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Haßfurt
Haßfurt: Lohnt sich "Click & Collect" für die Händler?
Der Abholservice "Click & Collect" ist seit Mitte Januar für den Einzelhandel in Bayern erlaubt. Aber rentiert sich das auch für die Händler in Haßfurt?
In der Haßfurter Buchhandlung 'Paula Glückstein' werden die 'Click & Collect'-Bestellungen in kleinen Tüten zusammengepackt, wie Inhaber Franz Wölfel zeigt. 
Foto: René Ruprecht | In der Haßfurter Buchhandlung "Paula Glückstein" werden die "Click & Collect"-Bestellungen in kleinen Tüten zusammengepackt, wie Inhaber Franz Wölfel zeigt. 
Maria Lisa Schiavone
 |  aktualisiert: 14.02.2024 07:01 Uhr

Das Prinzip von "Click & Collect" ist einfach: Der Kunde bestellt die gewünschte Ware per Telefon oder über das Internet und holt diese kontaktlos beim Händler ab. Seit dem 11. Januar ist der Abholservice "Click & Collect" auch in Bayern erlaubt, doch wie gut funktioniert der neue Service in Haßfurt?

Digital sind die Haßfurter Händler dafür gut aufgestellt - viele von ihnen nutzen Facebook und Instagram, einige von ihnen haben auch eine eigene Webseite. Damit die Händlerinnen und Händler auch in Zeiten des Lockdowns im Netz zu finden sind, hat die Stadtverwaltung bereits vor knapp einem Jahr das Online-Portal hassfurt-bringts.de eingerichtet, erklärt Bürgermeister Günther Werner im Gespräch. Auf dem Portal können die Gewerbetreibenden ein kostenloses Profil mit Bildern, Kontakt und Öffnungszeiten erstellen. 

Online-Shop mit "Click & Collect"  

Die Haßfurter Buchhandlung "Paula Glückstein" ist für "Click & Collect" bestens aufgestellt. Im eigenen Online-Shop lassen sich die Bücher entweder nach Hause liefern oder zu den regulären Öffnungszeiten vor dem Laden abholen. Bezahlt wird dann per Rechnung. "Das funktioniert super", sagt Inhaber Franz Wölfel. Ihr Vorteil: "Wir sind mindestens genauso schnell oder schneller als Amazon. Wer bei uns abends bestellt, kann seine Bücher schon am nächsten Tag abholen." 

"Wir sind mindestens genauso schnell oder schneller als Amazon."
Franz Wölfel, Inhaber der Buchhandlung "Paula Glückstein" in Haßfurt
'Click & Collect' in Haßfurt: In der Buchhandlung 'Paula Glückstein' stehen die Bestellungen für die Kunden zum Abholen bereit.
Foto: René Ruprecht | "Click & Collect" in Haßfurt: In der Buchhandlung "Paula Glückstein" stehen die Bestellungen für die Kunden zum Abholen bereit.

Auch im Sonderpreis Baumarkt läuft "Click & Collect" über den eigenen Online-Shop, wie Filialleiterin Monique Schober erklärt: "Die Kunden legen ihre Produkte in den Online-Warenkorb. Wir erhalten ihre Bestellung, packen alles zusammen und nach circa zwei Stunden können sie die Ware im Markt abholen." Kassiert wird an der Eingangstür: "Dafür haben wir extra mobile EC-Geräte bekommen, damit die Kunden bargeldlos an der Eingangstür zahlen können." 

Trotz Online-Shop setzen die meisten Baumarkt-Kunden aber weiterhin aufs Telefon: "Für die Kunden bleibt so der persönliche Kontakt bestehen und wir können sie besser beraten. Wir können auch eine Auswahl zusammenstellen, die wir den Kunden bei der Abholung zeigen und sie entscheiden erst dann, was sie kaufen", sagt die Filialleiterin. Wer spontan etwas aus dem Baumarkt braucht, kann auch einfach klingeln: "Diese Kunden werden dann an der Tür bedient."

Blumenladen darf an Valentinstag  öffnen

 Norbert Pudell vom "Floranium Pudell" setzt bei "Click & Collect" neben der eigenen Webseite, auch auf E-Mail, Facebook, Instagram, Whatsapp und aufs Telefon. Gezahlt wird dann bei Abholung oder per Rechnung. Trotz der zahlreichen Optionen sind die Kunden weniger geworden: "Wenn wir Glück haben, erreichen wir 20 Prozent unserer Kunden. Blumen will man sehen und anfassen. Das auf einem Bild zu transportieren, ist schwierig", sagt Pudell.

"Wenn wir Glück haben erreichen wir 20 Prozent unserer Kunden"
Norbert Pudell, Inhaber des "Floranium Pudell"

Eigentlich ist der  Valentinstag ein umsatzträchtiger Tag für Floristen, das könnte in diesem Jahr aber anders aussehen: "Wir haben schon auf Vorrat mehr Rosen und Blumen bestellt, aber wir müssen auch davon ausgehen, dass wir nicht so viel verkaufen werden, wie an einem normalen Valentinstag", sagt Pudell. Am 14. Februar darf er seinen Blumenladen immerhin für kurze Zeit öffnen: "Wir dürfen am Sonntag für zwei Stunden öffnen, von 10 bis 12 Uhr." 

