zurück
Ebrach
Katharina Schulze zu Gast im Steigerwald: Was die Grünen-Politikerin von einem weiteren Nationalpark hält
Eingeladen hatte die Fraktionsvorsitzende der Grünen der Verein "Nationalpark Steigerwald". Gegenwind kam indes vom Verein "Unser Steigerwald".
Bei einer Wanderung durch den Steigerwald erklärte Günther Olsch vom Bund Naturschutz der Grünen-Landtagsabgeordneten und Fraktionsvorsitzenden Katharina Schulze Besonderheiten der Natur.
Foto: Christian Licha | Bei einer Wanderung durch den Steigerwald erklärte Günther Olsch vom Bund Naturschutz der Grünen-Landtagsabgeordneten und Fraktionsvorsitzenden Katharina Schulze Besonderheiten der Natur.
Christian Licha
 |  aktualisiert: 15.07.2024 14:55 Uhr

Gerade in Zeiten der Klimakrise sei das hier "unser Schatz, den wir behüten und bewahren müssen", sagte Katharina Schulze, die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Bayerischen Landtag, am Donnerstag bei einem Besuch im Steigerwald. Eingeladen nach Ebrach hatte dazu der Verein "Nationalpark Steigerwald", der gemeinsam mit den Grünen dafür kämpft, dass im Steigerwald ein Nationalpark ausgewiesen wird.

Zusammen mit Schulze waren von den Grünen auch die Landtagsabgeordneten Paul Knoblach (Schweinfurt) und Patrick Friedl (Würzburg) sowie die Bundestagsabgeordnete Lisa Badum (Bamberg) vor Ort. Bei einer kleinen Wanderung durch den Steigerwald erklärte Günther Olsch vom Bund Naturschutz den prominenten Gästen die hiesigen Besonderheiten der Natur.

Katharina Schulze meint: "Bayern braucht einen dritten Nationalpark"

"Nachfolgende Generationen werden fragen, was habt ihr gemacht oder was habt ihr nicht gemacht", sagte Schulze und empfand es deshalb als sehr wichtig, sich vor Ort mit den knapp 50 anwesenden Gästen, vorwiegend Anhängerinnen und Anhängern ihrer eigenen Partei, auszutauschen. Den Ehrenamtlichen des Vereins "Nationalpark Steigerwald" dankte sie, denn ohne die Initiative "hätten wir diese Debatten gar nicht".

Die Grünen-Politikerin Katharina Schulze setzt sich dafür ein, dass im Steigerwald ein Nationalpark ausgewiesen werden soll. Im Bild mit (von links): Florian Tully, Paul Knoblach und Patrick Friedl.
Foto: Christian Licha | Die Grünen-Politikerin Katharina Schulze setzt sich dafür ein, dass im Steigerwald ein Nationalpark ausgewiesen werden soll. Im Bild mit (von links): Florian Tully, Paul Knoblach und Patrick Friedl.

Mit großer Überzeugung machte Schulze klar: "Bayern braucht einen dritten Nationalpark." Ein Beschluss der Grünen untermauere, dass nach deren Willen der Steigerwald als erster neuer Nationalpark vorgesehen sei. Das gleiche Ziel verfolge das Bündnis "Nationalpark Steigerwald  –Bayerns Krone der Buchenwälder",  zu dem sich sieben Naturschutzverbände zusammengeschlossen haben. 

"Wo, wenn nicht hier? Nur wenn wir den Klimawandel und die damit verbundenen Konsequenzen ernst nehmen und gemeinsam Verantwortung übernehmen, können wir unseren Kindern ein Naturerbe übergeben, das dem jetzigen zumindest ähnlich ist", sagte Florian Tully, Vorsitzender des Vereins "Nationalpark Steigerwald".

In Bezug auf die heißen Sommer könne ein ungenutzter Wald als Forschungslabor für die natürliche Dynamik eines zukünftigen Waldes dienen. Hier könne festgestellt werden, welche Baumarten sich unter den sich verändernden Bedingungen natürlicherweise durchsetzen. Laut Tully werden als Gründe gegen einen Nationalpark der Bedarf an Brennholz und Holz für die kleinen Sägewerke im Steigerwald vorgegeben. "Tatsächlich geht aber viel Holz an die Großindustrie und in den Export", erklärte Tully, nach dessen Überzeugung die Gier nach Profit nicht nachlässt.

