
Das römisch-katholische Bistum Würzburg verzeichnete im Jahr 2022 mit 16.081 Austritten die höchste Austrittsrate seit 20 Jahren, 2023 waren es 11.588. Seit 2003 ist die Zahl der Katholiken in der Diözese um mehr als 223.000 Gläubige zurückgegangen. Im laufenden Jahr wurde kein neuer Priester in sein Amt eingeführt, zuvor waren es ein bis zwei pro Jahr.
Dieser Entwicklung musste Rechnung getragen werden. Die Zahl der Dekanate wurde von 20 auf neun reduziert. Im Landkreis Haßberge hat der damalige Bischof Friedhelm Hofmann zum 1. Juni 2010 die Dekanate Ebern und Haßfurt zum heutigen Dekanat Haßberge zusammengelegt. Aus den ursprünglich 45 Pfarreien und elf Kuratien bildeten sich bis 2010 zwölf Pfarreiengemeinschaften.
Im Codex Iuris Canonici, dem Gesetzbuch des Kirchenrechts der römisch-katholischen Kirche für die lateinische Kirche, ist im Canon 517, Paragraf 1, vorgesehen: "Wo die Umstände es erfordern, kann die Seelsorge für eine oder für verschiedene Pfarreien zugleich mehreren Priestern solidarisch übertragen werden, jedoch mit der Maßgabe, dass einer von ihnen Leiter des seelsorglichen Wirkens sein muss […]".

Auf dieser Grundlage wurden in der Diözese 43 sogenannte Pastorale Räume eingerichtet, um die Seelsorge ohne Zusammenlegung von Pfarreien zu gewährleisten. Im Dekanat Haßberge sind dies die Räume Haßberge Süd, Haßberge West und Haßberge Ost.
Jeder Teampfarrer steht solidarisch für das Ganze ein
Am 20. Februar 2022 wurde in der Pfarrkirche St. Maria Magdalena in Ebelsbach der Pastorale Raum Haßberge Ost errichtet. Am vergangenen Sonntag kam Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran aus Würzburg nach Ebern, um das Leitungsmodell "in solidum" zu etablieren". Mit Wirkung vom 3. November 2024 "leiten drei Teampfarrer im Modell der partizipativen Leitung zusammen mit dem Pastoralteam den gesamten Pastoralen Raum". "In solidum" bedeutet dabei, dass jeder Teampfarrer solidarisch für das Ganze einsteht und nicht nur für seinen eigenen Bereich.
Aus der Hand des Generalvikars erhielten Pfarrer Gregor Sauer von der Pfarreiengemeinschaft "Gemeinsam unterwegs" Ebern – Unterpreppach – Jesserndorf, Pfarrer Matthias Rusin von der PG Maintal – Heilige Länder Kirchlauter und Pfarrer Vincent Moolan Kurian von der Pfarreiengemeinschaft St. Christophorus im Baunach- Itz- und Lautergrund ihre Ernennungsurkunden. Letzterer ist auch Pfarradministrator der Pfarreiengemeinschaft St. Kilian und Weggefährten in Pfarrweisach und zudem "Moderator", das heißt Leiter der Zusammenarbeit und Verantwortlicher gegenüber dem Bischof.
Gemeindereferent Matthias Vetter als Koordinator
Zur Unterstützung der pastoralen Zusammenarbeit wurde Gemeindereferent Matthias Vetter aus Kirchlauter zum Koordinator ernannt. Vor den Gremien und den Mitgliedern des Pastoralteams und der Pfarrgemeinden gelobten die vier neuen Seelsorger, ihr Amt gewissenhaft auszuüben.

Im kirchlichen Alltag wird sich zunächst nicht viel ändern. Die bisherigen Strukturen bleiben weitgehend erhalten. Wie es mit den Pfarreien weitergeht, ist noch völlig offen. Für die anstehende Kirchenverwaltungswahl in Ebern kandidieren genau sechs Kandidaten für sechs Ämter. Ob sich die Pfarrer neben ihren Managementaufgaben ausreichend um die Seelsorge kümmern können? In Gesprächen mit Gemeindemitgliedern war eine gewisse Skepsis zu spüren.

In seiner Festpredigt unterstrich Generalvikar Vorndran, dass die Kirche "in der Herausforderung steht, das Evangelium missionarisch in eine Welt hineinzutragen, die Jesus Christus kaum mehr kennt." Papst Franziskus fordert in seiner neuesten Enzyklika, diese Mission als ein Ausstrahlen der Liebe des Herzens Christi zu verstehen und sich nicht in Diskussionen über zweitrangige Themen zu verlieren. Vielleicht ein Weg, die Zahl der Gläubigen langsam aber sicher wieder ansteigen zu lassen.