Landrat Wilhelm Schneider hat recht. Wer gegen Windräder und Solarparks kämpft, weil sie die Landschaft verschandeln, muss sich schon die Frage stellen, was aus dem Landschaftsbild wird, wenn der Mensch dem Klimawandel nicht Einhalt gebietet. Verändern sich dauerhaft Temperaturen und Niederschläge, werden sich auch Flora und Fauna, Flüsse und Böden, das Zusammenspiel der Abtragungs- und Sedimentationsprozesse ändern. Dann ist es irgendwann vorbei mit der heutigen Kulturlandschaft. Auch und gerade im "Klima-Hotspot" Unterfranken.
Der Landkreis Haßberge hat schneller als andere Regionen auf den Atomausstieg und den Klimawandel reagiert und mit der GUT Haßberge eine dem Kreis und seinen Kommunen gehörende Gesellschaft gegründet, deren Aufgabe es ist, alternative Energieprojekte ins Leben zu rufen, deren Wertschöpfung zudem in der Region bleibt.
Und es dauerte nicht lange, da hatte die GUT ein Riesenprojekt aus dem Boden gestampft: Den Windpark im Sailershäuser Wald. Weil weitere Windparks am Widerstand der örtlichen Bevölkerung und der 10-H-Regelung scheiterten, schien der GUT doch arg die Luft ausgegangen zu sein. Zumal auch Bund und Land ihr Herz nicht wirklich für eine dezentrale Energieversorgung entdeckt hatten, wie sie der Landkreis verwirklichen will.
Seit einiger Zeit nun wirkt es so, als habe die GUT wieder Fahrt aufgenommen: Sie entwickelt Konzepte für Freiflächenphotovoltaik in zahlreichen Gemeinden. Sie steht als Projektentwickler hinter dem entstehenden Solarpark in Sand. Sie kämpft für den Netzausbau im Landkreis. Und mit großer Wahrscheinlichkeit wird sie, sobald das Zonierungskonzept steht, sich an die Planungen für Windräder im Naturpark Haßberge machen.
Bleibt zu hoffen, dass sich Landkreis und Kommunen eng abstimmen, wenn es um neue Projekte regenerativer Energien geht. Dass nicht jedes Dorf sein eigenes Süppchen kocht. Und dass die Lokalpolitik nicht gleich einknickt, wenn es Widerstand gibt - der natürlich im Einzelfall berechtigt sein kann. Und dass noch mehr Bürgerinnen und Bürger Wertschätzung dafür entwickeln, dass der Landkreis sie mit sauberem Strom und sauberer Wärme versorgen will - und die Region selbst davon wirtschaftlich profitiert.