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Haßfurt
Kommentar: Die TV-Tennishalle als Flüchtlingsunterkunft ist ein starkes Signal, aber niemand muss hurra schreien
Der Haßfurter Traditionsverein setzt ein Zeichen der Solidarität mit Geflüchteten, aber eine Diskussion über die Nachteile muss möglich sein, findet unser Autor.
Offen für Veränderung: Der TV Haßfurt stellt seine Tennishalle zwei Jahre lang als Unterkunft für Geflüchtete zur Verfügung.
Foto: René Ruprecht | Offen für Veränderung: Der TV Haßfurt stellt seine Tennishalle zwei Jahre lang als Unterkunft für Geflüchtete zur Verfügung.
Martin Sage
 |  aktualisiert: 15.07.2024 12:53 Uhr

Seit dieser Woche ist es sicher: Die Tennishalle des TV Haßfurt wird zwei Jahre lang zur Unterkunft für Geflüchtete. Der Bauauschuss der Kreisstadt hat der Nutzungsänderung am Dienstag zugestimmt. Am Landratsamt Haßberge wird das Projekt nicht scheitern, die Behörde war selbst auf den Verein zugekommen mit der Bitte, Räumlichkeiten für besagten Zweck zur Verfügung zu stellen: Schutzzuchende Männer, Frauen und Kinder, die dem Landkreis zugeteilt werden, finden hier erst einmal eine Art Gemeinschaftsunterkunft, ehe das Sozialamt sie dezentral "verteilt"

Der Entschluss im Verein war nicht unumstritten, aber der erweiterte Vorstand hat eine  demokratische Entscheidung herbeigeführt. Zehn Stimmen waren für und drei gegen die Unterbringung von bis zu 75 Personen aus der Ukraine, Afghanistan, dem Irak oder woher auch immer. Zwischenzeitlich war der Vorwurf aufgetaucht, der TV wolle sich auf Kosten von Landratsamt und Regierung seine nicht mehr taufrische Halle generalsanieren lassen; mit diesem Gerücht räumten die genannten Behörden aber schnell auf.

Mag der Verein als Vermieter der Unterkunft trotzdem in gewissem Maße wirtschaftlich profitieren, dann sollte niemand daran Anstoß nehmen. Viel stärker wiegt das Signal, das der TV als einer der ältesten und größten Clubs der Region aussendet: Wir sind bereit, einen stolzen Beitrag dazu zu leisten, damit Menschen in Not zumindest vorübergehend eine Bleibe haben. Nicht jeder Verein hat den Willen oder Mut dazu.

Die Sportstätten sind nicht nur zum Spaß da

Allerdings muss in Haßfurt wie auch anderswo weiterhin eine Diskussion darüber erlaubt sein, was die Nachteile einer solchen Opferbereitschaft sind, ohne dass die Kritikerinnen und Kritiker reflexartig in die Ecke von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gesteckt werden: Die vielen Turnhallen, die landauf, landab den aus Krisen- und Kriegsgebieten Geflohenen ein Dach über dem Kopf bieten, stehen ja nicht zum Spaß herum. Sie sind wichtige Sportstätten in einem Land, das darunter leidet, dass seine Bürgerinnen und Bürger immer unbeweglicher und gerade seine Kinder immer dicker werden. Da fällt es im wahrsten Sinne des Wortes ins Gewicht, wenn das Turn- oder Judotraining über Monate hinweg gestrichen ist.

Wer beim TV den Tennisschläger schwingt, muss jetzt also nicht hurra schreien. Kurios: Offenbar nutzen die Halle auch viele Nichtmitglieder. Und die sollen jetzt, so erzählt man es, am meisten protestieren. Vielleicht können sie die Spielpause nutzen, um über Solidarität und eine Mitgliedschaft nachzudenken.

 
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Kommentare
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  • Harald Bach
    Würde ich auch so machen, wenn ich Betreiber/Besitzer dieser Halle werden. Vereint viele Vorteile: Wie im Bericht erwähnt, ein starkes Signal in der Öffentlichkeit gesetzt, etwas fürs eigene gute Gewissen getan und den finanziellen Aspekt wie Pauschalen für die Unterbringung und Renovierung der dann vollends abgenutzten Halle darf man auch nicht vergessen. Bin mal auf den Erfahrungsbericht nach den nächsten 2 Jahren gespannt 😉
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  • Stefan Paulus
    Sehr guter Kommentar. Die Zahl der Geflüchteten wird weiter zunehmen und wir brauchen in den Kommunen pragmatische Lösungen. Daher auch ein Dankeschön aus Knetzgau nach Haßfurt. Unsere Bürgerdialoge in Knetzgau und Westheim haben auch gezeigt, dass man das Thema Flüchtlinge offen und kontrovers diskutieren kann ohne dass Vorurteile und unsachliche Argumente zur Sprache kommen. Diese kritische Offenheit gepaart mit Verständnis für die Situation der Flüchtlinge ist eine wichtige Voraussetzung um gemeinsam die Integration zu bewältigen. Danke für den Kommentar, für das unbürokratische Vorgehen in Haßfurt und für die Unterstützung durch Herrn Sauer und seinem Team im Landratsamt .
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