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Haßfurt
Kommentar: Der neue OP-Trakt in Haßfurt darf kein kleines Stuttgart 21 werden
Ankündigungen sind zu schnell hinfällig, das kratzt am Vertrauen der Bürger in ihre staatliche Institutionen. Zeit für mehr Mut zur Offenheit, findet unser Autor.
Am Haßfurter Krankenhaus soll ein neuer OP-Trakt (hier ein Symbolbild) für mehr als 25 Millionen Euro entstehen. 
Foto: Maurizio Gambarini, dpa | Am Haßfurter Krankenhaus soll ein neuer OP-Trakt (hier ein Symbolbild) für mehr als 25 Millionen Euro entstehen. 
Lukas Reinhardt
 |  aktualisiert: 28.09.2023 03:02 Uhr

Das Bahnprojekt Stuttgart 21, der Flughafen Berlin-Brandenburg, die Elbphilharmonie in Hamburg - all das sind staatliche Megaprojekte, die zum Desaster gerieten. Kosten vervielfachten sich, Bauzeiten zogen sich um Jahre hinaus. Die Bürgerinnen und Bürger waren sauer, viele sind es noch heute. Der Grund: Ankündigungen, die zu schnell wieder hinfällig wurden.

Im Landkreis Haßberge darf so etwas beim Neubau des OP-Trakts nicht passieren.  

Aus 2021 wurde 2022, aus 2022 schließlich 2023

Klar, das 25-Millionen-Euro-Projekt am Haßfurter Krankenhaus ist kein Stuttgart 21, kein Flughafen Berlin-Brandenburg, keine Elbphilharmonie. Vor allem beim Blick auf die finanziellen Dimensionen dieser Projekte, deren Kosten im Verlauf der sich ziehenden Bauphasen in schwindelerregende Höhen stiegen. In Haßfurt hat diese Phase noch nicht einmal begonnen, obwohl sie es laut den Verantwortlichen schon lange sollte. Und hier kommen wir zum Kern des Problems.

Die Frage nach dem Start der Arbeiten am neuen OP-Trakt, immerhin ein bedeutender Baustein in der zukünftigen Gesundheitsversorgung des Landkreises, steht bereits seit Jahren im Raum. Von offizieller Seite hatte es hier immer wieder klare Ankündigungen gegeben, die den Verantwortlichen trotzdem den nötigen zeitlichen Spielraum ließen. Aus 2021 wurde 2022, aus 2022 schließlich 2023. Von wegen. 

Verzögerungen sind möglich und erlaubt

Im vergangenen Jahr, und das verwundert doch sehr, hatte das Landratsamt sogar darauf bestanden, nachzuschärfen. In einer ersten, zunächst recht vagen Antwort hieß es damals auf Nachfrage dieser Redaktion, dass "eine konkrete Aussage zum Baubeginn derzeit nicht getroffen werden kann". So offen und ehrlich das Eingeständnis, so gut. Denn klar ist, dass auch eine Behörde wie das Landratsamt nicht alles im Alleingang entscheiden oder beeinflussen kann, Verzögerungen sind möglich und erlaubt, besonders angesichts unterbesetzter und überbelasteter Baubehörden. Aus der unkonkreten Aussage wurde dann aber eine konkrete: "Wir rechnen 2023 fest mit dem Baubeginn", hieß es schließlich.

Nun peilt das Landratsamt das Jahr 2024 an. Das Projekt dürfte dadurch auch deutlich teurer werden.

Immerneue Ankündigungen und Verzögerungen – hier schließt sich dann doch der Kreis zu den staatlichen Megaprojekten – kennen die Menschen auch in Stuttgart, Berlin, Hamburg. Sie waren oder sind nicht zuallererst sauer, weil Fehler gemacht wurden. Sie stören sich daran, dass Ankündigungen immer wieder kassiert werden. 

Das kratzt kräftig am Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in ihre staatlichen Institutionen und Behörden, das in der heutigen Zeit ohnehin brüchig ist. Am Ende steht nicht weniger auf dem Spiel als deren Glaubwürdigkeit. Zeit also für mehr Mut zur Offenheit. Zeit für Eingeständnisse wie: "Wir wissen es heute noch nicht."

 
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