Mit Sorge erwarten viele Menschen in Bayern den 14. September. Denn an diesem Tag geht nach den Sommerferien die Schule wieder los. Dann kommt wieder eine große Zahl an Kindern und Jugendlichen zusammen, von denen ein Großteil noch zu jung ist, um sich gegen Corona impfen zu lassen. So befürchten viele, dass die Schulen zum Treiber der Pandemie werden und dass damit ab Herbst die Zahlen wieder nach oben gehen. Ein Mittel, das helfen soll, dieses Szenario zu verhindern, sind Luftfilter für die Klassenräume. Doch wie steht es im Landkreis Haßberge um deren Beschaffung?
Einige Geräte gibt es schon seit Herbst 2020
Moni Göhr, Pressesprecherin des Landratsamtes, berichtet, dass es bereits an einigen Schulen einzelne Geräte gibt. Diese stammen aus einer Förderung vom vergangenen Herbst und waren gedacht für "Innenräume, die als Klassen- oder Fachraum dienen, schlecht (z.B. nur durch Sheddach-Kippfenster) oder nicht belüftet werden können und nicht über eine raumlufttechnische Anlage verfügen", heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Landratsamt.
In den Schulen des Landkreises seien diese Anlagen bisher kaum zum Einsatz gekommen, berichtet Göhr. Denn dort würde eher auf dezentrale Lüftungsgeräte gesetzt, da bei diesen "auch die CO2-Konzentration im Raum verringert und frische Außenluft zugeführt wird, was auch die Leistungsfähigkeit und das Konzentrationsvermögen unterstützt". Beim Zweckverband Schulzentrum Haßfurt habe kein Bedarf bestanden, "da alle innenliegenden Räume aufgrund der jüngsten Sanierungsmaßnahmen über raumlufttechnische Anlagen verfügen". Einige Gemeinden hätten dagegen für ihre Schulen Luftreinigungsgeräte angeschafft.
Gemeinsame Ausschreibung des Landkreises und seiner Kommunen
"Kommunen, Zweckverband Schulzentrum und Landkreis veröffentlichen diese Woche eine europaweite Ausschreibung zur Ausstattung der Klassenzimmer", heißt es weiter aus dem Landratsamt. Sollte der Landkreis alle Klassen- und Fachräume mit Luftfiltern ausstatten wollen, wären bis zu 280 solche Geräte nötig, beim Zweckverband Schulzentrum wären es 145.
Weiter berichtet Moni Göhr, dass sich gut die Hälfte der Kommunen im Landkreis an der Ausschreibung beteiligen, hier liege der Bedarf bei bis zu 373 Geräten, wobei es nicht nur um Schulen geht, sondern auch um Kindertageseinrichtungen. "Auch gemeinnützige Träger haben sich an die Ausschreibung gehängt", heißt es aus dem Landratsamt. Einen Zuschlag soll es Mitte September geben. Erst dann soll auch die Entscheidung fallen, ob es eine Vollausstattung aller Unterrichtsräume geben wird, oder ob nur eine Teilausstattung erfolgt.
Dass für die Beschaffung eine europaweite Ausschreibung nötig ist, begründet das Landratsamt: "Aufgrund mehrerer Hundert zu beschaffender Geräte ist das Ausschreibungsverfahren unumgänglich und darf nach Auskunft aus dem zuständigen Ministerium auch nicht aufgrund der Corona-Situation umgangen werden."
Luftfilter können das Lüften nicht ersetzen
Viele, die eine schnelle Ausstattung aller Schulen mit Luftfiltern fordern, betonen dabei auch, dass das ständige Lüften bei eisigen Außentemperaturen endlich ein Ende haben müsse, da es Schülerinnen und Schülern nicht zuzumuten sei. Laut den Aussagen des Landratsamtes sind die Luftreinigungsanlagen allerdings nicht das Allheilmittel, als das sie viele sehen möchten: "Die Luftreinigungsgeräte ersetzen das Lüften über die Fenster nicht, sind allenfalls eine Ergänzung", schreibt Moni Göhr.
