Was lange währt, heißt es in einer alten Spruchweisheit. Die Geschichte der neuen Turnhalle am Eichelsee in Haßfurt kann wahrlich als lange bezeichnet werden. Es war ein weiter Weg von den ersten Überlegungen des Vereins, ein Sportzentrum zu errichten, bis heute. In diesem Jahr, so die Planungen, soll es aber endlich so weit sein. Der Sportbetrieb könnte beginnen. Und: "Es sieht gut aus", macht Projektleiter Jochen Hinz allen Beteiligten Mut. Vertreter des TV Haßfurt und der Waldorfschule - als Partner der Stadt Haßfurt bei der Errichtung und späteren Nutzung der Halle - sowie von der Stadtverwaltung informierten sich am Donnerstag vor Ort über den status quo der Baumaßnahmen.
"Wir liegen voll im Zeitplan", so Jochen Hinz, "der Herbst als Termin für die Inbetriebnahme ist realistisch." Im Winter werde man auf jeden Fall in der neuen Halle Sport treiben können. "Das Gebäude ist außen komplett fertig", erläuterte der Projektleiter, "die Photovoltaikanlage ist bereits auf dem Dach montiert." Hinz gratulierte auch der Stadt Haßfurt zu der gelungenen Wahl des Standortes: "Sie steht wirklich schön da."
Der Projektleiter zitierte auch einen Gedanken, der schon ab und zu an ihn herangetragen worden sei. "Das Gebäude ist doch so klein, passt da überhaupt eine Turnhalle rein?" Dieser Skepsis widersprach der Diplom-Ingenieur jedoch entschieden. "Wir haben ganz viel reingepackt, jeden Winkel ausgenutzt, sogar die Räume unter den Treppen." Insgesamt weise das Gebäude einen umbauten Raum von 4500 Kubikmetern auf, die Nutzfläche betrage 850 Quadratmeter. Bei der Turnhalle selbst handele es sich um eine klassische Einfeldhalle mit einer Länge von 27 und einer Breite von 15 Metern. Das gesamte Gebäude ist 33 Meter lang und 25 Meter breit.
Das Architekturbüro Baur Consult baue zwar gerne mit dem Werkstoff Holz, so Jochen Hinz, doch dass eine Turnhalle komplett in Holzbauweise errichtet werde wie hier in Haßfurt, stelle ein "Leuchtturmprojekt " dar. Das sei aber "der richtige Ansatz". Durch die Verwendung von 170 Kubikmeter Holz spare man 100 Tonnen CO2 gegenüber einer Stahlbetonbauweise ein. Auch für die Außenfassade sei Holz verwendet worden und zwar heimisches Erlenholz. Das werde mit einer Lasur versehen und müsse danach nicht mehr behandelt werden, ein Vergrauen des Holzes sei vorgesehen und durchaus erwünscht, werde durch die Lasur sogar stellenweise vorweggenommen.
Natürliche Regulierung des Raumklimas
Auch bei der Dämmung habe man mit der Verwendung von Cellulose neue Wege beschritten. Dieses Material besitze gegenüber Mineralwolle erhebliche Vorteile, zum Beispiel beim Brandschutz. Aber auch im Sommer schütze Cellulose besser gegen Wärme und sorge für ein "Super-Raumklima". Die Belüftung des Gebäudes, so Hinz, erfolge über die Fenster - außer in fensterlosen Räumen, wo eine Lüftungsanlage wirke. Dies sei aber der richtige ökologische Ansatz, da Lüftungsanlagen erheblich Energie verbrauchten.
Im Bereich Technik hatten die Planer versucht, "Low-Tech" zum Einsatz zu bringen. In enger Zusammenarbeit mit dem Stadtwerk sei das Konzept ausgeklügelt worden. Die Heizung erfolgt über die Gasversorgung, es kommt auch ein Blockheizkraftwerk zum Einsatz, auf dem Dach ist eine Photovoltaik-Anlage installiert. "Und auch das haben wir alles in das kompakte Gebäude reingekriegt", schmunzelte der Projektleiter. Ganz zu schweigen von dem Aufzug, der ebenfalls eingebaut ist. Das gesamte Gebäude ist komplett barrierefrei zu erreichen.
"Natürlich", so Jochen Hinz, liege das Gebäude im Überschwemmungsgebiet des Mains. Deshalb hätte bei der Planung auch eine Rolle gespielt, wie man mit dem Hochwasser-Thema umgeht? Die Planer lösten diese Problematik, "indem wir die Halle aus dem Hochwasser herausholen". Würden die Fluten die Marken eines hundertjährigen Hochwassers erreichen, stünde das Wasser ungefähr in der Mitte des umlaufenden Betonsockels. "Die Turnhalle scheint dann auf dem Hochwasser zu schwimmen wie eine Arche Noah."
Bürgermeister Günther Werner zeigte sich - wie die Vertreter des TV-Vorstands Harald Göb, Petra Benkert, Gerd Wolf und Waltraud Strauß sowie Waldorf-Geschäftsführer Gregor Härty - vom Baufortschritt sehr angetan. Er erinnerte an den Spatenstich und freute sich darüber, "dass wir inzwischen so weit vorangekommen sind. Ich hoffe, dass wir im Herbst wirklich mit dem Sportbetrieb beginnen können".
Kosten rund vier Millionen Euro
Für den Bau waren einst rund vier Millionen Euro veranschlagt worden. Daran habe sich nicht viel geändert, so Projektleiter Hinz auf Anfrage der Redaktion. Es habe - wie überall - einen leichten Anstieg gegeben, der sei jedoch nicht relevant. Durch die Zusammenarbeit der Stadt Haßfurt mit dem TV Haßfurt und der Waldorfschule könnten Fördergelder vom Freistaat Bayern erwartet werden. Die Gymnastikräume würden vom BLSV bezuschusst.