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Königsberg
Königsberg: Warum die Betreiber des Kunsthandwerkerhofs rausfliegen
Die Stadt Königsberg hat den Vertrag mit der Hauptbetreiberin des Kunsthandwerkerhofes gekündigt. Bürgermeister Claus Bittenbrünn erläutert die Gründe und Planungen.
Vor 25 Jahren sorgte die Gründung des Kunsthandwerkerhofs in Königsberg dafür, dass neues Leben in die alte Braugasse einzog.
Foto: René Ruprecht | Vor 25 Jahren sorgte die Gründung des Kunsthandwerkerhofs in Königsberg dafür, dass neues Leben in die alte Braugasse einzog.
Wolfgang Sandler
 |  aktualisiert: 10.02.2024 15:00 Uhr

Der Kunsthandwerkerhof Königsberg ist ein spannendes Ensemble aus Kunstgalerie, Café, Vinothek, Geschäften, Ateliers und Kursräumen. Hier finden Künstler und Kunsthandwerker eine Plattform und Menschen mit ganz unterschiedlichen Interessen einen Raum zur Kommunikation", schrieb vor zehn Jahren unsere Mitarbeiterin Ulrike Langer über diese Begegnungsstätte. Heuer hätte das lebendige Kulturzentrum sein 25-jähriges Bestehen feiern können, doch in der bestehenden Form wird das nicht geschehen.

Neue Verträge für Elias Wolff und Gisela Wiedemuth

Denn die Stadt hat den Vertrag mit der Hauptbetreiberin und Bildhauerin Anne Marie Reiser-Meyerweissflog gekündigt. Fristgerecht im Dezember erhielten sämtliche Mieter der Einrichtung ihre Kündigungen zugestellt. Allerdings hat Bürgermeister Claus Bittenbrünn, wie er gegenüber der Redaktion unterstreicht, dem Künstler Elias Wolff und Gisela Wiedemuth, die ein Patchwork-Studio betreibt, zugesichert, auf jeden Fall im Kunsthandwerkerhof bleiben zu können. Deren Kündigungen erfolgten nur aus dem Grund, damit die Verträge "den jetzigen Gegebenheiten angepasst" werden könnten.

Anne Marie Reiser-Meyerweissflog - hier bei der Präsentation einer Ausstellung (mit Werken von Angela Francisca Endress) - hat die Kündigung als Betreiberin des Kunsthandwerkerhofs in Königsberg erhalten.
Foto: Ulrike Langer | Anne Marie Reiser-Meyerweissflog - hier bei der Präsentation einer Ausstellung (mit Werken von Angela Francisca Endress) - hat die Kündigung als Betreiberin des Kunsthandwerkerhofs in Königsberg erhalten.

Die Kündigung besteht jedoch für die Hauptmieterin Anne Marie Reiser-Meyerweissflog. Einer der Gründe für diesen Schritt, so Claus Bittenbrünn, sei der Umstand, dass der Kunsthandwerkerhof seit einem Jahr bereits geschlossen sei. "Angeblich wegen Bauarbeiten", so der Bürgermeister, der den Betreibern zugesteht, dass coronabedingt die Situation "nicht einfach" sei, deshalb jedoch eine generelle Schließung nicht notwendig gewesen wäre. Zudem, erklärt Bittenbrünn, hätten sich die Beschwerden über die Schließung gehäuft. "Auch Ordnung und Sauberkeit waren zunehmend ein Problem und für die Stadt nicht mehr tragbar."

Keine Vermietung an Metzgerei und Bäckerei

Der Bürgermeister wirft Anne Marie Reiser-Meyerweissflog vor, "zu keiner Zeit gesprächsbereit" gewesen zu sein. "Ein vernünftiger Umgang war nicht möglich" und so sei der Vertrag fristgerecht gekündigt worden. Großen Wert legt Bittenbrünn auf die Feststellung, dass weder eine fristlose Kündigung ausgesprochen sei, noch die Neuvermietung der Räumlichkeiten an eine Metzgerei und Bäckerei erfolgen werde. Bei derlei kursierenden Gerüchten handele es sich definitiv um "Falschbehauptungen".

