Es ist anders, erinnert aber doch an die Situation vor sechs Jahren. Drei Kandidaten wollen wie damals Bürgermeister von Haßfurt werden. Pardon, oder bleiben. Denn im Gegensatz zu 2014 geht es diesmal nicht darum, nach dem altersbedingten Ausscheiden des langjährigen Amtsinhabers Rudi Eck einen Nachfolger zu finden. Diesmal tritt der Amtsinhaber noch einmal - ein letztes Mal - an und zwei Herausforderer werfen ihren Hut in den Ring.
Im großen Saal der Stadthalle
Wobei "Ring" ist vielleicht der falsche Ausdruck. Vielmehr müsste es wohl "Stadthalle" heißen. Denn diese Redaktion hat beschlossen, den "heißen Stuhl" nicht wieder beim FC Haßfurt aufzubauen, sondern am 6. Februar in den großen Saal der Stadthalle umzuziehen. Die Stadiongaststätte hatte sich vor sechs Jahren als zu klein herausgestellt, deshalb nun das bedeutend größere Domizil. Nachdem schon 300 Besucher den Saal gefüllt hatten, mussten damals zusätzliche Sitzmöbel herangeschafft werden, um möglichst alle Interessenten unterzubringen.
Eintrittskarten im Vorverkauf
Der "heiße Stuhl" beginnt diesmal um 19 Uhr, ab 18.30 Uhr ist Einlass. Eintrittskarten für den "heißen Stuhl" können für zwei Euro in der Geschäftsstelle des Haßfurter Tagblatts in der Brückenstraße in Haßfurt, Tel. (09521) 1714, ab Montag, 27. Januar, erworben werden. Die Einnahmen aus dem Erlös werden für einen sozialen Zweck gespendet. Die Moderation der Veranstaltung übernimmt wieder Martin Sage, Redaktionsleiter von Haßfurter Tagblatt und Bote vom Haßgau.
Dritter Versuch von Stephan Schneider
Das Interesse dürfte trotz veränderter Vorzeichen diesmal nicht geringer sein als vor sechs Jahren. Obwohl zwei der drei Anwärter sich schon damals gegenüberstanden. Stephan Schneider tritt gar zum dritten Mal an. Der langjährige SPD-Stadtrat hatte schon 2008 den Versuch unternommen, den damaligen Lokalmatador Rudi Eck herauszufordern. Die 36,89 Prozent, die er da erreichte, schweben dem Sozialdemokraten noch heute als Beispiel vor Augen. Mutmaßungen von Experten unterschiedlicher Couleur, diese fast 37 Prozent könnten zum Teil Proteststimmen gegen den Amtsinhaber Eck gewesen sein, will Schneider so nicht gelten lassen.
Mittlerweile ist Schneider Dritter Bürgermeister und wirft seine kommunalpolitische Erfahrung in die Waagschale. Er hat sich die Förderung der Vereine auf die Fahnen geschrieben. Um Familien zu fördern, will die SPD die Übernahme der Kindergartengebühren durch die Stadt Haßfurt vorantreiben. In Sachen Umweltschutz macht sich Schneider für eine stärkere Nutzung von und Forschung an Wasserstoff stark. Um den Plastikmüll zumindest auf lokaler Ebene zu reduzieren, prüfe die SPD die Möglichkeit, ein einheitliches Mehrwegsystem zu schaffen. Mit diesen Verpackungen könne man dann überall sein Mittagessen holen und die Behältnisse auch in allen Läden wieder abgeben, schwebt dem Bürgermeisterkandidaten der Haßfurter SPD vor.
Günther Werner tritt ebenfalls zum dritten Mal an. Auch er musste sich einmal Rudi Eck geschlagen geben und zwar im Jahre 1997. Damals war der amtierende Bürgermeister Michael Siebenhaar nach sieben Jahren im Amt aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten und bis zu den erforderlichen Neuwahlen hatten dessen Stellvertreter Rudi Eck und Günther Werner die Amtsgeschäfte geführt. Im Gegensatz zu Schneider war Werner jedoch 2014 erfolgreich, als es um die Nachfolge von Rudi Eck ging.
Amtsinhaber nennt Anliegen
Der Amtsinhaber will keine Versprechen abgeben, sondern - wie schon vor sechs Jahren - Ziele setzen. Als zentrales Anliegen möchte der Bürgermeister, dass sich die Kreisstadt zwischen den Oberzentren Bamberg und Schweinfurt behaupten kann. Die Weiterentwicklung des Kulturamts hat er sich ebenso vorgenommen wie die weitere Unterstützung des Stadtwerks, das eine Auszeichnung nach der anderen einheimst und seit Jahresbeginn zu hundert Prozent grünen Strom aus der Region ins Netz einspeist. Als zentrale Themen für die nächste Amtsperiode nannte Günther Werner den Klimaschutz, Verkehr, Wohnen und die Gemeinschaft. Haßfurt werde sich als Smart-City weiterentwickeln, unter anderem mit einem Verkehrs- und Parkleitsystem. Im Hinterkopf hat Bürgermeister Werner außerdem ein Seniorentaxi für die Anbindung der Stadtteile mit der Kernstadt und der Godelstatt. An den Einzelheiten dazu arbeitet er jedoch noch.
Der große Unbekannte dieser Bürgermeisterwahl ist der Kandidat der CSU. Volker Ortloff hat sich bis zum Wahltag vom Dienst am Vaterland als Oberstleutnant - ehemaliger Bataillonskommandeur und momentaner Angehöriger des Divisionsstabes der Bundeswehr in Veitshöchheim - befreien lassen, hat eigens dafür alten Urlaub aufgespart. Der Start des schwarzen Kandidaten war etwas holperig, da kurz nach seiner Vorstellung bekannt wurde, dass er einige Jahre als "rote Karteileiche" schlummerte. Da aber auch Günther Werner eine "rote Vergangenheit" besitzt, dürften Ortloff dadurch keine Nachteile entstehen. Bei der Nominierung seiner Partei erhielt er schließlich auch 90 Prozent der gültigen Stimmen.
Volker Ortloff - Der große Unbekannte
Als Ziele im Falle seiner Wahl hat sich Volker Ortloff gesetzt: Eine umweltfreundliche Kreisstadt durch bessere Verkehrsführung für Rad und Auto; keine Funklöcher mehr im Stadtgebiet Haßfurt; Mainufergestaltung als Teil der Innenstadtbelebung; solide Finanz- und Investitionsplanung durch eine Bestandsaufnahme in allen Bereichen.
Eine Prognose für die Wahl am 15. März abzugeben, ist nicht einfach. Sicherlich geben viele Experten dem SPD-Kandidaten aufgrund seiner bisherigen Wahlerfolge die geringsten Chancen. Aber ob Volker Ortloff dem Amtsinhaber gefährlich werden kann, wird wohl vor allem davon abhängen, ob es ihm gelingt, für sich mit seinem Auftreten und seinen Ideen bis zur Wahl einen größeren Bekanntheitsgrad zu erreichen. Denn Bürgermeisterwahl ist immer noch vor allem eine Persönlichkeitswahl.