
Betrübliche Spitzenposition: Seit über einer Woche gehört der Landkreis Haßberge zu den fünf am stärksten vom Corona-Infektionsgeschehen betroffenen Landstrichen in Deutschland. Für diesen Donnerstag nun meldet das Robert Koch-Institut in Berlin (RKI) für die Haßberge eine Sieben-Tage-Inzidenz von 3540,2. Damit ist der Haßbergkreis erstmals absoluter Corona-Hotspot bundesweit.
Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt an, wie viele Menschen sich innerhalb einer Woche mit Covid-19 anstecken, umgerechnet auf 100.000 Personen. Hohe Inzidenzen sind also ein Indikator für hohes Infektionsgeschehen. Wie stark die Seuche grassiert, lässt sich im Landkreis Haßberge auch leicht aus den absoluten Zahlen ablesen: Das Gesundheitsamt Haßberge meldet am Donnerstag 331 Neuinfektionen (Stand: 14.30 Uhr), auf der Seite des RKI ist gar von 847 die Rede.
Dass sich diese Zahlen unterscheiden, liegt an den unterschiedlichen Meldezeiträumen: Die RKI-Zahlen werden immer um Mitternacht erneuert, die Meldung des Landratsamtes an die Medien erfolgt dagegen üblicherweise am frühen Nachmittag. Ein großer Teil der Neuinfektionen, die das Robert-Koch-Institut erst heute meldet, waren daher schon in der Pressemitteilung des Landratsamtes vom Mittwoch enthalten.
Viele Fälle, aber eine niedrige Dunkelziffer?
"Wir liegen mit unserer Inzidenz deutschlandweit zwar an erster Stelle, aber die Zahlen in den anderen Landkreisen schnellen leider auch nach oben. Die fünfte und gleichzeitig sechste Welle hat uns mit voller Wucht erwischt", äußert sich Landrat Wilhelm Schneider (CSU) auf Anfrage dieser Redaktion schriftlich zu den aktuellen Corona-Zahlen. Dennoch zeigt er sich zufrieden mit der Arbeit des Gesundheitsamtes. Dieses arbeite sehr engagiert, "wir bearbeiten alle Fälle zeitnah und hinken nicht hinterher". Wie der Landrat berichtet, erhalten alle Betroffenen und alle Kontaktpersonen zeitnah einen PCR-Test. "Wir müssen nicht priorisieren, wie in manch anderen Orten", betont Schneider. "Deswegen haben wir zwar viele Fälle, aber wir gehen davon aus, dass wir eine niedrige Dunkelziffer haben."
Die Impfquote ist noch immer zu niedrig
"Die Fallzahlen steigen aktuell deutschlandweit", schreibt Moni Göhr, Pressesprecherin des Landratsamtes. "Unsere Zahlen sind nach der fünften Welle nie abgefallen." Durch die noch ansteckendere Omikron-Variante habe sich die sechste Welle gleich auf die fünfte "drauf gesetzt".
Ein weiteres Problem, das zur Ausbreitung des Virus beitrage: Vielen Bürgerinnen und Bürgern sei das Bewusstsein dafür abhandengekommen, dass die Pandemie noch nicht besiegt ist. "Viele Menschen sind unvorsichtig geworden, vor allem, was Abstand und Maske betrifft", beklagt auch der Landrat. Und er nennt ein weiteres Problem: "Unsere Impfquote ist immer noch zu niedrig." So wolle er mit seinem Schreiben noch einmal "die Werbetrommel fürs Impfen" rühren: "Nutzen Sie unsere Angebote, denn der einzige Weg aus dieser Pandemie ist und bleibt die Impfung!"
Bisher haben 60.099 Bürgerinnen und Bürger des Landkreises eine Grundimmunisierung erhalten, das sind 71,21 Prozent der Bevölkerung. Dazu kommen 135 Personen, die nach einer Genesung eine Impfung erhalten haben und damit als vollständig geimpft gelten. 46.705 Personen (55,34 Prozent) haben die erste Auffrischungsimpfung erhalten, 739 (0,88 Prozent) auch die zweite.
Konsequenzen aus den hohen Infektionszahlen?
Ob die hohen Zahlen für die Bevölkerung Konsequenzen in Form von verschärften Corona-Regeln haben, hänge jetzt von den neuen Regelungen der Landesregierung ab. Allerdings hat das Landratsamt bereits beschlossen, die Kreistagssitzung am kommenden Montag zur Hybrid-Sitzung zu machen. Sprich: Nur die Fraktionsvorsitzenden treffen sich im Sitzungssaal, der Rest nimmt digital teil.
Laut Landratsamt gab es seit Beginn der Pandemie im Landkreis 23.448 nachgewiesene Fälle, in 20.562 davon sind die Betroffenen wieder genesen. 128 Personen sind im Zusammenhang mit einer Infektion verstorben. Somit sind aktuell 2758 Bürgerinnen und Bürger nachweislich infiziert. In häuslicher Isolation befinden sich 206 enge Kontaktpersonen.
Die Situation in den Kliniken
Nach Angaben der Haßberg-Kliniken befindet sich derzeit ein Corona-Patient auf der Intensivstation in Haßfurt, elf weitere auf der Normalstation in Haßfurt und sieben auf der Normalstation in Ebern. Doch nicht nur in den Haßberg-Kliniken werden Corona-Patienten aus dem Landkreis behandelt: Laut Landratsamt werden insgesamt 36 Haßbergler stationär wegen Corona behandelt, vier davon intensivmedizinisch.
das ist doch in jedem Fall eine Nachricht für die Menschen im Landkreis Haßberge wert: Hier sind die Infektionszahlen bundesweit aktuell am höchsten. Es wäre doch umgekehrt höchst fragwürdig, wenn wir unseren Leserinnen und Lesern diesen Umstand verschweigen würden. Ich denke, die Bevölkerung hier hat ein Recht darauf zu erfahren, wie hoch hier gerade die Infektionszahlen sind. Und da ändert sich mE auch dadurch nichts daran, dass die Hotspots beim Corona-Geschehen in der Tat rege wechseln. Aber der Landkreis Haßberge ist seit Tagen vorne dabei...
Mit freundlichen Grüßen aus der Redaktion, Martin Sage