Trittsteinkonzept als mögliche Alternative zum Nationalpark?

Gegenwind kommt vom Verein "Unser Steigerwald", der sich in einer Pressemitteilung zum Besuch von Katharina Schulze äußert. "Wir fordern Katharina Schulze auf, sich auch einmal mit der Alternative 'Trittsteinkonzept' zu beschäftigen", erklärt Oskar Ebert im Namen des Vereins. Im Steigerwald entwickelt, ermögliche das seit 18 Jahren dort erfolgreich praktizierte Konzept ein Miteinander von Totholz, Biotopbäumen, geschützten Naturwaldreservaten und nachhaltig genutztem Wald.

Das Konzept sei europaweit anerkannt und zuletzt auf Initiative des Vereins für Nachhaltigkeit vom Bundesumweltministerium und dem Bundesamt für Naturschutz in die TOP 10 der Projekte zur Wiederherstellung von Waldökosystemen in Deutschland aufgenommen worden, so Ebert. "Wenn die Politiker der Grünen politisch ernst genommen werden wollen, dann müssen sie auch die Belange der Bevölkerung im Steigerwald wahrnehmen, die seit Generationen mit und von dem Wald lebt."

Erfahrungsgemäß komme der Wunsch nach einem Nationalpark aus der Stadt, schreibt Ebert und folgert daraus: "Es kann nicht angehen, dass Spitzenpolitiker der Grünen den Wünschen urbaner Bevölkerungsschichten, die ein verklärtes Bild von Natur und Wald haben, nachgeben, statt die realistischen Verhältnisse und die Bedürfnisse der Menschen vor Ort im Steigerwald zu respektieren."

Der Vorstellung, dass in erster Linie Städterinnen und Städter und das fernab der Region Steigerwald für einen Nationalpark ebendort sind, widersprechen Umweltschutzverbände und Politikerinnen und Politiker der Grünen allerdings vehement. Sie stützen sich dabei auf ein Gutachten, das mehrere Umweltschutzverbände in Auftrag gegeben hatten und dessen Ergebnis sie im Sommer vergangenen Jahres veröffentlichten: Demnach findet der Nationalpark Steigerwald nicht nur Zustimmung bei 73 Prozent der Menschen in ganz Bayern; auch in der Steigerwaldregion selbst befürworteten drei Viertel der Bevölkerung den Nationalpark. Dessen Gegnerschaft hält diese Angaben für falsch.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Ebrach
Christian Licha
Bayerischer Landtag
Buchenwälder
Bundesamt für Naturschutz
Bundesumweltministerium
Bündnis 90/ Die Grünen
Klimakrise
Lisa Badum
Oskar Ebert
Patrick Friedl
Paul Knoblach
Politikerinnen von Bündnis 90/ Die Grünen
Stadt Gerolzhofen
Steigerwald Nationalpark
Totholz
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Willi Rößner
    Die Forderung nach einem "Nationalpark" ist durch das moderne Naturschutzkonzept mit höherer Ökosystemleistung, nämlich dem im Steigerwald praktiziertem Trittsteinkonzept überholt.
    Im Vergleich zum Durchschnitt der übrigen Bundesländer hat Bayern die dreifache Nationalparkfläche im Binnengebiet. Es braucht keinen weiteren NP!

    In Bayern entstand 1970 das erste europäische (weltweite) Umweltministerium, 1970 der erste Nationalpark „Bayer. Wald“, und 1978 der NP-Berchtesgaden.
    Bayern war ein Pionier, besitzt die größte Nationalparkfläche aller Bundesländer und hat sein Soll an Nationalparken übererfüllt. Die Entwicklung ging weiter. Das moderne Bayern ist nun im Steigerwald ein Vorreiter für das international anerkannte und ausgezeichnete Trittsteinkonzept.
    Ein NP möge dort gut sein, wo er hinpasst. In den Steigerwald passt er nicht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Andreas Gerner
    Allerhand Widersprüche in den Grünen Träumereien_

    Wenn man einen "Schatz, den wir behüten und bewahren müssen" wirklich so bewahren will, sollte man es dann besser weiterhin so machen wie bisher, was ja zu dem heutigen Schatz geführt hat ?
    Oder sollte man es genau anders machen und kaputt gehen lassen ? (Ich hätte da einige Bilder vom Bayerischen Wald. Das kann niemand wollen.)

