"Klimaschutz für alle und mit allen!" – unter diesem Motto gingen am Freitagnachmittag in Haßfurt laut Polizei und Veranstaltern wieder rund 200 Demonstranten auf die Straße und forderten vor dem Start der UN-Klimakonferenz in Madrid am Montag eine bessere Klimaschutz-Politik. Mit dabei waren die jugendlichen Aktivisten der Fridays-for-Future-Gruppe, aber auch Eltern und Großeltern mit den sogenannten "Parents-for-Future" und "Grandparents-for-Future". Die Demo war Teil des vierten globalen Klimastreiks, der letzte weltweite Protest fand am 20. September statt, auch in Haßfurt.
Ein echter Schulstreik wie zu Beginn der Proteste war es diesmal aber nicht, denn die Demonstration begann erst um 13.30 Uhr. "Das haben wir bewusst so gemacht, da die Schulen uns so große Probleme machen, wenn die Schüler fehlen", erklärt Marianne Alka von den Parents-for-Future. Denn ab dem dritten Verweis für unerlaubtes Fehlen werde es für die Schüler gefährlich. Außerdem sollen so auch Berufstätige angesprochen werden, die sich am Freitagnachmittag besser freinehmen könnten.
Klimapaket ist Mogelpackung
Der Zug startete am Tricastiner Platz vor dem Schulzentrum und führte über die Brüder-Becker-Straße und die Obere Vorstadt zum Marktplatz. Knapp eine Stunde begleiteten die Rufe "Hop, Hop, Kohlestopp" und "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut" die Demonstranten durch die Stadt. Drei kurze Stopps gab es auf dem Weg. So packte eine Schülerin zum Beispiel ein Paket aus, das den Schriftzug "Pariser Klimaabkommen" trug. Darin versteckt war das Klimapaket der Bundesregierung, ein winzig kleines Päckchen, der Rest des Kartons war leer. Denn das Klimapaket sei eine richtige Mogelpackung, die hauptsächlich aus Luft bestehe, so die Botschaft.
Am Marktplatz fand eine Kundgebung statt, zu der auch der Künstler Herman de Vries eingeladen war. Der gebürtige Niederländer de Vries lebt seit knapp 50 Jahren im Knetzgauer Ortsteil Eschenau und setzt sich für den Naturschutz ein. "Kurzsicht, Ignoranz und Habgier – das sind die Begriffe, die unser Leben und unsere Ökonomie beherrschen", sagte der Künstler vor den Demonstranten. Er forderte ein Umdenken im Verhalten aller Menschen, angefangen von einer Ernährung mit weniger tierischen Produkten über die Nutzung erneuerbarer Energien bis hin zum Schutz der Urwälder. "Es ist Eure Zukunft, über die Ihr entscheidet, nehmt sie Euch", appellierte er an die Jugendlichen, nicht aufzugeben und weiterhin zu demonstrieren.
Jugendliche bringen ihre Verzweiflung zum Ausdruck
Auch die Verantwortlichen der Fridays-for-Future in Haßfurt wandten sich an die Zuhörer auf dem Marktplatz. Die Schülerin Frieda Göbel brachte die Wut der Demonstranten auf den Punkt: "Wir könnten Euch natürlich Mut für die Zukunft machen, doch was bringt uns das, wenn wir doch selbst verzweifelt sind." Weg vom ständigen Konsum, weg von unserer eigenen Bequemlichkeit, das sei der richtige Weg für mehr Klimaschutz. An die Politiker appellierte sie, dringend etwas zu unternehmen: "Wir wollen weiterhin auf diesem Planeten leben."
Trotz allem haben die Demonstranten noch Hoffnung – Das sollte ein "Baum der Wünsche" zeigen. Er wird in einen symbolischen Sarg gepflanzt und soll über den Winter auf dem Haßfurter Marktplatz stehen. Alle Bürger dürfen an dem Baum ihre Wünsche für die Zukunft mit einem Zettel anbringen.
Dass diesmal deutlich weniger Demonstranten mitgelaufen waren als beim Klimastreik am 20. September, lag laut den Veranstaltern am kühlen Novemberwetter und auch an der Uhrzeit. "Viele jüngere Schüler sind schon zuhause", meinte Frieda Göbel. Andererseits sollte so das Schulschwänzen umgangen werden. "Insgesamt geht der Hype schon ein wenig zurück", findet Marianne Alka. Doch sie wollen auf jeden Fall weitermachen. Der nächste Termin für eine Klimademo in Haßfurt steht bereits fest: Am 17. Januar wollen die Demonstranten wieder auf die Straße gehen.