Die Gemeinde Breitbrunn im Landkreis Haßberge hat ihr Alleinstellungsmerkmal bei der Kommunalwahl im März verloren: Bislang war die 1000-Seelen-Kommune die einzige in Unterfranken, die keinen Kandidaten für das ehrenamtliche Bürgermeisteramt finden konnte. Das hat sich kurz vor Schluss doch noch überraschend geändert: Die 51-jährige parteilose Ruth Frank erklärt sich bereit, fortan die Geschicke im Rathaus zu lenken.
Die Frist für eine Nominierung ist abgelaufen
Für eine offizielle Nominierung ist es allerdings zu spät, die allerletzte Frist hierfür war am 30. Januar Punkt 18 Uhr abgelaufen. Das bedeutet für die Breitbrunner Wähler, dass sie am 15. März einen leeren Zettel bekommen, auf den ein jeder den Namen der Person schreiben kann, die er gerne als Gemeindeoberhaupt sähe. Bekommt Ruth Frank dann mehr als die Hälfte der abgegebenen gültigen Stimmen, ist ihre Wahl zur Nachfolgerin von Gertrud Bühl (Freie Wähler), die aus Altersgründen nicht mehr antreten wollte, perfekt.
Ein lokalpolitischer Neuling
"Bisher bin ich politisch noch nicht in der Gemeinde eingebunden gewesen", räumte Frank am Dienstag im Gespräch mit dieser Redaktion ein, dass sie auf dem Terrain Neuling ist. Dennoch sei sie bereit, Verantwortung zu übernehmen, es könne sich ja nicht die gesamte Gemeinde wegducken. Frank setzt in der Anfangszeit auf die Unterstützung ihrer Vorgängerin. Den erhofften Beistand sicherte Bühl auf Anfrage dieser Redaktion zu. "Wir werden sie gut einarbeiten", versprach sie und meinte damit sich selbst und die "gute Verwaltung im Hintergrund". Die scheidende Rathauschefin erklärt sich vor allem bereit, weiter an der Verwirklichung der von ihr initiierten "Erlebniswelt Fränkischer Sandstein" zu arbeiten, einem 900 000-Euro-Projekt, das die Bedeutung der Sandsteinindustrie in der Region einst und heute herausstellen soll. "Ansonsten helfe ich, wenn ich gefragt werde, aber ich bin mir sicher, dass das nicht lange nötig sein wird", erklärte Bühl, die ihr Amt 2008 übernahm und die letzten sechs Jahre die einzige Frau an der Spitze einer Gemeinde im Landkreis Haßberge war. Weswegen ihr die Aussicht, dass ihr eine Frau folgen könnte, besonders gefalle.
Verwaltungswirtin und Heilpraktikerin
Gute Voraussetzungen bescheinigt Bühl ihrer potentiellen Nachfolgerin allemal. Ruth Frank ist Diplom-Verwaltungswirtin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Ihre eigene Praxis in Zeil würde die verheiratete Mutter dreier erwachsener Töchter und eines jugendlichen Sohns neben dem Bürgermeisteramt fortführen. In Breitbrunn engagiert sich die 51-Jährige seit 2012 ehrenamtlich beim Bürgerdienst der Gemeinde, zudem ist sie aktive Musikerin bei den "Köhlertaler Musikanten".
Nur eine einzige Wahl-Liste in der Gemeinde
"Ich will mich mit Herz und Verstand für Breitbrunn und seine Bürgerinnen und Bürger einsetzen", verkündete die Last-Minute-Kandidatin, die sich auf lokaler Ebene in keine politische Ecke einordnen lassen wollte. "Hier kommt es nur darauf an, dass man gemeinsam zum Wohl der Gemeinde arbeitet", meinte Frank am Mittwoch. Sie sei froh darüber, dass sich im Vorfeld alle vier Parteien und Gruppierungen im Gemeinderat darauf geeinigt hatten, für die Kommunalwahl eine einzige Liste, die "Bürgergemeinschaft", aufzustellen. Diesen Zusammenschluss hatte jener Mann initiiert, der eigentlich Wunschnachfolger von Gertrud Bühl war, seine Ambitionen aber kurz vor der Nominierung durch die Bürgergemeinschaft aus gesundheitlichen Gründen begraben musste.
Direktwahl, Stichwahl, Neuwahl: Alles ist möglich
Dass die Breitbrunner mit Ruth Frank nun eine Kandidatin haben, heißt nicht zwangsläufig, dass Frank auch sofort oder überhaupt Bürgermeisterin wird. Ersteres ist nur der Fall, wenn am Wahlsonntag etwas mehr als jeder zweite Wähler ihren Namen auf den Stimmzettel schreibt. Möglich sind aber auch folgende Szenarien: Es gibt nur leere und "Pro-Frank-Stimmzettel", erstere sind aber in der Mehrzahl: Dann müssten spätestens nach 90 Tagen Neuwahlen angesetzt werden, für die sich Ruth Frank auch offiziell nominieren ließe, aber auch weitere Nominierungen wären möglich. Oder es tauchten am 15. März neben Ruth Frank noch weitere Namen auf, und kein Genannter hätte die absolute Mehrheit. Dann käme es zwei Wochen darauf zur Stichwahl jener zwei Kandidaten, die die meisten Stimmen erhalten haben und auch bereit wären, Bürgermeister zu werden.