Die BürgerEnergiegenossenschaft Haßberge eG (BEG) soll in den Köpfen der Kreisbürger verankert werden, um sie zum Mitmachen, sprich zum Kaufen von Geschäftsanteilen zu motivieren. Geht es nach den Initiatoren, soll die Energiewende im Haßbergkreis so auf eine breite Basis gestellt werden – und die Menschen vor Ort sollen daran mitverdienen. Während eines Pressegesprächs am Donnerstag im Landratsamt rührten BEG-Vorstand und -Aufsichtsrat die Werbetrommel. Neben Bekanntem, wurden auch neue Informationen bekannt gegeben.
Nach Dreikönig (6. Januar) wird ein Internetauftritt der BEG freigeschaltet, unter www.beg-hassberge.de (oder: www.buergerenergiegenossenschaft.de). Dort ist neben aktuellen Informationen ein Beitrittsformular abrufbar, das ausgefüllt und unterschrieben abgegeben werden muss, im Bürgerbüro des Landratsamtes oder im BEG-Büro, das ab Januar in der Zwergmaingasse 9 in Haßfurt an drei Tagen pro Woche von 10 bis 16 Uhr öffnen soll.
Die BEG steht jeder natürlichen Person, Personengesellschaft oder juristischer Person offen, die im Landkreis Haßberge wohnt oder ihren Sitz hat, oder dort Immobilien oder Grundbesitz hat. Im Einzelfall kann der Vorstand, der über die Aufnahme entscheidet, davon abweichen. Mindestanlage sind 1000 Euro (= ein Anteil). Eine Begrenzung der Beteiligungshöhe ist prinzipiell nicht vorgesehen, kann – je nach Resonanz – aber eingeschränkt werden, um möglichst vielen eine Beteiligung zu ermöglichen. Jeder Gesellschafter hat eine Stimme in der Generalversammlung – egal, wie viele Anteile er hat.
Je nach wirtschaftlichem Erfolg der BEG haften die Mitglieder bis zur vollen Höhe ihrer Einlage. Vorstand und Aufsichtsrat erwarten – konservativ gerechnet – eine Rendite von drei bis fünf Prozent pro Jahr. Wenn die Anlagen abgeschrieben sind, wird die Rendite wohl noch steigen.
Die BEG wird – wohl schon ab 2013 – unter ihrem Dach eigene, kleinere Anlagen betreiben, wohl vor allem Photovoltaikanlagen, die auch auf gepachteten Hausdächern entstehen sollen. Der Einkauf in bestehende Anlagen ist ebenfalls möglich. Die BEG gehört einer Trägergesellschaft an, deren Grundeinlage von zehn Millionen Euro bereits gesichert sein soll. Diese Holding (Erneuerbare Technologieprojekte Haßberge GmbH & Co. KG) setzt Projekte für erneuerbare Energien um, finanziert und betreibt diese. Ihr gehören auch der Landkreis Haßberge, alle 26 Kreiskommunen und Einzelinvestoren, wie die Überlandzentrale Lülsfeld oder die Städtischen Betriebe Haßfurt. Über die Holding wird die BEG an Großprojekten, wie dem geplanten Startprojekt, dem Windpark WK 88 bei Kleinmünster, beteiligt sein.
Laut Landrat Rudolf Handwerker seien Politiker von den Bürgern gewählt und vertreten deren Interessen – auch in solchen Gremien – mit dem notwendigen Sachverstand und ihrer Erfahrung. Die Arbeit in den Gremien sei gerade in der Vorbereitung und Startphase enorm und – wohlgemerkt – ehrenamtlich. Deshalb hätten einige Nicht-Politiker, die gefragt wurden, ob sie dem Aufsichtsrat beitreten würden, dankend abgelehnt, wie jemand aus dem Gremium berichtet.
Höchstens zum Teil. Denn zumindest der Ökostrom aus dem Windpark WK 88 soll direkt an den Naturstromanbieter Greenpeace Energy verkauft werden – ohne Zuschuss durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz, aber zu vergleichbarem Preis. So trägt dieser Strom nicht zur Umlagenerhöhung für alle Stromkunden bei. Ganz allgemein wird erwartet, dass Ökostrom künftig ohne Subvention wettbewerbsfähig sein wird.