Die Stadt Haßfurt hat zum zweiten Mal innerhalb von 14 Tagen herausgestellt, dass sie auf dem Gelände des TV Haßfurt, „am Eichelsee“, keine Sporthalle bauen wird. Auch sehen Verwaltung und Lokalpolitik keine Veranlassung, sich mit dem Vorstand des Vereins an einen Runden Tisch zu setzen, um weiterhin über den Sportstättenbau zu diskutieren. Dies geht aus einem siebenseitigen offenen Brief hervor, den die interfraktionelle Arbeitsgruppe Sport (der „Sportbeirat“) des Stadtrates am Donnerstag an den Verein geschickt hat. Es ist Karl-Heinz Eppelein, der Vorsitzende des Sportbeirates, der aus Sicht der Stadt argumentiert hat.
Er und Bürgermeister Günther Werner hatten Anfang vorvergangener Woche im Rahmen einer Pressekonferenz erklärt, die Stadt beabsichtige, nördlich der Franz-Ludwig-von-Erthal-Schule eine Eineinhalb- oder Zweifachturnhalle zu errichten. Damit schienen die jahrelangen Planungen und Diskussionen um den „Sportpark Eichelsee“ des TV endgültig der Vergangenheit anzugehören, zumal der TV-Vorstand in einem Schreiben an die Stadt unterstrichen hatte, sich im Falle des Falles mit der neuen Lösung abzufinden. Ursprünglich wollte der TV mit starker Unterstützung der Stadt für rund sechs Millionen Euro eine Dreifachturnhalle an der Flugplatzstraße bauen; im Laufe der Zeit musste das Projekt immer mehr abgespeckt werden, bis der Verein im April erklärte, er könne das Vorhaben überhaupt nicht mehr schultern. Nun ruhten alle Hoffnungen der Sportler auf der Stadt. Hier glaubte man zuletzt, beim TV sei man angesichts der Baufälligkeit der Liegenschaften am Eichelsee zufrieden, überhaupt eine neue Halle zu bekommen, auch wenn sie außerhalb des eigenen Geländes liegen sollten.
Aber weit gefehlt: In einem offenen Brief vom vergangenen Samstag, den die Heimatzeitung im Wortlauf veröffentlicht hat, lehnte der Vorstand den Standort Schulzentrum als „unausgegorene Scheinlösung“ kategorisch ab, griff die Stadt stellenweise scharf an und forderte dennoch weitere Verhandlungen über den Sportpark im Rahmen eines Runden Tisches.
Gerade letzteres Ansinnen macht für Karl-Heinz Eppelein keinen Sinn mehr: „Für was noch einen runden Tisch mit dem gesamten Stadtrat?“ fragt er nun in dem offenen Brief und fährt dann fort: „Sie haben doch schon die meisten Mitglieder dieses Gremiums einzeln besucht und versucht, sie in Ihrem Sinne zu beeinflussen. Angst vor einem runden Tisch hätten wir nun wirklich nicht, nur wäre dies Zeitverschwendung.“ Die Zeilen davor listet der Sportbeiratsvorsitzende auf, dass TV-Vertreter zwischen Februar 2012 und Oktober 2014 an sechs Sitzungen der Arbeitsgruppe Sport teilgenommen haben. Diese Gruppe war eigens dafür gegründet worden, um eine für alle Seiten tragbare Lösung für das Hallenprojekt zu finden.
„Der einzig richtige Weg“
Die vier TV-Vorsitzenden Gerd Wolf, Helene Friedrich, Hanne Pfister und Georg Hiernickel hatten dem Stadtrat vor einer Woche „Geheimniskrämerei“ vorgeworfen, weil dieser zuvor hinter verschlossenen Türen über die neuen Pläne am Schulzentrum befunden hatte. Dass die Behandlung des Themas nicht-öffentlich erfolgt sei, habe den Grund allein darin, dass die Ratsmitglieder ohne ständige Beeinflussung von außen diskutieren konnten, kontert Eppelein nun. Und fügt an, dass im Übrigen ein Stadtrat und Mitglied des TV-Vorstands „nicht regelkonform, aber seitens des Stadtrates sehr großzügig“ seine Meinung vertreten konnte. Nicht namentlich genannt, aber gemeint ist Georg Hiernickel.
