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Kreis Haßberge
Kurz vor der Zahlungsunfähigkeit: Kreistag stopft erneut Millionen-Loch in Kasse der Haßberg-Kliniken
Das Betriebskostendefizit der Haßberg-Kliniken ist enorm. Damit das Kommunalunternehmen zahlungsfähig bleibt, springt mal wieder der Landkreis in die Bresche.
Das Defizit der Haßberg-Kliniken (Archivbild) muss erneut vom Landkreis gestopft werden.
Foto: René Ruprecht | Das Defizit der Haßberg-Kliniken (Archivbild) muss erneut vom Landkreis gestopft werden.
Michael Endres
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:13 Uhr

Normalerweise wird nach fünf Jahren darüber gesprochen, wenn Verluste nicht anderweitig ausgeglichen werden können. Bei den Haßberg-Kliniken kann nicht so lange gewartet werden. In der Kreistagssitzung am Mittwoch wurde eine erneute Finanzspritze von bis zu 1,2 Millionen Euro beschlossen, um das Betriebskostendefizit auszugleichen und die Zahlungsfähigkeit der Klinik zu gewährleisten. 

Wie in der Sitzung bekannt wurde, leidet die Liquidität, also die Zahlungsfähigkeit, des Kommunalunternehmens aufgrund der anhaltenden Defizite. Ein Zuwarten, bis die fünfjährige Frist zum Pflichtausgleich der Betriebskostendefizite verstrichen ist, sei nicht darstellbar, heißt es in der Beschlussvorlage. Im Kreishaushalt ist derweil ein Betrag in Höhe von 4,2 Millionen Euro zur Defizitabdeckung bei den Haßberg-Kliniken vorgesehen. Bisher seien bereits 3,5 Millionen Euro abgerufen worden.

Nach Kalkulation der Haßberg-Kliniken bestehe bis zum Jahresende ein Finanzbedarf zur Liquiditätssicherung von circa 3,8 Millionen Euro. Geld also, dass das Kommunalunternehmen braucht, um weiter zahlungsfähig zu bleiben. 1,4 Millionen Euro davon können über den noch nicht ausgezahlten Rest vom bereits genehmigten Betriebskostenzuschuss gedeckt werden. Bleiben weiterhin 2,4 Millionen Euro übrig. Die Lücke wird im Wesentlichen mit den vom Wirtschaftsplan abweichenden Einnahmen sowie Steigerungen bei den Energie- und Sachkosten begründet.

Hier holt der Landkreis das Geld her

Einen Teil davon müssten die Haßberg-Kliniken selbst über ein Darlehen finanzieren. Weitere 1,2 Millionen Euro übernimmt der Landkreis. Damit soll die Liquidität des Unternehmens bis "mindestens zum Jahreswechsel 2023/24" sichergestellt werden.

Das Finanzloch der Haßberg-Kliniken (Archivbild) beträgt allein bis zum Jahresende 3,8 Millionen Euro zur Liquiditätssicherung.
Foto: Peter Schmieder | Das Finanzloch der Haßberg-Kliniken (Archivbild) beträgt allein bis zum Jahresende 3,8 Millionen Euro zur Liquiditätssicherung.

Doch woher nimmt der Landkreis das Geld? Bei 200.000 Euro handele es sich um eine überplanmäßige Aufwendung, die durch nicht durchgeführte Maßnahmen im Bereich IT-Office (je 100.000 Euro) sowie Einsparungen bei der Schülerbeförderung übriggeblieben sind. Außerdem werde eine Rückstellung in Höhe von einer Million Euro aufgelöst.

Dass der Landkreis erneut in die Bresche springt, wurde im Gremium einstimmig beschlossen. Jürgen Hennemann (SPD), Bürgermeister in Ebern und Mitglied des Verwaltungsrats, merkte aber an, dass diese Summen in den nächsten Jahren für den Haushalt noch schwieriger zu schultern sein werden.

Laut Landrat Wilhelm Schneider (CSU) sind die Betriebskosten das Problem. Man tue schon einiges, um Geld zu sparen. Beispielsweise wurde die Chirurgie aus Ebern nach Haßfurt verlegt und der Standort Hofheim aufgegeben.

Debattiert wurde auch über die Auslastung der 50 Betten der Inneren Medizin am Standort Ebern, von denen wohl zum Teil nur zehn belegt seien. "Wenn es von der Bevölkerung nicht genutzt wird, muss man sich überlegen, was man damit macht, auch wenn es schwerfällt", sagte Schneider.

Er machte klar: Wenn der Bedarf nicht oder nur zu einem kleinen Teil da sei, müsse man über alles diskutieren, und das auch dürfen. Als Grund für mögliche Einsparungen führte er auf, dass die Kommunen die Kosten über die Kreisumlage mittragen würden.

 
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Kommentare
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  • Klaus Krug
    Nicht mehr "rentable", weil kleine Standorte in die Schließung zu zingen, dass ist genau das, was Fachmann Karl Lauterbach, der Erfinder der Fallpauschalen, haben will. Und das Schlimmste: Um sein Ziel zu ereichen, muss er einfach nur abwarten.

    Das wird dann wie bei der Lebensmittelversorgung: Wer was einkaufen will, muss dann weit zum Discounter fahren. Und wer ins Krankenhaus muss, darf in die nächste größere Stadt fahren bzw. sich fahren lassen.

    Wer dann auf dem flachen Land eine Notfallversorgung braucht, muss halt dann einfach etwas länger durchhalten bis zum nächsten Krankenhaus.
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  • Dietmar Eberth
    Duale Finazierung:
    - Investitionskosten, wie z. B. Neubauten oder neue Geräte durch die Bundesländer finanziert,
    - Betriebskosten, also alle Kosten, die für die Behandlung von Patientinnen und Patienten entstehen, von den Krankenkassen bezahlt werden.

    "Die Deutsche Krankenhausgesellschaft schlägt Alarm: "Die seit Jahrzehnten anhaltende chronische Unterfinanzierung, vor allem durch Ausbleiben ausreichender Investitionskostenfinanzierung der Länder, droht die bisher gute Krankenhausversorgung zu gefährden", so ihr Präsident Gerald Gaß."
    https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/krankenhaeuser-finanzierung-105.html

    Kleine Krankenhäuser die ein "all inclusive" (alle möglichen Operationen anbietet) sind Quatsch. Einfache Behandlungen/Notfall in kleinen Kliniken. Schwierige und planbare Behandlung in Schwerpunktkrankenhaus. Wer sich nicht daran hält handelt leichtsinnig mit seiner Gesundheit.
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  • Mike Rösler-Fischer
    Wie bei der Bundesregierung nur tricksen und beschönigen. Die falschen Leute an der Macht. Herr neubauer soll sich um den Abfall kümmern und der Landrat ums landratsamt. Vom krankenhaussystem haben beide wenig Ahnung. Fachleute gehören ran.
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