Ja, auch in Wonfurt, Sand am Main oder Eltmann kann man an der schönen blauen Donau sitzen. Bis zu einem gewissen Grade jedenfalls. Denn, und das ist in unseren Gefilden noch immer kaum bekannt: Der Freistaat pumpt gewaltige Wassermassen aus dem wasserreicheren Süden in den trockeneren Norden. Donau-Main-Überleitung, sagen die Wasserwirtschaftsbehörden dazu.
Dahinter stehen zwei verschiedene Überleitungssysteme und immense wasserbauliche Maßnahmen, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll. Wer mag, kann sich den dazugehörigen Eintrag in Wikipedia durchlesen.
Worum es hier geht: Die Transfusion von jährlich im Mittel etwa 150 Millionen Kubikmetern Hazweio in die Adern von Regnitz und Main geschieht nicht aus Spaß. Sondern weil Franken und insbesondere Unterfranken zu trocken ist und im Zuge des Klimawandels sogar staubtrocken werden dürfte.
Netzwerk Main: Alles andere als Spinnerei oder Geldverschwendung
Und genau deshalb ist die von Knetzgau ausgehende Initiative Netzwerk Main, vormals geMAINsam genannt, keine Spinnerei, keine Geld- oder Zeitverschwendung, wie manche Bürgerinnen und Bürger und auch Personen aus der Politik glauben mögen. Sondern die vielleicht beste Erfindung der Region in den letzten zehn Jahren.
Denn was kommt auf uns noch zu? Deutschland ist inzwischen bei einer Erwärmung von rund 2,3 Grad Celsius angekommen, sagt der weltweit renommierte Klimaforscher Stefan Rahmstorf. Das liegt weit über dem Mittelwert von 1,1 Grad – der zu 70 Prozent aus Meeresflächen gebildet werde. Landflächen erwärmen sich da eben deutlich schneller. Sollte die globale Erwärmung 3 Grad erreichen, könnte es in Deutschland 6 Grad wärmer werden, schätzt der Potsdamer Professor.
Kampf um die knapper werdende Ressource Main-Wasser?
Unterfranken ist eben ein Klimahotspot. Daraus ergeben sich grundlegende Fragen für den Main: Wie intensiv darf die Landwirtschaft in Zukunft die Wasserressource nutzen? Wird es Beschränkungen bei der Bewässerung von Weinbergen oder Obstbaumplantagen geben? Welche Wasserfahrzeuge dürfen den tiefer fallenden Fluss nutzen? Wo dürfen Menschen an der Wasserader noch baden? Wie lange ist noch Fischfang möglich? Was ist mit all den im Uferfiltrat angelegten Trinkwasserbrunnen?
Lösungen für all die sich abzeichnenden Probleme finden alle Beteiligten – die Landkreise und Kommunen am Main, Fischerei- und Schifffahrtsverbände, Tourismusexperten, Wasserwirtschaftsämter und so weiter – am besten gemeinsam. Und nicht jeder für sich alleine oder gegeneinander. Und genau das ist ja ein erklärtes Ziel des Netzwerks Main, alle Akteure an einen Tisch zu bringen (freilich nicht nur hinsichtlich des Klimawandels, sondern auch vieler weiterer Aspekte).
Gemeinsame Konzepte und Kompromisse statt Nutzungskonflikte und Verteilungskämpfe muss in Zukunft die Devise heißen. Denn eines dürfte klar sein: Das Main-Wasser wird rarer und kostbarer in einer Umgebung, die heißer und trockener wird. Und eines heiß-trockenen Tages wird man vielleicht an der Donau sagen: Wir brauchen unser Wasser selbst, dann müssen die Franken halt verdursten.