Welche Lösung für das Hallenproblem es aus Sicht des Stadtrats und der Arbeitsgruppe Sport ergibt, fasst Eppelein am Schluss seines offenen Briefes zusammen: „Wir sind jedenfalls der Überzeugung, dass mit einem Hallenbau (maximal zweifach) den Belangen des Sports in Haßfurt (denen des TV sowieso) und unter Berücksichtigung aller Umstände am besten Rechnung getragen wird und zwar auf dem Gelände am Schulzentrum nördlich der Erthal-Schule, das keine Probleme mit Hochwasser und Bauschutt aufweist und weil irgendwann später vielleicht auch der Außensport dort angesiedelt werden kann. Damit wären die Probleme des TV am jetzigen Standort erledigt. Dies ist der einzig richtige Weg für die Zukunft des Sports in Haßfurt, wenn man längerfristig und nachhaltig denkt, verantwortungsbewusst und zukunftsorientiert zum Erhalt des Breitensports in Haßfurt, für die Kinder und Jugendlichen.“ Der Inhalt des Schreibens sei mit Bürgermeister Günther Werner abgesprochen, vermerkt Eppelein abschließend; den offenen Brief hat er aber alleine unterzeichnet.
In der Pressekonferenz am 24. November hatten das Stadtoberhaupt und der Sportbeiratsvorsitzende für die Ablehnung eines städtischen Engagements auf dem TV-Gelände zwei Hauptargumente angeführt: zum einen die Hochwassergefahr, zum anderen der unsichere Baugrund.
„Bezahlen tun die nicht“
Der TV hatte die Hochwasserrisiken daraufhin ins Reich der Märchen verbannt: Dazu stellt Karl-Heinz Eppelein nun fest: „Wenn Sie diese Hochwassergefahr als Märchen abtun, so ist das Ihre Sache. Sie haben in der Vergangenheit ja oft darunter gelitten und auch in Ihrer Festschrift zum 150-jährigen Jubiläum ausführlich darüber berichtet. Sicherlich sind bauliche Maßnahmen, die das Gebäude hochwasserfrei machen, möglich. Aber zu welchem Preis? Mit einem Vielfachen dessen, was am Platz ,Schulzentrum' nicht im Ansatz zur Disposition steht. Da nützen auch keine Abstimmungen mit irgendwelchen Behörden, die stellen nur fest, ob gebaut werden kann und welche Bedingungen nach irgendwelchen Richtlinien erfüllt werden müssen. Bezahlen tun die nicht.“
„Würden Sie hier bauen?“
Eppelein bestreitet ferner vehement, dass nur in einer von sechs Rammkernsondierungen auf dem vom TV für den Sporthallenbau vorgesehenen Platz 3 Bauschutt im Untergrund angetroffen wurde. Der TV hatte ihm und Bürgermeister Werner in diesem Zusammenhang vorgeworfen, sich auf sehr unschöne Weise nur auf dieses einen Profil zu stützen, obwohl die Tragfähigkeit des Bodens eine absolut wirtschaftliche Gründung erwarten lassen. Bauschutt sei aber in allen sechs Bohrungen zum Vorschein gekommen, klärt Eppelein nun auf, und zwar in Tiefen zwischen 60 Zentimeter und 3,30 Meter. „Würden Sie Ihren Privatbau auf so einem Untergrund erstellen?“, fragt der Sportbeiratsvorsitzende und kommt zu dem Schluss, die Aussagen darüber doch lieber Fachleuten zu überlassen.
Eppelein verbittet sich ferner „die immer wieder auftauchende Aussage von Ihnen und Herrn Eck,“ dass die Stadt das ehrenamtliche Engagement beim TV in den Schmutz ziehe. „Dies haben wir nie gemacht, weder mündlich noch schriftlich.“ Aber umgekehrt werde ein Schuh daraus, fühlt Eppelein sich und seine Mitstreiter seitens der TV-Vertreter diskreditiert. Dazu vermerkt er: „Die meisten Mitglieder unserer Arbeitsgruppe und des gesamten Stadtrats, wahrscheinlich aber sogar alle, sind ehrenamtlich nicht nur als Stadtrat, sondern auch in den verschiedensten Vereinen tätig (einige mehrfach), wissen was Ehrenamt bedeutet und sind sich der Verantwortung, die ein solches Amt erfordert, durchaus bewusst.“
Es ist doch ein Unterschied...