    -

    Wenn man mit einem zusätzlichen Nationalpark Vielfalt erreichen will, warum dann schon wieder ein Wald ? Es gibt in Bayern schon 2 Nationalparks in Wäldern und drum rum noch viel mehr.
    Eine Bereicherung wäre stattdessen ein Nationalpark im Gebirge oder Seenland.

    -

    Klimaschutz klappt nicht, wenn bei uns die CO2 neutral gewachsene Ressource ungenutzt im Wald verrottet (und dabei CO2 und Methan emittiert) und zum Ersatz klimaschädliche Heiz- und Baumaterialien aus dem Boden geholt oder importiert werden müssen.

    Aber wen kümmert das schon im ganzjährig klimatisierten Landtagsgebäude im urbanen München?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Florian Tully
    Irgendwie nicht sonderlich gut informiert. Wo liegt der Nationalpark Berchtesgaden?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Florian Tully
    Hier finden Sie die Umfrage, die gezielt in den Anrainer-Kommunen des Projektgebietes Nationalpark Steigerwald repräsentativ erhoben wurde.
    https://nordsteigerwald.de/umfrage/
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Steffen Link
    Repräsentativer als Ihre wundersame Umfrage ist das Ergebnis der bayrischen Landtagswahlen von 2023
    Kitzingen Grün 11 %
    Haßberge Grün 8,5 %
    Schweinfurt Grün 10,9 %
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Florian Tully
    Natürlich haben Sie recht - der Wald ist meistens grün. Aber: der Wald ist weder rechts noch links. Natur- und Klimaschutz brauchen alle!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Steffen Link
    Gegen Natur und Klimaschutz sind die Wenigsten, es fehlt leider der Beweis Ihrerseits, dass ein Nationalpark das bessere Konzept ist und über dem Trittsteinkonzept steht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Florian Tully
    Für guten Natur- und Klimaschutz brauchts beides: Großschutzgebiete und Trittsteine in allen Staatswäldern. Diese Vernetzung kann der Biodiversität und Artenvielfalt helfen, trotz intensiver Forstwirtschaft.
    https://www.bmuv.de/themen/naturschutz/ueberblick-naturschutz/gebietsschutz-und-vernetzung
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Willi Rößner
    Die größte siedlungsfreie Waldfläche liegt zwischen den Ortschaften Neuhaus, Fabrikschleichach, Obersteinbach und Neuhausen. Da passt kein Nationalpark rein.
    Das nicht mehr nutzbare Holz müsste durch ca. 3.000 t Kunststoff oder 8.000 t Stahl und durch 15 Mio. l Öl ersetzt werden. Mit Emission von 36 Mio kg fossilem CO2.
    Von den Kosten für einen Nationalpark lassen sich gut 500 Pflegekräfte finanzieren.
    Es gibt keine Lösung für die Wärmeversorgung von 15.000 Bewohnern, wenn die Holznutzung wegfällt.
    Nach statistischem Landesamt wurden in den 11 betrofenen Gemeinden
    Grüne und SPD nur noch mit einem Stimmenanteil von 14,9 % in den Landtag gewählt. Die Regierungsparteien erreichten dort mit 57,1 % fast die vierfache Stimmenzahl.
    Dies ist als ein klarer Wählerauftrag gegen den NP zu verstehen, oder anders ausgedrückt:
    Der „Nationalpark“ ist mit fast vierfacher Mehrheit abgewählt.

    Quelle:
    https://unser-steigerwald.de/wp-content/uploads/2023/06/Stellungnahme-zum-Gutachten-Knapp.pdf
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Stefan Fuchs
    Baut euch doch' neWärmepumpe rein.
    Mein Rücken ist nach jahrelanger Arbeit im Wald kaputt um noch weiter die Säge erschallen zu lassen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Helga Scherendorn
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Andreas Gerner
    Au ja, eine Technik einbauen, die dann, wenn man sie braucht (Winter, kalt, dunkel...), womit betrieben wird ? Mit Kohle oder LNG.

    Da hat man Jahrhunderte lang klimaneutral mit Holz geheizt (und gebaut) und dann kommen solche Vorschläge.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Willi Rößner
    Quellenangaben fehlen. Bitte belegen Sie Ihre Aussagen mit entsprechenden Links und fügen Sie diese in einen neuen Kommentar ein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten