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Kreis Haßberge
Kommentar: Ein Boykott der Fußball-WM in Katar kann ein Zeichen für Menschenrechte setzen
An diesem Wochenende beginnt die Weltmeisterschaft, doch im Fokus stehen die Missstände in Katar. Ein Boykott kann durchaus etwas bewirken, findet unser Autor.
Eine Bar in Bremen ruft mit Aufklebern auf Bierflaschen zum Boykott der Weltmeisterschaft in Katar auf. Lässt sich so eine künftige Vergabe an Unrechtsregime verhindern?
Foto: Sina Schuldt, dpa | Eine Bar in Bremen ruft mit Aufklebern auf Bierflaschen zum Boykott der Weltmeisterschaft in Katar auf. Lässt sich so eine künftige Vergabe an Unrechtsregime verhindern?
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 19.02.2024 01:32 Uhr

Es ist ein Fest für alle, die Fußballvergleiche mögen: Da wird einem Sportereignis die Rote Karte gezeigt, weil am Austragungsort die Menschenrechte im Abseits stehen. Die Schuld sehen viele im Foulspiel bestechlicher Funktionäre, die die Fußball-Weltmeisterschaft an einen menschenrechtsfeindlichen Staat vergeben haben. Könnte man an der Spitze der FIFA nicht mal Leute mit Anstand und Moral einwechseln?

Was zu kreativen Analogien einlädt, hat einen ernsten Hintergrund. Denn es gibt eine ganze Menge an Gründen, warum es ein Fehler war, die WM, die an diesem Wochenende beginnt, in Katar stattfinden zu lassen.

Menschenrechte und Ökologie spielen keine Rolle

Besonders schwer wiegen da die ökologischen und menschenrechtlichen Bedenken. Was bringt es, in einem Land, in dem Fußball sonst kaum eine Rolle spielt, für eine einzige WM Stadien aus dem Boden zu stampfen, die danach nie mehr genutzt werden? Zumal beim Bau offenbar Zustände herrschten, die sich mit Sklavenarbeit vergleichen lassen. Und mittlerweile dürfte auch in Deutschland überall bekannt sein, dass in Katar Frauen unterdrückt werden, auf Homosexualität hohe Strafen stehen, dass man besser nicht die – aus Sicht des Emirs – "falsche" Religion haben sollte und dass es noch zahlreiche weitere Menschenrechtsverstöße gibt.

Boykott der WM – auch im Landkreis Haßberge

Aber sind Fußballfans eigentlich komplett machtlos, etwas gegen eine WM-Vergabe an solche Orte zu unternehmen? Nicht ganz. Denn auch wenn sich die Entscheidung im Fall von Katar nicht mehr rückgängig machen lässt, kann man nun doch zumindest ein Zeichen setzen: Liebe FIFA, wenn ihr eine WM in einem solchen Land stattfinden lasst, gehen euch Zuschauerinnen und Zuschauer und damit Einnahmen verloren. Wollt ihr das in Zukunft noch öfter erleben?

Auch im Landkreis Haßberge beteiligen sich zahlreiche Menschen am WM-Boykott, wie unter anderem eine Umfrage zeigt. Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus hat deshalb zur Infoveranstaltung "Sport ist politisch" geladen, bei der es um die Frage ging, was jede und jeder Einzelne tun kann, um künftige Großveranstaltungen in Unrechtsstaaten zu verhindern. Wenn Sport politisch ist, dann ist Boykott eine Form der Abstimmung.

Wenn "Sportswashing" nicht so funktioniert wie geplant

Wenn es darum geht, warum Katar die WM unbedingt ins eigene Land holen wollte, fällt oft der Begriff "Sportswashing", also der Versuch von Regimen, sich als Austragungsort großer Sportereignisse positiv darzustellen. Aber funktioniert das, oder hat Katar nun genau das Gegenteil davon erreicht? Dank der WM diskutiert nun die ganze Welt über alles, was in dem Wüstenstaat schiefläuft. Die Freude auf den Sport ist dagegen in den Hintergrund gerückt. So zeigt sich: "Sportswashing" kann auch zum Eigentor werden.

