Seit Tagen steigt die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Haßberge täglich auf neue Allzeit-Höchstwerte. Doch so massiv wie am Freitag sind die Werte noch nie in die Höhe geschossen: Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet einen Wert von 2828,8. Das sind 302,5 Punkte mehr als noch am Vortag. Damit hat der Haßbergkreis derzeit die fünfthöchste Inzidenz in ganz Deutschland und die zweithöchste in Bayern.
Ansturm auf neuen Novavax-Impfstoff bleibt aus
Die Hoffnung, dass sich durch den neuen Impfstoff von Novavax die Impfquote deutliche erhöhen lasse, scheint sich indes nicht zu bestätigen. "Ein Ansturm auf Novavax ist bisher ausgeblieben", teilt Moni Göhr, Pressesprecherin des Landratsamtes, auf Nachfrage der Redaktion mit. "Vom 3. März bis Anfang dieser Woche haben sich rund 35 Personen mit Novavax impfen lassen." In diesem Zusammenhang weist die Behörde noch einmal darauf hin, dass seit dem 6. März Novavax nicht nur für Beschäftigte im Pflege- und Gesundheitssektor, sondern für alle Personen ab 18 Jahren zur Verfügung steht.
So wie die Inzidenz liegt auch die Zahl an Neuinfektionen auf einem Rekordhoch: Wie das Gesundheitsamt mitteilt, sind von Donnerstag auf Freitag 684 Fälle dazugekommen (Stand: Freitag, 12.30 Uhr). Damit gab es seit Beginn der Pandemie 21 363 bestätigte Corona-Fälle im Landkreis. In 18 688 Fällen sind die Betroffenen wieder genesen. 127 Bürgerinnen und Bürger sind bisher im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion verstorben. Somit sind aktuell 2548 Personen nachweislich infiziert, das entspricht 3,0 Prozent der Bevölkerung des Landkreises.
30 Patientinnen und Patienten im Krankenhaus
30 Corona-Patientinnen und -Patienten werden derzeit stationär im Krankenhaus behandelt, eine Person liegt auf der Intensivstation. In häuslicher Isolation befinden sich 300 enge Kontaktpersonen und Reiserückkehrer.
Wie jeden Freitag teil das Landratsamt mit, wie viele Fälle es in den einzelnen Kommunen gibt. Aus technischen Gründen sei das aber nur zum Stand Mitternacht möglich, weshalb die Gesamtzahl der Fälle nicht ganz mit den Zahlen von Freitagmittag übereinstimmen. Demnach gibt es derzeit nur zwei Gemeinden, in denen weniger als zwei Prozent der Bevölkerung infiziert sind: Bundorf mit 1,7 und Breitbrunn mit 1,8 Prozent. Die höchsten Werte haben dagegen Sand und Untermerzbach mit 3,7 Prozent sowie Ebelsbach und Rentweinsdorf mit 3,6 Prozent.
Pflegeberufe: Impfung wird zur Einstellungsvoraussetzung
Angesichts des dramatischen Anstiegs der Zahlen stellt sich auch die Frage nach der einrichtungsbezogenen Impfpflicht. Das Landratsamt erklärt dazu in einer Pressemitteilung, dass diese in Bayern "in einem gestuften Verwaltungsverfahren" umgesetzt werde. Der erste Stichtag dafür ist der 16. März. Ab diesem Datum sind Neueinstellungen nur noch mit Impfnachweis möglich. Zudem sei das der Tag, an dem die Einrichtungen dem Gesundheitsamt melden, wie viele ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht über einen ausreichenden Impfschutz verfügen.
"Das Gesundheitsamt gibt diesen Personen dann die Möglichkeit, eine Impfberatung wahrzunehmen und die Entscheidung zu überdenken", heißt es weiter in dem Schreiben aus der Behörde. Sollten sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Gesundheits- und Pflegeberufen dann weiterhin nicht impfen lassen, werde gegebenenfalls ein Bußgeldverfahren eingeleitet. "In letzter Konsequenz – aber nur als Ultima Ratio – kann dann unter Umständen ein Betretungsverbot ausgesprochen werden." Das Gesundheitsamt Haßberge weist allerdings darauf hin, "dass aufgrund dieses gestuften Verfahrens vor dem 1. Juli 2022 keine Tätigkeits- oder Betretungsverbote ausgesprochen werden". Dabei gehe es für die Einrichtungen auch um die Planbarkeit.
Droht den Einrichtungen ein Personalmangel?
Aber gibt es genug geimpfte Beschäftigte? Oder droht den Einrichtungen ein großer Personalmangel, wenn die Impfpflicht im Sommer konsequent umgesetzt wird? Die Impfquote in den stationären Pflegeinrichtungen sei sehr unterschiedlich, teilt Behördensprecherin Moni Göhr mit. "Dennoch haben wir im Landkreis Haßberge im medizinischen und pflegerischen Bereich eine hohe Impfquote. Sie liegt je nach Einrichtung aktuell zwischen 90 und 100 Prozent bei den Beschäftigten von stationären Pflegeeinrichtungen."
Allerdings weist Göhr auch darauf hin, dass zu den Beschäftigten eben nicht nur die Pflege- und Betreuungskräfte zählen, sondern das gesamte Personal einer Einrichtung. "In anderen Bereichen des Gesundheitswesens kann die Impfquote abweichen, hierüber haben wir aber noch keine Gesamtübersicht", schreibt die Behördensprecherin. Eine genaue Impfquote werde zum 15. März erhoben. "Die Schätzung liegt hier weiterhin zwischen 85 und 100 Prozent."