Offensichtlich mit großer Verwunderung nimmt der Sportbeirat die Aussage des TV zur Kenntnis, dass dieser sich finanziell nicht mehr in der Lage sieht, den dringend erforderlichen Neubau eines Umkleide- und Duschgebäudes für den Außensport am Eichelsee zu bestreiten. Immerhin habe der Verein damals mit Vehemenz seinen ersten Plan verteidigt, der bei einer Gesamt-Investitionssumme von knapp über sechs Millionen Euro eine Darlehensaufnahme des TV in Höhe von rund zwei Millionen vorgesehen habe. „Die Erwirtschaftung des Kapitaldienstes hierfür wäre nach Ihrem Dafürhalten problemlos möglich gewesen!(?)“, wundert sich Karl-Heinz Eppelein. Es sei zwar Sache des Vereins, dieses von der Stadt empfohlene Funktionsgebäude zu errichten oder nicht. Aber es sei doch ein Unterschied, „ob ich ein relativ kleines Gebäude hochwasserfrei stellen muss oder eine im Verhältnis dazu große Halle.“
Weil der TV erklärt hatte, er könne nicht parallel seine alten Liegenschaften am Eichelsee unterhalten und die Miete für eine neue Sporthalle am Schulzentrum bezahlen, mutmaßt Karl-Heinz Eppelein, der Verein setze darauf, dass die Stadt das alte Gaststättengebäude und die alte Turnhalle auch noch übernimmt. „Mit der Folge, dass sowohl Neubau und die Altbauten sich im Eigentum der Stadt befinden würden. Hervorragend für den TV, keinerlei Verantwortung mehr zumindest in finanzieller Hinsicht die Gebäude betreffend. Alle anderen Sportvereine der Stadt hätten dann die gleiche Erwartung und das gleiche Recht.“ Stadt und Stadtrat hätten aber Verantwortung für alle Bürger der Stadt Haßfurt, nicht nur für den TV. „Bei einer Handhabung durch die Stadt, wie sie Ihnen vorschwebt, würden sich wohl alle diese Bürger – mit Verlaub – an die Stirn greifen“, schreibt Eppelein dem TV-Vorstand hinter die Ohren.
Am besten keine Halle?
Und er verweist an anderer Stelle noch einmal darauf, dass aktuell kein anderer Verein außer dem TV ungedeckten Bedarf an Hallenflächen habe. Da dürfe man es nicht außer acht lassen, dass es „einige Leute“ gebe, die es für die beste Lösung hielten, wenn gar keine neue Halle gebaut werde.
Teilweise geht Karl-Heinz Eppelein in seinem offenen Brief ebenso wenig zimperlich mit dem TV-Vorstand um wieder dieser die Woche zuvor mit der Stadt. Das geht soweit, dass der Sportauschussvorsitzende dem Verein Schummeleien bei Neuplanungen im Oktober vorwirft. Da habe der Verein eine Planskizze für eine Zweifachhalle präsentiert, die um ihren Gymnastikraum abgespeckt wurde, weniger Funktionsräume zählt und statt einer Gastronomie nur noch einen Raum für Catering haben soll. Aber auch diese Version müsse von Grund auf neu geplant werden und würde weitere Kosten verursachen bis zu ihrer Genehmigung. Sinnvoller Weise habe „Herr Eck“, zu diesem Zeitpunkt noch Ihr Berater“, auch gleich eine Kostenschätzung vorgelegt, die mit knapp fünf Millionen Euro abschloss, also noch mehr, als die Deckelung gemäß Beschluss des Stadtrates vom 19. November 2012. Hierin eingeschlossen seien die bisher angefallenen Planungskosten, die noch nicht so recht klar seien, behauptet Eppelein und kommt zu dem Schluss: „Eine clevere Art, sich der Kosten zu entledigen, die man selbst verursacht hat, noch dazu so unterschwellig nebenbei. Es muss nur jemand darauf hereinfallen. Die öffentliche Hand/der Steuerzahler, also wir alle, ist ja eine willige Melkkuh.“
Hart geht Eppelein im Namen des Sportbeirats mit dem TV ins Gericht bei dem vom Verein viel zitierten Begriff Heimat: „Reden Sie doch nicht immer gebetsmühlenartig von einer ,Heimat', die Sie ihren Mitgliedern bieten bzw. bieten wollen. Die hat es vielleicht einmal vor 40 oder 50 Jahren gegeben.“ Der gesellschaftliche Wandel in dieser Zeit und in dieser Hinsicht sei so gravierend, dass eine solche Heimat längst abhandengekommen sei und unter Berücksichtigung der Auswirkungen des demographischen Wandels nicht mehr zurückgeholt werden könne,auch wenn der TV das nicht wahrhaben wolle. „Mit der Verlegung einer Sporthalle an das Schulzentrum wird Ihr Verein auch nicht mehr aufgesplittet, als er es schon jahrelang ist.
