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Haßfurt: Das sind die 15 häufigsten Nachnamen – und das ist ihre Bedeutung
Je nach Region unterscheiden sich die Nachnamen der Personen, die dort leben. Doch wie entstanden die Familiennamen überhaupt? Hier ist Teil 2 unserer Namensreihe.
Haßfurt: Das sind die 15 häufigsten Nachnamen – und das ist ihre Bedeutung
Foto: René Ruprecht
Johanna Heim
 |  aktualisiert: 15.07.2024 18:36 Uhr

Von A wie Abel bis Z wie Zettelmeier – die deutschen Nachnamen sind äußerst vielfältig. Einige von ihnen sind im Süden der Republik eher vertreten, andere im Norden. Aber wie sieht es in Haßfurt aus? Diese Redaktion hat sich beim Einwohnermeldeamt der Kreisstadt nach den 15 häufigsten Familiennamen erkundigt. Wir bieten einen Überblick – auch über die Bedeutung und Herkunft der Zunamen.

Aufschluss gibt das Forschungsprojekt "Digitales Familennamenwörterbuch Deutschlands" (DFD), das seit 2012 Daten zum aktuellen Familiennamenbestand in der Bundesrepublik sammelt. Das Langzeitvorhaben wurde laut der Webseite des Projekts an der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Kooperation mit der Technischen Universität Darmstadt und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz begonnen. Noch bis voraussichtlich 2035 soll das Vorhaben laufen – bis dahin sollen die Namen lexikografisch erfasst, kartiert und etymologisiert – also auf die Herkunft untersucht – werden.

Vor- und Nachnamen schaffen Identität

Ein Grund dafür: Namen haben laut den Projektverantwortlichen eine identitätsstiftende Funktion für den Menschen. Nicht nur der Ruf-, sondern auch der Familienname sei ein fester Bestandteil der Persönlichkeit. Die Entstehung der deutschen Familiennamen reicht bis ins Mittelalter zurück, heißt es auf der Internetseite. Damals haben sich die Nachnamen aus zunächst noch unfesten Beinamen entwickelt, so das DFD.

1. Müller

In Haßfurt ganz klar auf Platz liegt der Nachname Müller. 191 Menschen aus der Kreisstadt tragen diesen Namen. Das ist aber nicht nur in Haßfurt so, sondern deutschlandweit. Laut DFD ist Müller der häufigste Familienname der Republik. Die Herkunft des Nachnamens lässt sich recht einfach erklären: Dem DFD zufolge bezeichnet er den Betreiber einer Mühle. Gelegentlich sei aber auch der Besitzer oder der Pächter einer Mühle als Müller bezeichnet worden. Der Name leitet sich vom lateinischen Wort "molinarius" ab.

2. Schneider

152 Personen in Haßfurt haben den Familiennamen Schneider. Laut DFD ist er der dritthäufigste Nachname in Deutschland. Er leitet sich vom mittelhochdeutschen "snider" ab, von jemandem, der etwas schneidet. Schneider bezeichnet dem DFD zufolge zunächst allgemein jeden Handwerker, der Material mit Schneidewerkzeug bearbeitete. Auch den Schnitter, Drechsler oder Bildschnitzer. Danach sei die Bedeutungsverengung zu Tuchhändler und Schnittwarenhändler erfolgt. Anschließend habe sich die heute noch gängige Bedeutung des Schneiders als Kleidermacher herausgebildet. Laut DFD liegt diese Bedeutung dem Familiennamen wohl in den meisten Fällen zugrunde.

Der Nachname Schneider leitet sich laut DFD vom mittelhochdeutschem 'snider' ab - also jemandem, der ganz generell etwas schneidet. Erst später wurde der Name dem Beruf des Schneiders zugeschrieben.
Foto: Thomas Obermeier | Der Nachname Schneider leitet sich laut DFD vom mittelhochdeutschem "snider" ab - also jemandem, der ganz generell etwas schneidet. Erst später wurde der Name dem Beruf des Schneiders zugeschrieben.

3. Hofmann

Mit deutlichem Abstand folgt der Nachname Hofmann. 67 Einträge nennt das Einwohnermeldeamt. Der Familienname ist eine Schreibvariante des häufiger verbreiteten Namens Hoffmann. Auch dieser Name benennt einen Beruf und stammt laut DFD von den mittelhoch- und mittelniederdeutschen Worten "hoveman" und "hofemann" ab – hier gibt es verschiedenste Schreibvariationen, die aber alle etwas mit einem Hof zu tun haben: Ein zu einem Hof gehöriger, ein Gehöft bewohnender Bauer, ein Diener am Hof eines Fürsten, ein adliger Gutsbesitzer oder auch ein Aufseher über den Bauernhof. 

