Im roten Bereich befanden sich am Dienstagnachmittag wegen der hochsommerlichen Temperaturen nicht nur die Thermometer – sondern auch die Haßberg-Kliniken. Mehrere Angestellte sowie die Interimsvorständin Regina Steenbeek-Schacht nahmen am bundesweiten Aktionstag "Alarmstufe Rot - Krankenhäuser in Not" teil und informierten auf dem Haßfurter Marktplatz zur aktuellen Situation in der Krankenhauslandschaft.
Hintergrund der Aktion, die von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKGEV) ausgeht, ist die Forderung nach einem Inflationsausgleich für die Kliniken. Sowohl die Inflation als auch die allgemeinen Kostensteigerungen treibt die Kliniken laut der DKGEV in ein Defizit von 10 Milliarden Euro bis Ende des Jahres 2023.
Auch die Haßberg-Kliniken arbeiten stark defizitär. Immer wieder muss der Landkreis Haßberge Millionenbeiträge zuschießen. Im vergangenen Jahr stand ein Minus von rund 7,5 Millionen Euro zu Buche. Auch 2023 rechnen die Verantwortlichen mit einem großen Defizit. Die DKGEV fordert eine nachhaltige Krankenhausfinanzierung. Nur so könne verhindert werden, dass die Häuser vor der geplanten großen Krankenhausreform in die Insolvenz gehen.
Am Aktionstag konnten Interessierte deshalb ihre Stimme abgeben, um ihre Solidarität mit den Krankenhäusern kundzutun – auch auf dem Haßfurter Marktplatz. "Wir wollen Flagge zeigen. Unsere Aktion greift der Krankenhausreform vorneweg", erklärte Karin Kramer, Pressesprecherin der Haßberg-Kliniken.
Bevölkerung soll sensibilisiert werden
Ob bei der medizinischen Versorgung, den notwendigen Geräten oder auch bei Lebensmitteln – in allen Bereichen seien die Preise gestiegen. "Wir wollen die Bevölkerung sensibilisieren, denn im Normalfall kennen die Menschen die Bedeutung und die Tragweite nicht", so Kramer.
Die Bevölkerung habe zu wenig Umgang mit dem Thema, davon ist auch Matthias Fritz, der stellvertretende ärztliche Direktor, überzeugt. Oft hätten die Menschen ihr Wissen nur aus Drittquellen, wie dem Fernsehen, dem Radio oder der Zeitung – und nicht direkt aus erster Hand. "Man muss diejenigen sprechen, die jeden Tag damit zu tun haben. Und die das dann auch wirklich beurteilen können."
"Wir Krankenhausmitarbeiter wissen natürlich, was vor sich geht", sagte die Vorständin im Gespräch mit dieser Redaktion. "Wir lassen nichts unversucht." Eine Mindestanzahl, wie viele Stimmen zusammen kommen müssen, gebe es zwar nicht, so die Interimsvorständin. Aber: Jede Stimme zählt. "Die Aktion ist auch für Haßfurt wichtig. Das Krankenhaus hier hat seine Berechtigung. Es muss hierbleiben. Wir wollen hierbleiben."
Auch Altbürgermeister Rudi Eck hat unterschrieben
Auch ein Paar aus Münster blieb am Stand der Haßberg-Kliniken stehen. "Bei uns in der Umgebung war es schon der Fall, dass Krankenhäuser schließen mussten oder sie zusammengelegt wurden", berichtete der Mann. Er finde es wichtig und richtig, mit einer solchen Aktion auf die Probleme der Krankenhäuser aufmerksam zu machen. "Was dann daraus wird, das muss man sehen."
Stimmabgabe nur Online und nicht vor Ort möglich
Einige Stimmen mehr hätten die Beteiligten am Dienstag wohl sammeln können, wäre die Stimmabgabe nicht nur digital über das Online-Portal der DKGEV möglich gewesen – worauf die Krankenhäuser, so auch die Haßberg-Kliniken, jedoch keinen Einfluss hatten.
Mehrere Seniorinnen und Senioren, die sich für das Thema einsetzen wollten, hätten gerne auf einer Liste vor Ort unterschrieben. Das war jedoch nicht möglich, da ihnen die Zugangsmöglichkeiten zur Stimmvergabe fehlten, beispielsweise eine gültige E-Mail-Adresse oder ein Smartphone.
Wer die Aktion unterstützen möchte, kann noch bis September unter www.dkgev.de seine Stimme abgeben.
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