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Eichelsdorf
Eichelsdorf: Aus Klosterkeller wird Haus der Dorfgemeinschaft
Der alte Klosterkeller von Eichelsdorf soll aus dem Dornröschenschlaf erwachen. Was alles geplant ist und warum der Zeitplan sportlich ist, wurde jetzt vorgestellt.
Das Herzstück des Projekts: Der alte Klosterkeller von Eichelsdorf. Unter anderem soll hier auch eine Bühne für Veranstaltungen eingebaut werden.
Foto: Alois Wohlfahrt | Das Herzstück des Projekts: Der alte Klosterkeller von Eichelsdorf. Unter anderem soll hier auch eine Bühne für Veranstaltungen eingebaut werden.
Alois Wohlfahrt
Alois Wohlfahrt
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:41 Uhr

Dass sich hier Obst und Kartoffeln gut gehalten haben, ist unschwer zu spüren. Von den über 30 Grad im Freien ist tief drunten im Keller nichts zu merken. Angenehm kühl ist es, als Jürgen Bergmann und seine Mitarbeiterin Cornelia Pflaum den imposanten Raum in Augenschein nehmen. Lagerraum für Garten- und Feldfrüchte ist der frühere Keller des Klosters der Erlöserschwestern unterhalb der Kirche schon lange nicht mehr. Das ist Vergangenheit. Und doch ist das über 400 Jahre alte Gemäuer auf dem Weg in die Zukunft. Oder wie es Armin Manietta den vielen Besuchern bei der Vorstellung der Pläne für die Dorferneuerung ausdrückte: "Es ist ein Geschenk für unsere Zukunft".

22 Projekte liegen den Eichelsdorfern am Herzen. Festgehalten sind sie in einer Prioritätenliste. Erarbeitet wurde diese in Treffen von Arbeitsgruppen und unter der Führung der Dorferneuerung. Herauskristallisiert hatte sich dabei, dass die Nutzung des ehrwürdigen Klosterkellers auf der Prioritätenliste ganz oben stehen soll, berichtet Manietta von vielen Treffen und Sitzungen der Teilnehmergemeinschaft.

Wie denn einmal dieses Haus der Dorfgemeinschaft aussehen soll – oder könnte – stellte Architekt Bergmann vor.

Da ist zum einen der Klosterkeller selbst. Mit rund 20 Meter Länge, 12 Meter Breite und einer Höhe von gut vier Metern hat er ähnliche Ausmaße wie der Rügheimer Schüttbau-Keller.

Bevor dort Bauarbeiten richtig starten können, muss erst einmal die Feuchtigkeit aus dem Boden gebracht werden. Eine Drainage wird eingebaut. Unter den späteren Belag kommt als Wärmequelle eine Fußbodenheizung. Versorgt werden soll die, wie auch die Heizkörper im Obergeschoss, durch Nahwärme, geliefert von der Biogasanlage am Ortsrand.

Ausgestattet wird der imposante Raum mit einer variablen Bühne. Tische und Stühle sollen je nach Bedarf in einem Stuhllager verräumt werden können. Die gastronomische Ausstattung soll aufs nötigste beschränkt sein: eine einfache Küche, zum Herrichten von Catering-Speisen, eine Kühlgelegenheit für Getränke.

Über eine Rampe wird der Saal im Keller von außen barrierefrei zu erreichen sein. Dazu wird eines der derzeitigen Kellerfenster zu einem Eingang erweitert.

Auch der Eingang selbst wird sein Gesicht verändern: Über dem jetzt sichtbaren Portal mit der Jahreszahl 1607 wird ein Pultdach gezogen, so wird ein Foyer entstehen. Das Gewölbe selbst ist gut erhalten, so Bergmann, es wird deshalb lediglich gereinigt.

Als wäre die Zeit stehengeblieben: so schaut es noch im Obergeschoss aus. Unter anderem sind dort noch alte Dreschmaschinen zu sehen. Sie werden auch im neuen Konzept erhalten bleiben, sieht es das Konzept von Architekt Jürgen Bergmann (im Bild) vor.
Foto: Alois Wohlfahrt | Als wäre die Zeit stehengeblieben: so schaut es noch im Obergeschoss aus. Unter anderem sind dort noch alte Dreschmaschinen zu sehen.

Als wäre die Zeit stehen geblieben schaut es derzeit noch im Obergeschoss aus. Zwei alte Dreschmaschinen stehen dort, ebenso wie andere, kleine landwirtschaftliche Geräte. Die werden dort auch später zu finden sein, denn im Obergeschoss ist auch eine kleine historische Ausstellung vorgesehen, berichtete Bergmann. Dorfgeschichte soll dort nicht nur gesehen werden können, sondern auch erarbeitet: es ist unter anderem ein Raum für Arbeitskreise vorgesehen, sowie ein Dorfgemeinschaftsraum und ein sogenannter Bewegungsraum, in dem auch Proben, etwa für Fasching, abgehalten werden können. Auch dort geplant: Ein Archiv der Gemeinde.

