Angebot und Nachfrage regeln den Preis - man muss kein Wirtschaftswissenschaftler sein, um diesen logischen Zusammenhang herstellen zu können. Ähnliche Gedanken machen sich mittlerweile die heimischen Wasserversorger. "Das wird noch nicht heuer oder nächstes Jahr kommen", so Norbert Zösch, Geschäftsführer des Stadtwerks Haßfurt, im Gespräch mit dieser Redaktion. "Aber wir denken grundsätzlich schon darüber nach, den Preis für Trinkwasser im Sommer höher als im Winter zu gestalten." Grund dafür sei die immer eklatantere Wasserknappheit in den Sommermonaten, die durch zunehmenden Verbrauch noch verschärft würde.
Aber woher kommt die Wasserknappheit? Schließlich lebt ein großer Teil der Bevölkerung des Landkreises im Maintal und wie der Name schon sagt, fließt in selbigem ein nicht unbedeutender Fluss, der zudem den Vorteil aufweist, für die Belange der Schifffahrt geregelt zu sein. Das heißt, durch Zuführung von Wasser aus dem niederschlagsreicheren Süden von Bayern, sprich aus dem Donauraum, sowie aus Wasserspeichern wie dem Brombachsee werde der Main immer beschiffbar gehalten. Und das wirkt sich natürlich auch positiv auf die Wasserversorgung aus. Denn: "Ist der Pegel des Mains hoch", erklärt Zösch, "ist auch der Grundwasserpegel hoch."
Brunnen nicht überfordern
Allerdings weist Zösch in dem Zusammenhang darauf hin, dass der übermäßige Verbrauch im Sommer, zum Teil auch durch die zunehmende Zahl von häuslichen Pools, zeitweise die Brunnen der Wassergewinnung überfordere. Was zum vorzeitigen Altern oder gar Ausfall von Brunnen nicht zuletzt durch eine Verockerung führen könnte. Die Folge wären Verbote für Autowäsche oder Gartengießen. Der Stadtwerkchef macht aber keinen Hehl daraus, dass er die Verwendung von hochwertig aufbereitetem Trinkwasser zum Beispiel zum Zwecke des Gartengießens ohnehin für Verschwendung ansieht. "Dafür sollte sich jeder Hausbesitzer eine Zisterne einrichten." Im Maintal sollte aber "eigentlich immer genug Wasser zum reinen Zweck als Trinkwasser zur Verfügung stehen".
Um das sicherzustellen, so Zösch, habe man auch einen langfristigen Liefervertrag mit den Schweinfurter Stadtwerken abgeschlossen. Und obwohl auf der Fränkischen Trockenplatte - nomen est omen - das Wasser knapp ist, haben die Schweinfurter Stadtwerke von dem wertvollen Nass durch die Gewinnung von Uferfiltrat des Mains im Überfluss, weil in den letzten Jahrzehnten in Schweinfurt die Abnahme - vor allem durch die Großindustrie - deutlich gesunken ist. "Schweinfurt ist quasi unser drittes Standbein in der Wasserversorgung", erklärt Zösch die Bedeutung des 20-Jahres-Vertrages, "neben den Versorgungsgebieten Lengfeld (Haßfurt, die Red.) und Horhausen."
Nur bescheidene Niederschläge in diesem Winter
Dass ein Ausgleich der Wasserdefizite im Versorgungsbereich des Stadtwerks Haßfurt nötig wurde, liegt vor allem auch daran, dass die natürliche Regeneration durch die winterlichen Niederschläge aufgrund der Klimaveränderung nicht mehr richtig funktioniere. "Außer im Februar", so Zösch, "waren die Niederschläge den ganzen Winter über sehr bescheiden." Die Schwankungen beim Grundwasserpegel blieben dennoch im Bereich Haßfurt noch relativ gering. "Bei uns ist es schon viel, wenn das Grundwasser um einen halben Meter absinkt", erläutert der Stadtwerksleiter. Anders sähe es dagegen in den höheren Lagen außerhalb des Maintals aus.
"In Hofheim kann der Grundwasserspiegel ruckzuck mal zwei bis drei Meter tiefer liegen", sagt Zösch. In höhergelegenen Gebieten könne es in extremen Sommern durchaus zu genereller Wasserknappheit kommen, je nachdem, wie dort die Wasserversorgung - eventuell unterstützt durch die Einspeisung von Fernwasser - geregelt sei. Das Stadtwerk Haßfurt sorgt in dem Zusammenhang durch Lieferverträge seinerseits in höhergelegenen Kommunen für deren Wasserversorgung. So werde Königsberg komplett aus Haßfurt mit Trinkwasser beliefert und auch Hofheim bekommt rund ein Drittel seines Wassers aus der Kreisstadt.
Zwei Jahrtausendsommer innerhalb von 15 Jahren
Die Situation werde sich nicht verbessern. Durch den Klimawandel seien die Niederschläge in den letzten zehn bis 15 Jahren kontinuierlich zurückgegangen, die Verbräuche in den Sommern immer hoch gewesen, so der Geschäftsführer des Haßfurter Stadtwerks. Zudem habe es in den Jahren 2003 und 2018 zwei sogenannte Extremsommer gegeben. "Zwei Jahrtausendsommer innerhalb von nur 15 Jahren - das ist schon sehr ungewöhnlich." Deshalb liege die Hauptaufgabe des Stadtwerkes auch darin, die Wasserversorgung für die künftigen Generationen sicherzustellen. Norbert Zösch ist optimistisch, dass das trotz aller Widrigkeiten gelingen sollte.