"Call & Collect" in den Modegeschäften

Schwieriger sieht es in den lokalen Modehäusern der Stadt aus. Anders als die Modeketten leben die Modegeschäfte von der Kundenberatung und dem individuellen Service. Das fällt jetzt weg. "Wir leben von der Kundschaft, die den Laden kennt", sagt Matthias Hilbert. Seit 28 Jahren verkauft er in seinem Laden "Hilbert Mode-Sport-Trends" sportliche Freizeitmode. Einen Online-Shop hat er nicht, bei ihm läuft der Verkauf vor allem übers Telefon. "Mein Geschäft lebt vom Service, der Beratung und den Stammkunden. Ein Online-Shop ist mit zusätzlichem Aufwand verbunden. Unsere Kleider zeigen wir dafür auf unserem Instagram-Profil."

'Wir leben von der Kundschaft, die den Laden kennt', sagt Matthias Hilbert. Er betreibt das das Geschäft Hilbert Mode-Sport-Trends) in der Zeiler Straße in Haßfurt. 
Foto: René Ruprecht | "Wir leben von der Kundschaft, die den Laden kennt", sagt Matthias Hilbert. Er betreibt das das Geschäft Hilbert Mode-Sport-Trends) in der Zeiler Straße in Haßfurt. 

Ähnlich geht es auch den Modegeschäften "Schweiger Mode" in der Haßfurter Innenstadt. "Wir haben tausende von Artikeln, die alle in einem Online-Shop darzustellen ist schwierig", sagt Inhaber Manfred Schweiger. Stattdessen suchen seine Kunden lieber den telefonischen Kontakt: "Entweder sehen die Kunden etwas im Schaufenster, dass ihnen gefällt, oder sie rufen uns an und fragen, ob wir ein bestimmtes Kleidungsstück haben."

Wie Hilbert, versucht auch er über "Call & Collect" die Kundenberatung am Telefon aufrecht zu erhalten: "Oft stellen wir auch nur eine Auswahl an Klamotten zusammen, die der Kunde mit Maske abholt und dann in Ruhe zuhause ausprobieren kann. Was er nicht kauft, bringt er zurück, die Differenz wird überwiesen. Mit unseren Kunden funktioniert das super", sagt Schweiger. 

Lohnt sich "Click & Collect" wirklich?

In der Filiale des Sonderpreis Baumarktes ist die Belegschaft mit "Click & Collect" gut beschäftigt: "Wir arbeiten derzeit zu acht im Schichtbetrieb Morgens und Nachmittags. Unsere zwei Telefone sind durchgehend belegt, während die anderen Pakete packen und kassieren", sagt Filialleiterin Monique Schober. 

Die Situation der lokalen Händler ist schwieriger. Viele von ihnen leben von Stammkunden und der Laufkundschaft. "Den Umsatz rettet uns das nicht", sagt Florist Norbert Pudell. "Blumen kaufen ist ein Einkaufserlebnis. Man will sie sehen und riechen. Mit "Click & Collect" ist das schwierig."

Matthias Hilbert lebt von seinen Stammkunden, doch im Lockdown bleiben die zum Großteil aus. In Krisenzeiten hält die Branche zusammen. Die Lieferanten zeigen sich kulant: "Die Markenhersteller kommen mir im Lockdown sehr entgegen. Sie versetzen Zahlungsziele und fragen nach, ob man überhaupt noch Ware braucht. Schließlich sitzen wir alle in einem Boot. Ich bleibe zuversichtlich."

Auch den Schweiger-Modengeschäften macht das Ausbleiben der Laufkundschaft zu schaffen: "Im Normalbetrieb haben wir viel mehr Kunden-Frequenz als jetzt. Aktuell haben wir drei bis vier Kunden am Tag. Mit dem stationärem Umsatz kann man das nicht vergleichen, aber wir sind für jeden Verkauf dankbar", sagt Manfred Schweiger, der in der Innenstadt zwei Modegeschäfte betreibt.

"Mit dem stationären Umsatz kann man das nicht vergleichen"
Manfred Schweiger, Inhaber der Schweiger-Modegeschäfte in Haßfurt

Trotz Online-Shop und schneller Lieferung, ist auch Buchhändler Franz Wölfel von den Umsatzeinbußen betroffen: "Wir erreichen zwar nicht den Umsatz, den wir sonst machen, aber wir sind ganz zufrieden. "Click & Collect" bringt uns durch den Lockdown, auch wenn es etwas aufwendiger ist. Was wir aber alle vermissen, sind die Gespräche mit unseren Kunden."

'Wir sind für jeden Verkauf dankbar', sagt Manfred Schweiger, der in der Haßfurter Innenstadt zwei Modegeschäfte betreibt. 
Foto: René Ruprecht | "Wir sind für jeden Verkauf dankbar", sagt Manfred Schweiger, der in der Haßfurter Innenstadt zwei Modegeschäfte betreibt. 
 
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