Diese Aussage bestätigt auch Schulamtsdirektorin Claudia Schmidt: "Die Geräte sind nur eine Unterstützung." Dennoch sei in den Schulen die Freude groß über die Beschaffung. "Die Schulen sind dankbar", sagt Schmidt. Denn die Bestrebungen seien groß, alles dafür zu tun, dass der Unterricht im September wieder normal anlaufen kann – auch wenn sie selbst nicht einschätzen könne, wie wirksam die Anlagen eigentlich sind. "Wir sind keine Wissenschaftler", sagt sie.
Machen die Geräte zu viel Lärm?
Aus einer Quelle, die nicht genannt werden möchte, hat diese Redaktion auch Kritik an den Luftfiltern erreicht: Die Geräte seien bestenfalls eine Notlösung für Räume, die sich nicht anders belüften lassen, da sie im Betrieb eine Menge Lärm verursachten, der den Unterricht massiv störe - das sei zumindest die Erfahrung, die an einer Schule im Landkreis gemacht worden sei.
Dieser Kritik kann sich Schulamtsdirektorin Schmidt nicht anschließen. Sie selbst sei schon in Klassenzimmern mit solchen Anlagen gewesen und habe das Geräusch nicht als störend empfunden. "Ich habe zuhause einen Kühlschrank, der ist lauter", sagt sie. Auch aus den Schulen, für die sie zuständig ist, habe sie keine entsprechende Kritik gehört.
Allerdings räumt sie ein, dass es bei den vielen verschiedenen Herstellern solcher Luftfilter durchaus sein könne, dass unterschiedliche Modelle unterschiedlich laut sind. Als im Herbst 2020 die ersten Geräte beschafft wurden, gab es noch keine Grenzwerte für die Lautstärke. Mittlerweile haben die Behörden jedoch reagiert: Wie Moni Göhr berichtet, gilt für die Neubeschaffungen, dass die Geräte einen Schalldruck von 40 Dezibel nicht überschreiten dürfen. Das entspricht etwa der Lautstärke von leichtem Regen oder vom Brummen eines Kühlschranks in einer Entfernung von rund einem Meter.
Studie belegt die Wirksamkeit der Anlagen
Moni Göhr betont, bei einer Online-Besprechung von Landrat Wilhelm Schneider mit den Bürgermeistern habe Einigkeit bestanden, "dass die wirkungsvollste Methode zur Senkung der Virenlast in Schulräumen das regelmäßige Stoßlüften über die Fenster ist". So zitiert die Landratsamtssprecherin auch kritische Stimmen: "Das Umweltbundesamt sieht die Geräte allenfalls als Ergänzung zu regelmäßigem Stoßlüften an. Signifikante Auswirkungen haben die Geräte dagegen nur in schlecht belüftbaren Räumen ohne fest verbaute Lüftungsanlage."
Dagegen betont ein Sprecher des Bayerischen Gesundheitsministeriums: "Ziel ist es, Präsenzunterricht im neuen Schuljahr zu ermöglichen und dabei die Schülerinnen und Schüler und auch das Lehrpersonal so gut es geht zu schützen. Luftreinigungsgeräte sind ein wesentlicher Baustein, um die Schulen hierfür fit zu machen." In seiner schriftlichen Antwort auf die Anfrage dieser Redaktion verweist er auf eine Studie der Goethe-Universität Frankfurt, die zum Ergebnis kommt, "dass Luftreiniger der Filterklasse HEPA (H13) die Aerosolkonzentration in einem Klassenzimmer in einer halben Stunde um 90 Prozent senken können".
Auch die Lärmbelastung im Unterricht sei nicht als störend bezeichnet worden. Allerdings sieht auch das Gesundheitsministerium die Anlagen nicht als Allheilmittel, sondern lediglich als sinnvolle Ergänzung zum regelmäßigen Lüften. Wichtig seien auch weiterhin Hygienekonzepte, dem Tragen von Masken sowie eine möglichst hohe Impfquote in der Gesamtbevölkerung.