"Sie wird gebaut" begann diese Redaktion vor gut einem Jahr einen Artikel über die neue Haßfurter Turnhalle am Eichelsee. Damals handelte es sich um einen Blick nach vorne, alle Beteiligten hatten darauf gehofft, der Bau könne noch im Sommer 2020 beginnen. Seitdem ist viel passiert, man denke nur an die Corona-Pandemie oder die sich ewig hinziehende europaweite Ausschreibung. Nun jedoch kann Vollzug gemeldet werden. Die Bagger sind da und auch am Werkeln. Der Bau der Halle am Eichelsee hat endlich begonnen.
Bauherrengemeinschaft
Endlich, weil die Planungen für diesen Bau so außergewöhnlich lange gedauert haben. Eine seit dem Jahre 2007 währende Odyssee des größten Haßfurter Vereins, des TV Haßfurt, findet - rund 14 Jahre später - nun den Beginn eines Happy Ends. Wobei allerdings dieser Verein nicht mehr als Bauherr auftritt. Die neue Halle wird in einer sogenannten Bauherrengemeinschaft errichtet. Die Stadt Haßfurt hat den TV Haßfurt und die Waldorfschule, die am Ziegelbrunn nicht weit entfernt von diesem Standort beheimatet ist, mit ins Boot genommen, um entsprechende Förderungen zu bekommen.
"Ich bin natürlich froh, dass das Projekt endlich realisiert werden kann", sagt Bürgermeister Günther Werner im Gespräch mit dieser Redaktion. Die Stadt prüfe derzeit auch, ob man trotz Corona einen offiziellen Spatenstich durchführen könne. "In der Bauausschusssitzung im Januar haben wir die ersten Arbeiten für vier Gewerke vergeben", so Werner, in der kommenden Sitzung würden die nächsten folgen. "Wir denken, dass wir die Halle 2022 beziehen können." Zuversicht herrscht beim Bürgermeister auch, wenn es um die Kosten des Projektes geht. "Wir hoffen, dass wir die Gesamtkosten in Höhe von 3,5 Millionen Euro einhalten oder sogar darunter bleiben können." Man müsse hier aber noch abwarten, schließlich "haben wir ja erst die Hälfte der Vergaben getätigt".
Gebaut wird die neue Halle direkt neben dem Sportgelände am Eichelsee auf dem ehemaligen Minigolfplatz östlich von der Firma Reifen Diem in Holzständerbauweise. Die Wärmedämmung sei bei dieser Holzbauweise "deutlich besser", so Günther Werner im Gespräch mit dieser Redaktion, zudem werde es dadurch nicht teurer. Bei Gesamtkosten in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro erwartet die Stadt Zuschüsse von insgesamt etwa 1,3 Millionen Euro. Für die Stadt bleibe demzufolge ein Eigenanteil von circa zwei bis zweieinhalb Millionen Euro. Die nötigen Gelder seien laut Günther Werner auch schon in die entsprechenden Haushalte eingestellt worden.
Gymnastikräume im ersten Stock
Die Planung, so der Bürgermeister, sehe unverändert vor, die Halle zweigeschossig zu errichten. Auf einer Grundfläche von 818 Quadratmetern soll ein Raum von 4500 Kubikmetern umbaut werden. Die Bruttogeschossfläche, also Erdgeschoss und erster Stock zusammen, weise 1208 Quadratmeter auf. Im ersten Stock werden Gymnastikräume eingebaut. Die neue Turnhalle wird behindertengerecht geplant. Der Zugang erfolgt über Stufen und eine Rampe. Zur barrierefreien Verbindung der Etagen erhält die Halle einen Aufzug. In der oberen Etage sind ferner zwei kleine Tribünen vorgesehen.
Die Stadt als Eigentümer könnte die Halle auch anderen Organisationen zur Verfügung stellen, so Bürgermeister Werner. Eine Vermietung über ein Online-Buchungssystem sei möglich. Andere Sportvereine sowie auch die Volkshochschule könnten die Halle nutzen. Die Stadt Haßfurt baut die Sporthalle zusammen mit dem TV Haßfurt und der Waldorfschule, da eine Turnhalle für die Waldorfschule als Privatschule nach dem Bayerischen Schulfinanzierungsgesetz gefördert werde, die Beteiligung des Turnvereins ermöglicht Zuschüsse des BLSV. Beiden Mitbauherren muss dafür von der Stadt jeweils ein 25-jähriges Nutzungsrecht zugestanden werden, um in den Genuss dieser Zuschüsse zu gelangen.
Harald Göb, Vorstand Liegenschaften beim TV Haßfurt, bezeichnet es auf Anfrage als "sehr erfreulich", dass die Bauarbeiten für die Halle begonnen haben. "Es hat ja lange gedauert", so Göb, "bis die erforderlichen Genehmigungen vorlagen." Die alte Eichelsee-Sporthalle habe bisher ihren Dienst getan, aber inzwischen sei ein Stadium erreicht, das entweder eine - zu aufwändige - Sanierung oder eben eine andere Lösung erforderlich mache. Es sei für den Verein ohnehin eine gewaltige Aufgabe, seine Liegenschaften instandzuhalten. "Wir haben jetzt erst kürzlich eine moderne Flutlichtanlage am Sportplatz eingebaut", erläutert Harald Göb. Dazu habe es zwar auch Zuschüsse gegeben, aber nichts desto trotz habe der Verein hier auch selbst investieren müssen. "Wir befinden uns oft am Rande der Bezahlbarkeit", so Göb. Der die neue Halle auch als Möglichkeit sieht, "ausgelagerte Sportarten zurückzuholen" und dadurch die Aufwendungen für Mietkosten etwas zu reduzieren.
Doppelte Hoffnung
"Wir müssen jetzt halt sehen, wie es weitergeht", sagt das Vorstandsmitglied des Turnvereins, der natürlich wie alle anderen Sportvereine unter den aktuellen Corona-Beschränkungen leidet. Darum hegt Harald Göb die doppelte Hoffnung, dass Anfang 2022 zum einen die neue Halle in Betrieb genommen werden kann und Corona dann endlich weitgehend überwunden sein wird.