4. Burger

Auf Platz vier liegt laut Einwohnermeldeamt Haßfurt der Nachname Burger. 66 Einwohnerinnen und Einwohner der Kreisstadt tragen diesen Familiennamen. Laut DFD handelt es sich dabei um einen Übernamen – einem Beinamen, der einer Person zugeschrieben wird – von Bürger und auch um eine Lautvariante. Der Name Bürger entspringe dem mittelhochdeutschen "Burger" und mittelniederdeutschen "borgere", die den Bewohner einer Burg, einer Stadt oder einem vom einem Burgherren Abhängigen bezeichnen. Auch möglich: Ein Land- oder Stadtbewohner, der mit Bürgerrechten ausgestattet war. In Einzelfällen beziehe sich der Nachname auch auf die Herkunft – konkret auf den Siedlungsnamen "Burg".

Auf dieser Burgruine leben wohl schon lange keine Burgers mehr.
Foto: Patty Varasano | Auf dieser Burgruine leben wohl schon lange keine Burgers mehr.

5. Schmidt

Der Nachname Schmidt belegt dem DFD zufolge Rang zwei der deutschen Nachnamen. In Haßfurt allerdings liegt er auf Platz Nummer fünf. 62 Menschen aus der Kreisstadt heißen so. Auch dieser Zuname ist eine Berufsbeschreibung – laut DFD kommt Schmitt von Schmied. Dabei handele es sich aber nicht nur um den Beruf einer Person, die Metall bearbeite, sondern diene gemeingermanisch als eine Sammelbezeichnung für Handwerker, die mit scharfem Werkzeug harte Materialien bearbeiteten – auch Holz.

6. Schmitt

Direkt danach folgt der Familienname Schmitt. Den gibt es in Haßfurt 57 Mal, deutschlandweit liegt er aber nur auf Platz 26. Aber egal ob Schmidt oder Schmitt: Die Häufigkeit dieses Familiennamens und die Vielzahl an verschiedenen Schreibvarianten sind auf die weite Verbreitung und Bedeutung des Schmiedehandwerks zu mittelalterlicher Zeit zurückzuführen, erklärt das DFD hierzu. Auch in vielen anderen europäischen Ländern zählen daher Namen, die auf die jeweilige Bezeichnung für den Schmied zurückgehen, zu den häufigsten Familiennamen, so das DFD. Beispielsweise der italienische Nachname "Ferrari" oder der französische Zuname "Lefevre". Ebenso der englische Name "Smith".

7. Wagner

56 Wagners gibt es in Haßfurt. Der Name bezeichnet laut DFD einen Beruf, und zwar den des Wagenbauers. Der Zuname stamme vom mittelhochdeutschen "wagener" ab. Diese Form des Namens sei zunächst auf den oberdeutschen Raum beschränkt gewesen, habe sich dann in Richtung Norden ausgebreitet und dort in weiten Teilen die regionalen Varianten Weiner, Wehner, Wegener und Wegner verdrängt. 

Heute dienen alte Wagenräder vielerorts zur Dekoration – und nicht mehr dazu, einen Wagen zu befördern. 
Foto: Josef Lamber | Heute dienen alte Wagenräder vielerorts zur Dekoration – und nicht mehr dazu, einen Wagen zu befördern. 

8. Roth

55 Personen tragen laut Einwohnermeldeamt Haßfurt den Familiennamen Roth. Laut DFD handelt es sich dabei um einen Übernamen von "Rot" und bezeichnet ein körperliches Merkmal – in diesem Fall einen rothaarigen Menschen. Im übertragenen Sinne stehe der Zuname aber auch für eine listige oder falsche Person. Außerdem könne der Nachname auch dem Siedlungsnamen Roth entspringen. In Einzelfällen handelt es sich laut DFD um die verkürzte Benennung eines Rufnamens, wie Rothard, Rotger oder Rother.

9. Lang

53 Mal gibt es in Haßfurt den Nachnamen Lang. Er ist eine Variante des Nachnamens "Lange". Dieser bezeichnet keinen Beruf, sondern beschreibt dem DFD zufolge schlicht und einfach ein Körpermerkmal – und zwar die Größe eines Menschen.

10. Weber

48 Personen haben in ihrem Stammbaum wohl einen Ahnen, der Textil gewebt hat. Der Nachname Weber ist dem DFD zufolge eine Berufsbenennung. Erst im 12. Jahrhundert habe sich die Weberei von einer zu Hause ausgeübten Nebenbeschäftigung zu einem eigenen Handwerk entwickelt. Der Weber war laut DFD meist auf die Herstellung eines bestimmten Textilgewebes spezialisiert – zunächst vor allem Wolltuch oder Leinwand.

