Seit dieser Woche ist es sicher: Die Tennishalle des TV Haßfurt wird zwei Jahre lang zur Unterkunft für Geflüchtete. Der Bauauschuss der Kreisstadt hat der Nutzungsänderung am Dienstag zugestimmt. Am Landratsamt Haßberge wird das Projekt nicht scheitern, die Behörde war selbst auf den Verein zugekommen mit der Bitte, Räumlichkeiten für besagten Zweck zur Verfügung zu stellen: Schutzzuchende Männer, Frauen und Kinder, die dem Landkreis zugeteilt werden, finden hier erst einmal eine Art Gemeinschaftsunterkunft, ehe das Sozialamt sie dezentral "verteilt".
Der Entschluss im Verein war nicht unumstritten, aber der erweiterte Vorstand hat eine demokratische Entscheidung herbeigeführt. Zehn Stimmen waren für und drei gegen die Unterbringung von bis zu 75 Personen aus der Ukraine, Afghanistan, dem Irak oder woher auch immer. Zwischenzeitlich war der Vorwurf aufgetaucht, der TV wolle sich auf Kosten von Landratsamt und Regierung seine nicht mehr taufrische Halle generalsanieren lassen; mit diesem Gerücht räumten die genannten Behörden aber schnell auf.
Mag der Verein als Vermieter der Unterkunft trotzdem in gewissem Maße wirtschaftlich profitieren, dann sollte niemand daran Anstoß nehmen. Viel stärker wiegt das Signal, das der TV als einer der ältesten und größten Clubs der Region aussendet: Wir sind bereit, einen stolzen Beitrag dazu zu leisten, damit Menschen in Not zumindest vorübergehend eine Bleibe haben. Nicht jeder Verein hat den Willen oder Mut dazu.
Die Sportstätten sind nicht nur zum Spaß da
Allerdings muss in Haßfurt wie auch anderswo weiterhin eine Diskussion darüber erlaubt sein, was die Nachteile einer solchen Opferbereitschaft sind, ohne dass die Kritikerinnen und Kritiker reflexartig in die Ecke von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gesteckt werden: Die vielen Turnhallen, die landauf, landab den aus Krisen- und Kriegsgebieten Geflohenen ein Dach über dem Kopf bieten, stehen ja nicht zum Spaß herum. Sie sind wichtige Sportstätten in einem Land, das darunter leidet, dass seine Bürgerinnen und Bürger immer unbeweglicher und gerade seine Kinder immer dicker werden. Da fällt es im wahrsten Sinne des Wortes ins Gewicht, wenn das Turn- oder Judotraining über Monate hinweg gestrichen ist.
Wer beim TV den Tennisschläger schwingt, muss jetzt also nicht hurra schreien. Kurios: Offenbar nutzen die Halle auch viele Nichtmitglieder. Und die sollen jetzt, so erzählt man es, am meisten protestieren. Vielleicht können sie die Spielpause nutzen, um über Solidarität und eine Mitgliedschaft nachzudenken.