Als die Technik in der Landwirtschaft noch nicht so fortgeschritten war, gab es zahlreiche Handwerker in den tauberfränkischen Dörfern. Dazu gehörten auch die Schmiede. In Großrinderfeld gab es gleich mehrere von ihnen. Im ländlichen Raum war der Schmied noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg ein unverzichtbarer Handwerker mit breitem Aufgabenspektrum. Er war zum Beispiel als Beschlagschmied für Wagen und Ackergeräte im Einsatz, als Hufschmied, Schlosser und Werkzeughersteller.
Die traditionellen Aufgaben des Hufschmieds waren das Beschlagen der Hufe der Zugtiere mit Hufeisen. Dazu gehört auch die Vorbereitung des Hufes für den Beschlag durch Ausschneiden, Wirken und Raspeln des Horns. Bis zum Siegeszug der motorisierten Schlepper Anfang der 50-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hatten größere Bauernhöfe mindestens ein Pferdegespann.
Repariert werden mussten auch die Pflüge, Eggen und anderen Geräte zur Bodenbearbeitung, wenn sie durch Abnutzung in die Jahre gekommen waren. Als diese Arbeiten durch den Fortschritt der Technik zurückgingen, mussten die Schmiede ihre Arbeitsweise umstellen. Feuergeschweißte Metallstücke gehörten zu den Spezialitäten der alten Schmiede. Beim Feuerschweißen wurden Eisenstücke im Feuer verbunden. Dazu wurde der Stahl im Feuer bis zum Schmelzpunkt erhitzt und im teigigen Zustand durch schnelle Hammerschläge auf dem Amboss verbunden. Ein Problem dabei war, dass der Schmelzpunkt oberhalb des Flammpunktes von Eisen liegt. Das Eisen musste also vor Sauerstoffzufuhr geschützt werden, da es sonst verbrennen würde. Dazu wurde das Werkstück mit Quarzsand bestreut. Der Quarzsand verglaste, bevor der Stahl den Flammpunkt erreichte, und bildete so eine schützende Glasschicht bis zum Vorgang des Feuerschweißens.
Die Modernisierung in den Dörfern brachte den Schmieden aber auch neue Arbeit. Hoftore aus Metall und Gartenzäune aus Schmiedeeisen wurden modern, die in feinster Arbeit von den Schmieden ausgeführt wurden. Die Schmiede waren auch für die öffentlichen Wasserleitungen in den Straßen zuständig. Die in den zwanziger Jahren verlegten Gussrohre hielten in den sechziger Jahren den höher gewordenen Wasserdruck oft nicht mehr aus. Rohrbrüche waren an der Tagesordnung. Aufgerissene Straßen mit tiefen Löchern, in denen der Schmied bis an die Knie im Schlamm stand, waren besonders in der Winterzeit ein gewohntes Bild. Nach und nach wurden die öffentlichen Wasserleitungen erneuert und die Arbeit der Schmiede ging auch auf diesem Sektor zurück. In den Privathäusern die Schmiede, meist freiliegend, Wasserleitungen verlegt. Froren diese in strengen Wintern ein, kam der Schmied mit der Lötlampe und versuchte, die Leitung wieder frei zu bekommen.
In Großrinderfeld überlebt von den am Ende noch drei ortsansässigen Schmieden Schäfer, Lang und Spinner nur der Betrieben des letzteren. Der Sohn lernte Installateur und Maschinenmechaniker, übernahm den väterlichen Betrieb und stieg in den Schlepperhandel ein, den jetzt schon die nächste Generation übernommen hat. Heute stehen PS-starke Traktoren vor der ehemaligen Schmiede, vor der Erntezeit sogar Mähdrescher. Das Klingen der Schläge auf dem Amboss gehört der Vergangenheit an. Die vierte einst in Großrinderfeld vorhanden Schmiede, der Betrieb Fath, im späteren Milchhäusle an der Hauptstraße, wurde schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg aufgegeben.