Teile der Trinkwasserversorgung von Aidhausen sind mit Uran belastet. Die Gemeinde und das Gesundheitsamt des Landkreises Haßberge sehen deshalb Handlungsbedarf: Sie warnen seit vergangenem Donnerstag vor einer Einnahme des giftigen Leitungswassers. Wer von der Verunreinigung betroffen ist, was die Ursachen für die Überschreitung des Grenzwertes sind und wie gefährlich Uran für den menschlichen Körper ist.
Für welche Gemeindeteile gilt die Warnung?
Die Warnung trifft alle Haushalte, die an der Rottensteiner Wasserversorgung hängen. Dazu zählen der Kernort Aidhausen sowie Friesenhausen, Happertshausen und eben Rottenstein. Laut Landratsamt Haßberge sind damit rund 1300 Personen betroffen.
Wie hoch ist die Uranbelastung des Wassers?
Laut Umweltbundesamtes gilt für Uran ein Grenzwert von zehn Mikrogramm je Liter Trinkwasser. Die Konzentration der belasteten Probe aber, die am 18. März im Rahmen einer vierteljährlichen Untersuchung genommen und deren Analyse am 21. März an die Gemeinde und das Gesundheitsamt übermittelt wurde, lag mit 48 Mikrogramm je Liter deutlich darüber. Das bedeutet, dass die Bürgerinnen und Bürger mindestens in diesen drei Tagen einer erhöhen Uranbelastung ausgesetzt waren.
Wie gefährlich ist Uran im Trinkwasser?
Im Falle einer Trinkwasserbelastung durch Uran ist nicht die radioaktive Strahlung das eigentliche Problem. Diese sei im Falle von Aidhausen laut Gesundheitsamt Haßberge "sehr gering und damit zu vernachlässigen". Sehr viel gefährlicher sei jedoch die toxische Schwermetalleigenschaft des Urans.
"Gelangt es in einer löslichen chemischen Form in den menschlichen Körper, wird es innerhalb von Tagen über die Niere ausgeschieden", heißt es vonseiten des Gesundheitsamtes weiter. Dies könne zu Nierenfunktionsstörungen führen, bis hin zum Nierenversagen. Jedoch seien die Dosis sowie die Expositionsdauer entscheidend, also wie lange und in welchem Ausmaß Betroffene dem Gift ausgesetzt sind.
Welche Tipps geben Gemeinde und Gesundheitsamt?
Nach Bekanntwerden der Grenzwertüberschreitung seien laut Gemeinde und Gesundheitsamt sofort Maßnahmen ergriffen worden. Unter anderem klärte die Verwaltung über die gemeindeeigene App, den Internetauftritt sowie ein Schreiben im Briefkasten über Gefahren und Empfehlungen auf.
So sollten Betroffene – insbesondere Säuglinge – die Einnahme des belasteten Leitungswassers vermeiden. Zudem sollte es weder für die Zubereitung von Speisen oder Getränken – ob abgekocht oder nicht –, noch für das Putzen der Zähne oder das Reinigen offener Wunden benutzt werden. Die Verwaltung stellt den Bürgerinnen und Bürgern deswegen Trinkwasser auf Kosten der Gemeinde zur Verfügung, wie Bürgermeister Dieter Möhring (Freie Wähler) auf Nachfrage mitteilt. Das Duschen, Baden oder Spülen der Toilette hingegen sei unbedenklich.
Was sind die Gründe für die Überschreitung des Grenzwerts?
Ursache für die hohe Schwermetallbelastung ist nach Angaben von Dieter Möhring ein defekter Uranentfernungsfilter am Hochbehälter Rottenstein. Das Verfahren bindet mittels spezieller Harze das Uran und entfernt es aus dem Wasser. Wann der Filter kaputtgegangen ist, ist laut Möhring unklar. Das möchte der Bürgermeister nun aufklären. "Ich werde mir die Werte bei den vergangenen Messungen ansehen, um herauszufinden, ob der Defekt schon eher zu erkennen war." Der zuständige Mitarbeiter befinde sich derzeit allerdings im Urlaub.
Wie lange die Bürgerinnen und Bürger, die an der Rottensteiner Wasserversorgung hängen, also tatsächlich einer erhöhten Uranbelastung ausgesetzt waren, bleibt offen.
Bis wann möchte die Gemeinde die Probleme beseitigen?
Seit Montagmorgen sei eine Fachfirma im Bauhof mit dem Wechsel des Uranentfernungsfilters beschäftigt, so Möhring. Er erwartet, dass die Arbeiten noch am Abend abgeschlossen sind. Doch bis die Bürgerinnen und Bürger das Wasser aus Rottenstein wieder ohne Problem trinken können, dauert es noch. Zunächst, so Möhring, müssten die Netze gespült werden.
Bis zur endgültigen Freigabe des Trinkwassers sei eine weitere Untersuchung notwendig, heißt es aus dem Gesundheitsamt Haßberge. Diese müsse belegen, dass die Versorgungsanlage die Grenzwerte für Uran gemäß Trinkwasserverordnung nicht überschreitet. Möhring hofft, dass seine Bürgerinnen und Bürger bis Dienstag, spätestens Mittwoch, wieder am Netz sind.
Ist Aidhausen bei der Uranbelastung ein Einzelfall?
"Dem Gesundheitsamt sind, abgesehen vom aktuellen Fall, bei den öffentlichen Versorgern keine Uranprobleme im Trinkwasser nach der Aufbereitung bekannt", heißt es hierzu auf Nachfrage dieser Redaktion. Allerdings hatte es bereits vor rund 15 Jahren Berichte über erhöhte Uranbelastungen im Landkreis Haßberge gegeben, darunter in Maroldsweisach und Pfarrweisach.
Ein Grund könnten die geologischen Voraussetzungen der Region sein. So heißt es laut Landratsamt: "Über uranhaltiges Gestein kann Uran ins Grundwasser gelangen." Dieter Möhrings Vermutung: Die hohen Niederschläge im Frühjahr könnten die Anreicherung im Wasser noch verstärkt haben.