein, hieß es, die mit größeren Fahrzeugen in kurzer Zeit zuschlagen konnten. Und im August wurde der Diebstahl von sieben Holzstämmen aus einem Waldstück bei Hofheim zur Anzeige gebracht.
Peilsender sollen Diebstähle verhindern
Forstmeister Hans Stark leitet das Forstamt in Sailershausen. Er beobachtet, dass der Holzabtransport sehr diszipliniert und wohl organisiert abläuft: Der professionelle Holzhandel setzt auf den Einsatz von GPS-Geräten, die jede Bewegung der Stämme melden und Informationen über den aktuellen Standort geben. Ihr Abschreckungseffekt sei durchschlagend, so Stark.
Was den Verkauf von Brennholz an den privaten Endkunden betrifft, so habe er in den letzten Monaten auch noch keine Auffälligkeiten bemerkt. Er bediene ausschließlich Stammkundschaft, für diese laufe der Holzhandel in bewährten Bahnen. Wer meint, er müsse seinen Kofferraum mit Schnittholz füllen, dem sei geraten, zuvor um Erlaubnis zu bitten. Die Kosten hierfür seien durchaus überschaubar.
Hans Stark will den Wald behutsam in eine wohlgeordnete Zukunft führen
Am günstigsten komme an sein Holz, wer selbst zur Säge greift. Doch er müsse über die entsprechende Ausbildung verfügen, was Stark auch kontrolliere. In ausgewiesenen Gebieten dürfe die Käuferin oder der Käufer tätig werden, zum eigenen Wohl und, wie er betont, zum Nutzen des Waldes in Zeiten von Klimawandel und Käferplagen. Erfahrungsgemäß nähmen diese Kunden ihre Ware auch gleich mit nachhause, so dass auch bei dieser Handelsart kein "interessierter Dritter" in Versuchung gebracht werde.
Die Nachfrage nach Brennholz sei so groß wie lange nicht mehr. Sie käme zwar nicht an die Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg heran, als kein Zweiglein auf dem Waldboden verharren durfte, doch neben dem stets nachgefragten Hartholz wie Buche und Eiche sei auch das Interesse an Weichholz, in erster Linie Fichte und Kiefer, kräftig gestiegen.
Ihm läge daran, so Stark, den Wald behutsam in eine wohlgeordnete Zukunft zu führen. Kiefer und Fichte spielten keine Rolle mehr, Elsbeere und Ahorn würden in ihrem Wachstum und Gedeihen gefördert. Holzernte sei möglich, doch auch das Verbleiben von Totholz im Wald unabdingbar. Es käme zu Zielkonflikten, doch mit Augenmaß, Verständnis und Weitsicht könne man einen guten Weg finden.
Der Klimawandel macht es Langfingern schwer
Förster Christian Bartsch ist Betriebsleiter in den Städten Eltmann und Königsberg und weiterhin Revierleiter in Eltmann. Er begründet, warum der Klimawandel Langfingern das Leben erschwert: "5.600 Kubikmeter Holz schlagen wir jährlich. Üblicherweise lag der Totholzanteil bei circa 15 Prozent, in den vergangenen drei Jahren ist er auf über 90 Prozent gestiegen. Dieser ist oftmals klimabedingt mit Käfern befallen, muss daher nach der Fällung den Wald umgehend verlassen." Das habe er mit seinen Kunden besprochen. "Und was nicht daliegt, wird auch nicht gestohlen."
Er nennt einen weiteren Faktor, der den Diebstahl erschwert: "Früher wurde die Holzernte in den Wintermonaten vollzogen, bei Frost, und möglichst großflächig." Jedoch in der heutigen Zeit erfolge die Fällung ganzjährig. Woher sollte jemand, der etwas mitgehen lassen will, also wissen, wo gerade Brennholz gemacht wurde und zum Abtransport bereitliegt?
Leuchtende Markierungen mit einer abschreckenden Wirkung
Bartsch beugt vor: jeder Stamm wird an seinen Schnittstellen besprüht, jedes Los nummeriert. Das potentielle Diebesgut leuchte weithin, ließe sich daher leicht erkennen, die abschreckende Wirkung sei beachtlich. Und die Nummerierung zeige ebenfalls Wirkung: er habe erst kürzlich einen Transporteur gestellt, der den Wald mit einer vollen Holzladung verlassen wollte. Doch dieser, wurde ihm glaubhaft versichert, "hatte sich nur in der Nummerierung vertan", ein Zahlendreher sei ihm zum Verhängnis geworden. Bartsch beließ es dabei.
Bartsch fasst zusammen: "Brennholzdiebstahl ist kein wirkliches Thema." Anders sähe es aus im Profibereich, und er thematisiert sein Holzlager im Industriegebiet von Eltmann: Weit genug vom Wald entfernt, um die Käferausbreitung zu vereiteln, doch mit schweren Fahrzeugen leicht zu erreichen. Dort wurden ihm vergangenen Sommer 80 Kubikmeter Stammholz entwendet, und Ermittlungen in der Sache hält er für aussichtslos.
Die Dienststelle der Bayerischen Staatsforsten in Ebrach war zum Zeitpunkt der Recherche nicht erreichbar, doch ihre Leiterin Barbara Ernwein hatte bereits im Frühjahr 2022 im Gespräch mit dieser Redaktion erklärt, dass Holzklau in ihren Revieren erfahrungsgemäß kein größeres Problem sei.
Polizei bestätigt: Der befürchtete Anstieg der Straftaten ist ausgeblieben
Das bestätigen auch die Polizeidienststellen im Landkreis Haßberge: Während in Ebern in den vergangenen zwei Jahren keine einzige einschlägige Anzeige einging, bewegen sie sich in Haßfurt im "normalen Bereich": Drei bis vier Anzeigen jährlich, berichtet ihr Erster Polizeihauptkommissar Kurt Etzel und erklärt, dass es sich zumeist um Holz handle, das über längere Zeit zur Abholung am Straßenrand bereitliegt. Doch dass die Diebstahlfälle in den letzten Monaten zugenommen hätten, wie es im Sommer 2022 befürchtet wurde, hätte sich in dieser Form nicht bestätigt.