Seit 1970 lebt Herman de Vries im Knetzgauer Ortsteil Eschenau. Auch wenn er ursprünglich aus den Niederlanden stammt, bezeichnet er den Steigerwald mittlerweile als seine „Heimat“. Deshalb hat der international anerkannte und erfolgreiche Künstler im Jahr 2006 ein Kunstwerk geschaffen, das er dieser Heimat vermacht hat: Unauffällig im Wald aufgestellt gibt es 26 Steine mit Inschriften und 13 Steine mit sogenannten „Raumpunkten“. Nun soll es erstmals ein Konzept geben, das Besucher an diese Kunstwerke heranführt, die den Namen „Spuren im nördlichen Steigerwald“ tragen.
Keine systematische Suche
Bisher war es Kunstliebhabern kaum möglich, die besonderen Steine im Wald systematisch zu suchen. Denn sie verteilen sich auf eine Fläche von insgesamt rund 200 Quadratkilometern. „Der Künstler Herman de Vries sieht den nördlichen Steigerwald als sein offenes Atelier an“, sagte Renate Ortloff, Kulturbeauftragte des Landkreises Haßberge, als sie das neue Konzept dem Kreiskulturausschuss, bei dessen Sitzung am Dienstagnachmittag im Schüttbau in Rügheim, vorstellte. Bisher habe de Vries die Ansicht vertreten, dass die Steine von Besuchern des Waldes per Zufall gefunden werden sollen.
Einstellung geändert
„Mittlerweile hat sich die Einstellung von Herman de Vries gewandelt“, berichtete Ortloff. Auch der Künstler wolle nun, dass der Landkreis Haßberge „dieses einmalige Erlebnis, mitten in der Natur auf Steine mit goldener Inschrift und Sinnsprüchen zu stoßen“, für Jedermann erlebbar macht. Dies sei vergleichbar mit einem Museumsrundgang, so die Kulturbeauftragte.
Die Steine, auf denen sich die Inschriften befinden, hat de Vries nicht selbst an den betreffenden Stellen im Wald aufgestellt. Sie seien „Teil der Landschaft und waren so bereits in ihrer Umgebung vorhanden“, berichtet Renate Ortloff. Bei den Inschriften des Künstlers handelt es sich um Sinnsprüche, die philosophische, fragmentarische Texte enthalten. Sie sind in den Stein gemeißelt und vergoldet. Geschrieben sind sie in verschiedenen Sprachen. Neben gängigen Sprachen, wie Deutsch, Englisch und Französisch, brachte de Vries auch Sinnsprüche auf Latein, Griechisch, Sanskrit und Chinesisch an.
Nach dem Sinneswandel des Künstlers will die Kulturbeauftragte nun eine Broschüre erstellen lassen. Darin sollen die einzelnen Steine abgebildet werden, außerdem soll ihre Lage auf einer Landkarte mit einem QR-Code versehen werden. Nur eines lehne der Künstler ab: die Verwendung von GPS-Daten. So sollen die Kunstfreunde eine Karte verwenden, statt sich von einem Navigationsgerät zu den betreffenden Orten führen zu lassen.
Die Broschüre soll außerdem mehrere Routen anbieten, die Rundgänge zu den steinernen Kunstwerken ermöglichen. „Inwieweit eine Digitalisierung für das Nachlesen oder gar Abhören der Informationen von Landschaft in Verbindung mit den Sinnsprüchen einsetzbar ist, muss man abwarten“, berichtete Ortloff. Mehrere Varianten seien dafür bereits angedacht. Geplant sind außerdem drei Hinweistafel an „zentralen Orten im Wald“.
Beteiligung der Eigentümer
Wichtig ist allerdings, die Eigentümer der Kunstwerke mit im Boot zu haben. Da die Steine fest mit dem Boden verbunden sind, gehören sie dem Eigentümer des jeweiligen Grundstücks. In den meisten Fällen sind das die Bayerischen Staatsforsten, zwei Steine gehören der Stadt Eltmann, einer steht auf Privatgrund in einem aufgelassenen Steinbruch.
Staatsforstbetriebsleiter Ulrich Mergner habe dem Vorhaben bereits die „größtmögliche Unterstützung“ zugesagt. Zur Finanzierung des Projekts seien Fördergeldanträge bei der Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken, dem Bayerischen Kulturfonds und der Sparkassenstiftung gestellt worden. Zudem gebe es eine private Spendenzusage.
Späte Würdigung
Damit erfährt das Werk des Künstlers in seiner Wahlheimat eine Würdigung und könnte künftig auch kunstinteressierte Touristen anziehen. Erst im März 2017 hatte der Haßfurter Stadtrat mit 16 zu neun Stimmen die Einrichtung eines Museums mit Werken von de Vries abgelehnt. Ausschlaggebend für die umstrittene Entscheidung waren für viele Stadträte unter anderem die hohen Kosten, die das Projekt für die Kreisstadt verursacht hätte.
Geplant war seinerzeit, das Museum in einem sanierungsbedürftigen, denkmalgeschützten Haus in der Haßfurter Altstadt einzurichten, das der Stadt gehört. Dafür hätte die Stadt eine große Menge an Zuschüssen zur mehrere Millionen teuren Sanierung des Gebäudes bekommen, hätte aber in der Folge für viele Jahre den kostenintensiven Betrieb des Museums finanzieren müssen.