Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gibt dem Landkreis Haßberge einen Korb: Der Landkreis, der aktuell - gemessen an der Sieben-Tage-Inzidenz - die am zweitstärksten von Corona betroffene Region Deutschlands ist, erhält trotz des dramatischen Infektionsgeschehens keine Impfstoff-Sonderzuweisung. Das hat eine Ministeriumssprecherin am Dienstag gegenüber dieser Zeitung herausgestellt.
Ziel der bayerischen Impfstrategie sei es, möglichst schnell möglichst viele Menschen zu impfen. Die dem Bundesland Bayern durch den Bund zugewiesenen Impfstoffe für Impfzentren würden zeitnah ohne Bildung einer Reserve in die Regierungsbezirke ausgeliefert, heißt es in der Antwortmail aus München.
Reserven dienen für einen möglichen Verwurf von Impfstoff
Bereits Ende März wurden dem Gesundheitsministerium zufolge die Impfstoffreserven der Hersteller Moderna und AstraZeneca aufgelöst beziehungsweise beim Hersteller BioNTech auf ein absolut notwendiges Minimum reduziert und in die Regierungsbezirke ausgeliefert. Die Reserve des Impfstoffs BioNTech diene zudem nur zum Zwecke des möglichen Ausgleichs bei der Gefahr eines kurzfristig auftretenden Verwurfs von Impfstoff. "Vor diesem Hintergrund sind Sonderzuweisungen mangels Impfstoff nicht möglich", erklärte die Ministeriumssprecherin.
Beim Parteifreund auf taube Ohren gestoßen
Mit dieser Aussage sind auch die Bemühungen des Stimmkreisabgeordneten Steffen Vogel (CSU) im Sande verlaufen, der versucht hatte, seinen Einfluss auf das Gesundheitsministerium geltend zu machen. Vogel hatte seine Forderung nach Sonderkontingenten damit begründet, dass auch die Landkreise Kronach, Hof und Tirschenreuth aufgrund ihrer besonderen Belastungen wegen der Nähe zu Tschechien zusätzlichen Impfstoff erhalten hätten. Mit dieser Argumentation ist er bei Parteifreund und Gesundheitsminister Klaus Holetschek offenbar auf taube Ohren gestoßen.
Aktuelle Inzidenz von 334,2
Das Gesundheitsamt Haßberge meldete unterdessen am Dienstag 29 Neuinfektionen. Die Gesamtzahl der nachgewiesenen Fälle kletterte somit auf 3694 (Stand Dienstag, 15 Uhr). 3091 Betroffene seien inzwischen genesen, 520 hingegen mit dem Virus noch infiziert. Laut Behörden werden gegenwärtig 21 Corona-Patienten stationär im Krankenhaus behandelt, vier davon auf Intensivstation. Inzwischen sind 83 Haßbergler im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit verstorben. Die Zahl der in Quarantäne Befindlichen gab das Gesundheitsamt mit 463 an. Das Robert-Koch-Institut gab am Dienstag eine Sieben-Tage-Inzidenz von 334,2 bekannt.
Britische Variante weiter auf dem Vormarsch
Laut Gesundheitsamt Haßberge ist die ansteckendere britische Variante des Coronavirus im Landkreis weiter auf dem Vormarsch. Es seien hier inzwischen 908 Fälle bestätigt. Die südafrikanische Variante sei bisher einmal nachgewiesen.
Für Landrat Wilhelm Schneider ist es wichtig, dass alle Bürgerinnen und Bürger "mit Bedacht und Vorsicht mit der Situation umgehen und sich an die bestehenden Hygiene- und Schutzmaßnahmen halten, insbesondere an die Abstandsregeln, FFP2-Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen – auch am Arbeitsplatz und besonders auch während der Pausen und bei Fahrgemeinschaften."
Und ich habe ihn schon auf den Pressefotos bei der der Übergabe des Impfstoffes gesehen.
Ich kann Herrn Vogel nichts abgewinnen, allerdings hat er mit dieser Argumentation recht! Laut Herrn Söder stehen doch jetzt genug Impfmengen zur Verfügung. Heute hat er über die vorzeitige Aufhebung der Priorisierungsgruppen und anderer Dinge fabuliert (selbstverliebt wie immer).
Für Sonderkontingente wie in anderen Landkreisen reicht es aber nicht - Bayern ist nur in der Selbstdarstellung und in der Eigenwerbung gut was die Corona-Pandemie betrifft. Die Wirklichkeit ist eine andere!