Das dürften heutzutage wohl noch die wenigsten können: Weben. 
Foto: Björn Hein | Das dürften heutzutage wohl noch die wenigsten können: Weben. 

11. Wagenhäuser

47 Mal gibt es den Nachnamen Wagenhäuser in Haßfurt. Das DFD hat für diesen Familiennamen noch keinen Eintrag. Eine Antwort auf die mögliche Herkunft des Namens liefert jedoch Professor Dr. Jürgen Udolph vom Zentrum für Namensforschung auf Nachfrage der Redaktion. Laut Udolph leitet sich der Name vom Ortsnamen Wagenhausen, einem Ortsteil von Theres, ab. In Wagenhäuser steckt Udoploh zufolge im ersten Teil ein Personenname: Wago – zu althochdeutsch "wegan", also bewegen, sich regen.  Wagenhäuser könnte etwa "bei den Häusern des Wago" bedeuten oder auch "Siedlung Wagos".

12. Bauer

Bei Bauer handelt es sich laut DFD erneut um eine Benennung nach Beruf. 46 Mal ist der Name in der Kreisstadt vergeben. Ursprünglich bezeichnete das mittelhochdeutsche "būre" oder "būr" dem DFD zufolge den Mitansässigen in einer ländlichen Siedlung. Weil in der dörflichen Gemeinschaft nahezu jeder Bewohner in der Landwirtschaft tätig war, wurde die Bezeichnung seit dem 11. Jahrhundert zunehmend mit dem Landarbeiter gleichgesetzt, heißt es weiter. Dadurch sei die alte Bedeutung allmählich verloren gegangen. Der Familienname wurde vermutlich zumeist in der Stadt an Zugezogene vom Land oder an Bürgerinnen und Bürger vergeben, die neben ihrem Gewerbe auch Landwirtschaft betrieben, führt das DFD auf.

Der Nachname Bauer bezeichnet laut DFD eine Person, die damals in einer ländlichen Siedlung gelebt hat. Die alte Bedeutung des Namens sei im Laufe der Zeit jedoch verloren gegangen. 
Foto: Julian Stratenschulte, dpa | Der Nachname Bauer bezeichnet laut DFD eine Person, die damals in einer ländlichen Siedlung gelebt hat. Die alte Bedeutung des Namens sei im Laufe der Zeit jedoch verloren gegangen. 

13. Fischer

45 Haßfurterinnen und Haßfurter tragen einen Nachnamen, dessen Herkunft sich ebenfalls sehr einfach erklären lässt. Der Zuname beschreibt einen Beruf, und zwar den des Fischers. Im Mittelhochdeutschen und Mittelniederdeutschen ist die Schreibweise ein wenig anders: statt einem f wurde hier ein v verwendet.

14. Ankenbrand

Einen Eintrag für den Nachnamen Ankenbrand, den in Haßfurt 44 Personen tragen, liefert das DFD nicht. Jürgen Udolph vom Zentrum für Namensforschung geht davon aus, dass der Familienname von einer Örtlichkeit, einem Flurnamen oder ähnlichen abgeleitet ist. Im zweiten Teil des Namens steckt "Brand", was für Brandrodungsstelle stehe. Es gebe zwar das süddeutsche Wort Anke für Butter oder Schmalz, was seiner Meinung nach aber nicht passe. Eine andere Möglichkeit: das Wort "Anke(l)", was für Nacken oder auch Bodenerhebung stehe. Der Nachname Ankenbrand könnte also meinen: Brandrodung an einer Bodenerhebung. Denn dergleichen gibt es laut dem Namensforscher.

15. Hauck

Dem Einwohnermeldeamt zufolge leben 43 Personen in der Kreisstadt, die den Nachnamen Hauck tragen. Dabei handelt es sich laut DFD um die Benennung nach einem Rufnamen. Konkret handelt es sich um ein Patronym, also ein vom Namen des Vaters abgeleiteter Name. Und zwar in diesem Fall zu einem Rufnamen mit dem Namenglied althochdeutsch "hugu" oder altsächsisch "hugi", welche Sinn oder Gedanke bedeuten. Der Familienname gehe entweder auf den einstämmigen Rufnamen Hug oder auf Kurzformen aus Vollformen wie Hugbert oder Hugfried zurück. Hauck ist dem DFD nach eine Lautvariante von Haug.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel ist der zweite von drei Artikeln. In den kommenden Wochen folgt noch ein weiterer zu Hofheim. 

 
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