Eines hat er auf jeden Fall, was bereits bei der Begrüßung klar wurde. Sandro Kirchner (CSU), Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium des Innern, hat einen kräftigen Händedruck. Aber er nahm sich auch Zeit, um sich die Dienststellen zeigen zu lassen und mit Polizeibeamtinnen und -beamten der "Mannschaft" zu sprechen und zu diskutieren. Auf Einladung von MdL Steffen Vogel (CSU) besuchte Kirchner am Montag die Polizeiinspektionen Haßfurt und Ebern.
Los ging es um die Mittagszeit, wo er in Haßfurt vom dortigen Dienststellenleiter, Polizeioberrat (POR) Daniel Müller willkommen geheißen wurde. Der PI-Chef von Haßfurt führte die Gäste durch die Dienststelle, brachte sie mit Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch, die gerade Dienst hatten. Themen waren das Tagesgeschäft einer Polizeiinspektion, wobei man auch auf die tödlichen Verkehrsunfälle der letzten Woche zu sprechen kam, die Verkehrssachbearbeiter, Polizeikommissar (PK) Jonas Meder, erläuterte.
Auch über Präventionsarbeit, die gegenwärtig von Polizeihauptkommissarin Cordula Schmidt geleistet wird, unterhielt man sich. Alkohol und Drogen im Dienstbereich waren ebenso Thema. Hier führte Polizeioberrat Müller an, dass fast alle Aufgriffe der geschulten Einsatzkräfte ein positives Ergebnis brächten. Polizeibeamte seien speziell geschult, um drogentypisches Verhalten zu erkennen. Das gab Anlass, über die Freigabe von Cannabis zu sprechen, der Staatssekretär Kirchner eine Absage erteilte.
Bandenkriminalität verlagert sich von Städten aus Land
MdL Steffen Vogel befürchtet in diesem Zusammenhang, dass das Unrechtsbewusstsein bei Freigabe von Cannabis an Personen über 18 Jahre schwinde, weil sich dann viele nicht bewusst machen würden, welche dramatischen Folgen Cannabis in Zusammenhang mit dem Straßenverkehr habe. Der Leiter der Ermittlungsgruppe, Polizeihauptkommissar Jan Stoll, sagte, dass sich die Bandenkriminalität mehr und mehr von den größeren Nachbarstädten Schweinfurt und Bamberg aufs Land verlagere, somit auch in den Landkreis Haßberge.
Haßfurter Polizei wünscht sich Verstärkung
Daniel Müller würde sich für seine Dienststelle mehr Personal wünschen. Dazu erklärte sein Vertreter, Erster Polizeihauptkommissar Kurt Etzel, der viele Jahre in Haßfurt Dienst verrichtet, dass die Dienststelle schon einmal mehr Personal hatte und jetzt, wo die Aufgaben deutlich mehr geworden sind, mit weniger Personal auskommen müsse. "Nachbesetzungen kommen bei den kleineren Dienststelle eher nicht an", sagten Müller und Etzel.
Im Anschluss an das Gespräch in Haßfurt, suchte der Staatssekretär die Polizeiinspektion Ebern auf, wo sie Interimsleiter Thomas Schlachter, der die Dienststelle für ein halbes Jahr führt, empfing. Eine Führung der Gäste durch die Dienststelle überließ der PI-Chef seinem Kollegen, Polizeihauptmeister Ingo Heinemann. "Er führt bei uns immer Gruppen durch die Dienststelle, dann kann er das auch heute übernehmen", sagte Schlachter mit einem Augenzwinkern.
Steffen Vogel erklärte, wie wichtig es sei, wenn sich Entscheidungsträger im Polizeibereich wie sein Parteifreund Kirchner or Ort einmal ein Bild von den Dienststellen machten. Gute Arbeit und zufriedene Kolleginnen und Kollegen könne es nur geben, wenn sie mit ihrem dienstlichen Umfeld zufrieden sind, warf Polizeihauptkommissar Thomas Schlachter ein. In Ebern könnten dies die Bediensteten sein, weil die Dienststelle gut ausgestattet ist und ein gutes Arbeitsklima herrsche. Dem stimmten Heinemann und Polizeioberkommissar Jürgen Schor von der Ermittlungsgruppe zu.
Polizeihauptmeister Heinemann zeigte sich auch mit der persönlichen Ausstattung der Kolleginnen und Kollegen zufrieden. Das nahm der Staatsekretär zum Anlass darauf hinzuweisen, dass Bayern großen Wert auf eine sachbezogene Ausstattung seiner Polizeibeamtinnen und Beamten lege. "Wenn ich Kollegen von Ihnen in anderen Bundesländern sehe, denke ich oft, dass sie zu bedauern sind", so Sandro Kirchner.
Das Durchschnittsalter der Kolleginnen und Kollegen steigt
Bei seiner Führung durch die "familiäre Dienststelle" verstand es Heinemann immer wieder mit einem coolen Spruch die Gäste zum Lächeln zu bringen. Polizeihauptkommissar Schlachter wies auf das Durchschnittsalter seiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Ebern hin, welches sich stetig erhöhe. Dies rühre daher, dass neue Kolleginnen und Kollegen meist schon etwas älter sind, wenn sie zur Dienststelle kommen. Eine Frage, Jürgen Schor auf den Nägeln brannte war, ob die PI Ebern in ihrer derzeitigen Struktur erhalten bleibt. Hier gab es ein klares "Ja" vom Staatsekretär. "Die Fläche darf nicht geschwächt werden, es müssen polizeiliche Ansprechpartner vor Ort sein und es gibt keine Bestrebungen hier etwas zu ändern."
Kirchner sagte, dass trotz vieler leider wahrzunehmenden negativen Tendenzen gegen die Polizei, sie in der Bevölkerung einen starken Rückhalt habe. Heinemann bedauerte, dass sich Leute bei Kontrollen, wie er sagte, "manchmal sinnlos über nichts aufregten und das in der Folge zu Konsequenzen für sie führt, was nicht sein müsste." Der Staatsekretär schließlich betonte, dass trotz alles Nachwuchsprobleme nicht jeder Bewerber und jede Bewerberin bei der Polizei genommen werden könne.