
Ab Mai wird durch den Landkreis Haßberge ein Impfbus rollen. Wie in anderen Regionen auch, soll das Impfangebot auf Rädern Menschen erreichen, die, aus welchen Gründen auch immer, von sich aus kaum ein Impfzentrum ansteuern würden. "Er wird wohl darauf hinauslaufen, dass wir einen Bus mieten", sagte am Donnerstag Christian Mottl, neuer Leiter der Abteilung "Kommunal-, Ordnungsrecht und Verbraucherschutz" am Landratsamt Haßberge, auf Anfrage der Redaktion.
Impfbusse sind speziell für ihren Zweck umgerüstete Linien- oder Reisebusse. Nach Expertenangaben kann das medizinische Personal im Fahrzeug bis zu 400 Impfungen pro Tag durchführen. Der Kauf eines solchen Gefährts erscheint aus Sicht des Landkreises nicht wirtschaftlich, da abzusehen ist, dass mit Abklingen der Pandemie oder entsprechender Durchimpfung der Bevölkerung der Bus irgendwann nicht mehr ausgelastet sein wird.
Viele Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker im Landkreis Haßberge hatten schon im Herbst die Einführung eines Impfbusses gefordert. Und dabei unter anderem auf den Landkreis Bad Kissingen verwiesen, wo der Bus schon seit längerem erfolgreich verkehrt. Spätestens seit der ersten digitalen Impfkonferenz Ende Januar hat sich auch die Kreisverwaltung vom Konzept des Impfbusses überzeugen lassen. Ohnehin setzt die Verwaltung, was die weitere Bekämpfung der Pandemie anbelangt, bis Jahresende wieder verstärkt auf "dezentrale Angebote".
Standort des künftigen Impfzentrums ist noch ungewiss
Was gleichzeitig bedeutet: In ein paar Wochen wird es nur noch ein Impfzentrum im Landkreis geben. Die Verträge mit den Betreibern in Hofheim und Ebelsbach laufen Ende März aus, in Königsberg einen Monat später. Das heißt nicht, dass Königsberg dann der Standort für das Impfzentrum bleibt, wie Mottl der Redaktion erläutert. "Das wird erst das Ergebnis der Ausschreibungen zeigen", sagte der promovierte Jurist. Auch ein gänzlich neuer Standort käme infrage. Was von den potenziellen Betreibern verlangt wird: Sie müssen einerseits eine Mindestzahl an Impfungen pro Tag garantieren, im Bedarfsfalle die Kapazitäten aber auch deutlich erweitern können. Und natürlich gehe es auch um das günstigste Angebot.
Landrat Schneider: "Wir haben jetzt die 7 vorne dran"
Es war am vergangenen Montag, dass Landrat Wilhelm Schneider doch mit einer gewissen Erleichterung verkünden konnte: "Wir haben jetzt die 7 vorne dran". Damit gemeint: Die Impfquote im Landkreis. Knapp über 70 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sind vollständig geimpft, gut 48 Prozent geboostert. Dass die Haßberge dem Bundesschnitt (gut 75 Prozent respektive 56 Prozent) immer noch hinterherhinken, "das liegt nicht an den Angeboten, sondern an der Impfbereitschaft in der Bevölkerung", hatte Christian Mottl in der gleichen Sitzung erläutert. Die Menschen in den Städten und Ballungszentren lassen sich offenbar eher zur Impfung bewegen.
Im Schnitt pro Tag eine Sonderaktion
Gewissermaßen als Beweis für diese Behauptung verwies der Verantwortliche für die öffentliche Sicherheit auf 75 Sonderimpfaktionen, die zwischen Ende Oktober und Mitte Januar teilweise in Kooperation mit den Kommunen stattgefunden hätten: "Das entspricht im Schnitt einer Aktion pro Tag". Und so soll es auch weitergehen bis Jahresende, mit mobilen Impfteams und vergleichbaren niederschwelligen Angeboten, damit irgendwann auch die Bevölkerung im Haßbergkreis Herdenimmunität besitzt.

Landrat Wilhelm Schneider hatte im Kreistag allerdings auch darauf aufmerksam gemacht, was das für sein Haus bedeutet: "Es fallen weiterhin sehr viele Überstunden an, weil, trotz der Unterstützung durch Bundeswehr, Polizei, Regierung und andere Verwaltungen Mitarbeiter des Landratsamts zur Bewältigung der Pandemie eingesetzt werden müssen." Dadurch ergäben sich nicht nur Rückstände bei der eigentlichen Arbeit. Das Coronavirus gehört auch zu den Hauptverantwortlichen der um fast 870 000 Euro gestiegenen Personalkosten in 2022.
Kaum jemand sammelt so akribisch Daten wie das Gesundheitsamt Haßberge
Immerhin hat die Verwaltung im Kampf gegen die Lungenkrankheit kürzlich eine besondere Anerkennung erfahren: In einem vom Robert-Koch-Institut (RKI, Berlin) im Januar erstellten Bericht zur Datenqualität der Landrats- bzw. Gesundheitsämter haben die Haßberge hervorragend abgeschnitten, freute sich Christian Mottl im Kreistag. Es geht darum, wie akribisch das Gesundheitsamt beispielsweise den Beginn einer Erkrankung, die Kontakte zu einem bestätigten Fall oder die Hospitalisierungsrate (Krankenhauseinweisungen im Verhältnis zur Einwohnerzahl in einem bestimmten Zeitraum) ermittelt und an das RKI weiterleitet.
Informationen, die fundamental dafür sind, Infektionsketten nachvollziehen zu können. Die aber auch Rückschlüsse auf die Schwere von Krankheitsverläufen oder die künftige Krankenhausauslastung ermöglichen. Und bei all den Fällen, die die Haßberge nach Berlin gemeldet haben, haben sich die Verantwortlichen intensiv um diese Indikatoren gekümmert. "Unsere Mitarbeiter haben sich bei der Abfrage der Daten besonders viel Mühe gegeben", fasste es Christian Mottl zusammen.