Es würden Tätigkeiten verlagert, richtig. Aber beispielsweise die Leichtathleten würden wieder näher an den Verein herangeführt werden. Man könnte hier sauber trennen: Hallensport einerseits, Außensport andererseits. Zusammengehörigkeitsgefühl ist nicht eine Frage von Gebäuden, sondern eine Frage des ,inneren' Zustands eines Vereins unter adäquater Führung durch die Vorstandschaft. Wegen eines Standortes am Schulzentrum stirbt kein ehrenamtliches Engagement und auch nicht die sportliche Vielfalt. Wenn doch, dann ist beim Verein etwas falsch gelaufen“, findet Karl-Heinz Eppelein und mit ihm der Sportbeirat, der Stadtrat und wohl auch der Bürgermeister.
Der Stadtratsbeschluss vom 18. November und die vorherige Empfehlung des Sportbeirats
Karl-Heinz Eppelein hat in seinem offenen Brief an den Vorstand des TV Haßfurt hervorgehoben, dass der Haßfurter Stadtrat in seiner nichtöffentlichen Sitzung am 18. November die Verwaltung mit „deutlichem Mehrheitsbeschluss“ beauftragt hat, mögliche Standorte, vor allem aber das Gelände nördlich der Erthal-Schule hinsichtlich der Eignung für den Hallenbau zu prüfen. Zudem hat die Verwaltung die genauen Kosten für den Bau und den Betrieb einer Halle zu ermitteln.
Eppelein zufolge basiert der Stadtratsbeschluss auf Empfehlungen der Arbeitsgruppe Sport vom 30. Oktober, die er einzeln aufführt und die zum Verständnis der Diskussion hier wiedergegeben sind: • Aufgrund nicht lösbarer Probleme mit der Hochwassersituation bzw. dadurch bedingter immenser Mehrkosten bei der Investition wird von einem Bau auf dem Gelände des TV am Eichelsee abgeraten. Auch andere Standorte kommen aus verschiedenen Gründen nicht in Frage.
• Die Stadt Haßfurt errichtet auf dem Gelände am Schulzentrum (nördlich Erthal-Schule) eine Eineinhalbfach- bis Zweifachsporthalle mit notwendigen Nebenräumen für Gymnastik, Krafttraining, Umkleiden, Duschen, Toiletten, Geräte. • Die Planung der Halle ist auszuschreiben. Dadurch soll eine wesentlich kostengünstigere Lösung erreicht werden. • Dem TV Haßfurt wird nahe gelegt, auf seinem bisherigen Sportgelände neue Räume für Schiedsrichter, Umkleiden, Duschen und Toiletten zu bauen, um die hygienischen Verhältnisse in einen ordentlichen Zustand zu bringen. Sinnvoll wäre hier der Bereich der früheren Badeanstalt. Dieser Bau müsste natürlich hochwasserfrei nach den neuesten Hochwasserlinien erstellt werden. Hierfür stellt die Stadt eine Bezuschussung nach den gelten-den „Richtlinien der Stadt Haßfurt zur Förderung ihrer Vereine“ in Aussicht. Damit wäre den Bedürfnissen der aktiven Mitglieder der Abteilungen Fußball, Korbball und Tennis gedient.