Am Dienstag fand bundesweit der Aktionstag "Alarmstufe Rot – Krankenhäuser in Not" statt. Auch die Haßberg-Kliniken beteiligten sich mit einem Informationsstand auf dem Haßfurter Marktplatz an der Aktion, die von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKGEV) ausging. Die Forderung der DKGEV: Ein Inflationsausgleich für Kliniken. Denn ohne ihn stünden die Einrichtungen bis Jahresende mit einem Defizit von 10 Milliarden Euro da – was für viele von ihnen die Insolvenz bedeuten würde.
Dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Haßberg-Kliniken nun in der Kreisstadt Flagge gezeigt haben, um die Bevölkerung auf die finanziellen Nöte der Häuser aufmerksam zu machen, ist wichtig und richtig. Denn die Krankenhauslandschaft steht vor massiven Problemen. Und zwar nicht schon wieder, sondern immer noch.
Es braucht mehr Aktionstage
Unser Gesundheitssystem – zu dessen wichtigsten Säulen die Krankenhäuser gehören – rutscht immer mehr in eine finanzielle Schieflage. Ob Kostensteigerungen durch die Inflation oder steigende Personalkosten, die nicht refinanziert werden: Die Liste der Probleme ist lang, und die Probleme, die den medizinischen Einrichtungen ernsthaftes Kopfzerbrechen machen, nehmen immer weiter zu.
Dass das Kommunalunternehmen Haßberg-Kliniken finanziell vom Landkreis getragen und in der Vergangenheit immer wieder durch Finanzspritzen über Wasser gehalten wird, spielt in diesem Fall kaum eine Rolle, denn dem Kern der Sache tut das keinen Abbruch. Viel mehr verdeutlicht es das Problem. Und zwar, dass es deutschlandweit vonseiten der Bundespolitik schlichtweg an Geldern für die Kliniken mangelt.
Es braucht nicht nur Aktionen wie Mahnungen, Warnungen, Aufschreie und Aktionstage, damit die Bevölkerung die Brisanz der aktuellen Situation versteht. Sondern es braucht auch schnelle Reaktionen, vonseiten der Politik.
Denn bis die geplante Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach greift und finanziell bei den Kliniken ankommt, fließt noch viel Wasser den Main hinunter. Ist die Aktion der DKGEV aber erfolgreich, könnte ein Vorschaltgesetz die finanzielle Abhilfe schaffen, bis Lauterbachs Pläne greifen.
Jede Stimme zählt
Freilich lässt sich argumentieren, dass eine solche Unterschriftenaktion genauso wenig bringen mag, wie beispielsweise das Klatschen vom Balkon für Pflegekräften in den Hochzeiten der Pandemie. Argumentieren lässt sich aber auch, dass die Krankenhäuser, und eben auch die Haßberg-Kliniken, bundesweit auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen sind – und auf die Stimmen der Bürgerinnen und Bürger.
Denn die Gesundheitsversorgung geht jeden und jede etwas an. Gerade auf dem Land – und in einem Flächenlandkreis, wie es der Haßbergkreis nun mal ist – ist es umso wichtiger, die kleinen Häuser vor der Insolvenz zu bewahren.
Damit das Grundschulkind, das sich beim Spielen den Arm bricht, rechtzeitig Hilfe bekommt. Damit die Fahrradfahrerin, die schlimm stürzt, schnell behandelt werden kann. Und auch, damit die Großeltern bei körperlichen Problemen rechtzeitig und vor allem wohnortnah behandelt werden können. Denn im Fall der Fälle zählt jede Sekunde. Ein Krankenhaus vor der Insolvenz zu bewahren, rettet im Ernstfall also Leben.
Landrat und Kreistag Haßberge bilden sich außerdem ein, mit der Opferung des Krankenhausstandortes Ebern das Krankenhaus Haßfurt retten zu können. Da haben sich aber nicht mit Lauterbachs Reformplänen beschäftigt, denn auch Haßfurt werden die Flügel gestutzt, wenn es nach Lauterbach geht. Nach seinen Plänen bleibt auch für Haßfurt nur ein Level 1i Haus übrig. Das ist beim Landrat und seinen Konsorten noch nicht angekommen! Oder man will es vielleicht bewusst unter den Teppich kehren?
Wirtschaftlich vernünftiges Handeln erlernt man nicht, in dem man stets nur weitere Geldauschüttungen einfordert und v.a. lokale Fehlwirtschaft mit einem allgemeinen problematischen Trend verschleiernd vermischt.