Ein Holzschild mit Mäusen weist auf das 'Café im Kunsthandwerkerhof' hin, das allerdings schon seit längerer Zeit geschlossen ist.
Foto: René Ruprecht | Ein Holzschild mit Mäusen weist auf das "Café im Kunsthandwerkerhof" hin, das allerdings schon seit längerer Zeit geschlossen ist.

Die Stadt werde sich vielmehr um ein "zukunftsfähiges Konzept für den Kunsthandwerkerhof bewerben", so der Bürgermeister. Dabei stehe noch nicht fest, ob die Einrichtung an einen Gesamtbetreiber vergeben oder ein Betrieb mit Einzelateliers erfolgen werde. "Hier ist eine deutliche Aufwertung gegenüber dem Betrieb wie bisher nötig", erläutert Bittenbrünn seine Erwartungen. "Der Kunsthandwerkerhof soll wieder ein Aushängeschild und ein Besuchermagnet werden." Auch Ausstellungen, Vernissagen und Veranstaltungen im ehemaligen Sudhaus sollen wieder stattfinden, "was ja der ursprüngliche Gedanke bei der seinerzeit kostspieligen Renovierung des Kunsthandwerkerhofes war",  so die Vorstellungen des Bürgermeisters.

Der dekorierte Zugang zum Atelier des Künstlers Elias Wolff, der dem Kunsthandwerkerhof erhalten bleiben wird.
Foto: René Ruprecht | Der dekorierte Zugang zum Atelier des Künstlers Elias Wolff, der dem Kunsthandwerkerhof erhalten bleiben wird.

Der Maler und Radierer Elias Wolff lebt und arbeitet seit 1997 im Kunsthandwerkerhof. Er ist froh, dass er sein Atelier weiter betreiben kann. "Die Leute suchen mich hier." Er hatte zwar auch während des Lockdowns wegen Corona geschlossen, so Wolff, und in der Zeit sein Geschäft online betrieben. "Aber dann habe ich wieder aufgemacht und die Leute sind gekommen", erzählt er im Gespräch mit der Redaktion.

Zukunftsfähiges Konzept gesucht

Die Stadt Königsberg bewirbt aktuell noch immer die Einrichtung als: "Kunsthandwerkerhof - Café und Ladenzeile mit einer inspirierenden Auswahl an Kunsthandwerklichem, Schönem und Handgemachtem sowie selbstgebackenem Kuchen. In der Galerie wechselnde Ausstellungen, Lesungen und kleine Veranstaltungen." Allerdings wurde die angekündigte Wiedereröffnung Ende Oktober 2021 nicht umgesetzt, was neben dem Bestreben, ein neues Konzept für den Kunsthandwerkerhof zu verwirklichen, wohl als weiterer Grund für die Stadt Königsberg gedient haben mag, die Kündigung auszusprechen.

Vor 25 Jahren zusammen mit Bürgermeister Kurt Sieber gegründet

Vor rund 25 Jahren hatte die Bildhauerin Anne Marie Reiser-Meyerweissflog mit der Unterstützung des damaligen Königsberger Bürgermeisters Kurt Sieber erreicht, dass die alte Braugasse mit neuem Leben erfüllt wurde. Die Restaurierung wurde zu 90 Prozent vom Bezirk Unterfranken und vom Freistaat Bayern finanziert. Die Betreiberin der einst beliebten Einrichtung war trotz wiederholter Versuche der Redaktion nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

 
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Kommentare
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    "Hier ist eine deutliche Aufwertung gegenüber dem Betrieb wie bisher nötig"

    Ja, so ist es. Aber ganz Königsberg braucht eine Aufwertung falls es nicht verfallen will. Ich kenne das Städtchen seit mindestens 50 Jahren und fahre auch immer wieder mal hin. Es wird immer verschlafener, bis zum finalen Koma fehlt nicht mehr viel.
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