Dies alles soll allerdings nicht in eine Edelsanierung münden, sondern "der Raum hat einen Scheunencharakter und das darf man ruhig auch noch sehen". Soll unter anderem heißen: Holzdielen auf den Böden, auch manches Gebälk wird später noch sichtbar sein. Isoliert wird nicht das Dach, sondern die Decke über dem Obergeschoss.

Der Scheunencharakter des Obergeschosses soll sich auch nach der Sanierung wiederfinden.
Foto: Jürgen Bergmann | Der Scheunencharakter des Obergeschosses soll sich auch nach der Sanierung wiederfinden.

Verändern wird sich das Gesicht des Gebäudes von außen. Hin zu dem, wie es einmal war: Noch jetzt ist an manchen Stellen historischer Putz zu sehen. Deshalb wird das Gemäuder weitgehend verputzt, mit Ausnahme von markanten Sandsteingewerken. Der Giebel soll eine Holzverkleidung bekommen.

Noch ist der alte Klosterkeller von Eichelsdorf im Dornröschenschlaf. Verändert haben wird sich nach der Sanierung auch die Außenansicht: Wie früher wird die Fassade wieder verputzt. 
Foto: Jürgen Bergmann | Noch ist der alte Klosterkeller von Eichelsdorf im Dornröschenschlaf. Verändert haben wird sich nach der Sanierung auch die Außenansicht: Wie früher wird die Fassade wieder verputzt. 

Das ganze kostet natürlich Geld, 1,2 Millionen Euro sind veranschlagt. Bei früheren Fördermöglichkeiten war der Anteil, den die Stadt zu tragen gehabt hätte, beträchtlich gewesen. Als glücklich habe sich erwiesen, dass im vergangenen Jahr ein Förderprogramm "Innen statt Außen" aufgelegt wurde, das genau solche Vorhaben im Rahmen der Dorferneuerung unterstützt. Und dann sei wichtig gewesen, dass Hofheim fertige Konzepte und Planungen für das Eichelsdorfer Vorhaben, aber auch für die Goßmannsdorfer Alte Schule in der Schublade liegen hatte. Und auch Burgpreppach werde so gefördert. Drei Projekte schafften dies in Unterfranken, alle drei aus dem Gebiet der Gemeindeallianz Hofheimer Land, so Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst. Die Förderung durch das Amt für Ländliche Entwicklung beträgt bis zu 90 Prozent. Für das Eichelsdorfver Vorhaben heißt dies: Die Hälfte der verbleibenden rund 120 000 Euro teilen sich die Stadt als Eigentümer des Klosterkellers und die Eichelsdorfer, die dies mit Eigenleistung einbringen wollen. Ihren Beitrag zur Finanzierung können die Eichelsdorfer so unter anderem beim Entschlammen des Kellers oder beim Dachabdecken leisten, erläuterte Armin Manietta.

Die Förderung hat aber nicht nur eine finanzielle Seite, sondern auch eine zeitliche. Und die ist durchaus sportlich, denn: Bis zum Ende 2020 soll das Projekt Klosterkeller abgeschlossen sein. Das bedeutet, so Bergmann: Der Bauplan muss nun gestellt werden, damit im Frühjar 2020 durchgestartet werden kann. Zügig voranzukommen sei wichtig, so auch Borst, denn die Mittel stünden bereit.

Auch der Kreuzstein soll mit der Neugestaltung des Kirchenumfelds einen neuen Standort erhalten.
Foto: Alois Wohlfahrt | Auch der Kreuzstein soll mit der Neugestaltung des Kirchenumfelds einen neuen Standort erhalten.

Und daneben müssen weitere Planungen starten: die Gestaltung des Kirchenumfelds. Auch die dafür veranschlagten Kosten von rund einer Million Euro fallen in dieses Förderprogramm. Welche kleinere Vorhaben dann noch in ein solches Paket mit eingebracht werden können, müsse noch entschieden werden.

Nachgefragt wurde so unter anderem auch, wie es denn mit Parkplätzen aussehe und ob denn auch der Bau einer Lagerhalle für die Vereine berücksichtigt sei. Die Planung für Parklätze sei in den Überlegungen der Dorferneuerung berücksichtigt, so Borst. Was die Mehrzweckhalle betreffe, müsse erst einmal ermittelt werden, wie groß sie werden soll, dann müsse überlegt werden, wo entsprechende Flächen zur Verfügung stehen. Ein weiteres Thema: der spätere Unterhalt. Der werde derzeitigen Schätzungen zufolge bei rund 100 Euro pro Monat liegen, berichtete Armin Manietta. Eichelsdorf habe angesichts der hohen Förderung auf jeden Fall eine gute Ausgangsposition, so Borst.

Maß genommen hatten am Tag nach der Versammlung Architekt Bergmann und seine Kollegin Pflaum. Weil der Plan möglichst schnell auf den Weg gebracht werden muss. Und dass sich im Klosterkeller etwas tut, darüber freute sich auch eine Frau, die vielen Eichelsdorfern noch in Erinnerung sein dürfte: Schwester Wendelina von den Erlöserschwestern. Wie sie auf Anfrage sagt, freut es sie besonders, dass das Haus und der Keller für die Gemeinde genutzt werden können, dass es "ein soziales Projekt" wird.

 
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