 
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  • K. F.
    ich bin eh kein Fußball-Fan und -schauer, aber gerade wegen der menschenverachtenden Regierung und Politik in Katar werde ich kein einziges Spiel anschauen. Normaler Weise dürften eigentlich keine westlichen Staatsoberhäupter ob Bundespräsidenten oder Kanzler auf der Zuschauertribüne zu sehen sein. Einfach mal die kalte Schulter zeigen. Das wäre mal ein gutes Zeichen gegen menschenverachtende Regiems. König Fußball regiert nicht immer die Welt. Vorallem dann nicht wenn Stadien in utopischen Geldsummen gebaut werden und dabei Menschen auch ums Leben kommen. Das sollte eigentlich bestraft werden.
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  • S. P.
    Sehr guter Kommentar! Korruption und Geldgier machen den Fußball kaputt. Es ist gut und richtig, dass unsere Medien umfassend die Vergabe dieser WM und welche Ziele autokratische Staaten mit diesen Sportevents verfolgen, kritisch hinterfragen. Letztendlich entscheidet dann der Bürger ob er sich diese WM antun möchte. Aber es ist wichtig, dass wir von den Medien umfassend informiert werden.
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  • M. S.
    Wir haben hier in Deutschland mittlerweile selbst einige Baustellen. Natürlich geht es da nicht um Menschenrechte. Aber mit dem Finger zeigen auf Katar lenkt davon natürlich sehr gut ab.

    Da der Protest dann noch so extrem billig zu haben ist wie bei der Fußball WM (TV-Boykott) springt jeder darauf auf. Es hat ja niemand was zu verlieren wenn er kein Fußball schaut. Niemand hat durch diesen Boykott Einbußen zu verzeichnen. Allerdings bringt genau diese Art von Protest auch 0,0.

    Nach der WM geht es so weiter. Katar verdient sein Geld mit Gasverkäufen. Hier kommt der extreme Wohlstand her. Allerdings wird das kaum jemand boykottieren wollen, da sitzen wir bald im Dunkeln und Abnehmer für deren Gas wird es immer geben. Nicht alle sitzen auf dem hohen europäischen Ross. Es gibt genug Länder die wären auf - dann sicher günstiges Gas angewiesen. Da müssen mögliche Skrupel vor dem Hintergrund der eigenen Armut oder der eigenen Staatsform hinten angestellt werden. Ist ja bei uns auch so!
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  • M. S.
    Zitat: "Ein Boykott der Fußball-WM in Katar kann ein Zeichen für Menschenrechte setzen"

    Da können sich dann einige woke Menschen sicher als Weltenretter fühlen wenn sie die Fußball WM auf dem Fernseher (!) boykottieren. Das ist eine wahnsinnig übermenschliche Leistung! (Ironie aus).

    Die WM in Katar ist ein Problem, Sportwashing allgemein ist ein Problem. Würde es sich aber nicht um den "König Fußball" handeln würde es niemanden interssieren.

    Ein TV-Boykott ist sehr bequem, das kostet null Mühen und es gibt einige Mitmenschen die hier denken sie hätten dadurch eine mords Leistung erbracht.

    Die wirklichen Probleme liegen woanders und da boykottiert niemand weil es weh tun würde! (sieht man ja schon beim Gas an Russland). Man stelle sich vor China würde so boykottiert oder die arabischen Staaten allgemein wie es Katar nun bei der Fuball WM aus Deutschland wiederfährt? Dann würden wir schnell wieder in Höhlen sitzen bzw. würde die Weltwirtschaft zusammenbrechen.
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  • G. S.
    Die "schlechte-Gewissen-Macherei" nervt nur noch. Wenn das so weiter geht, werde ich die Mainpost auch "boykottieren".
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