Die Stadt Haßfurt nimmt sich in den kommenden Jahren das große Projekt „Neugestaltung des Bahnhofsareals mit Zentralem Omnibusbahnhof“ vor. Dazu hatte sie heuer einen europaweiten Ideenwettbewerb ausgelobt, dessen Ergebnisse am Samstagvormittag in der Stadthalle in Haßfurt bekannt gegeben wurden. Der Vorschlag der Arbeitsgemeinschaft Terra Nova & Wich Architekten aus München hatte die Jury dermaßen überzeugt, dass sie Peter und Martin Wich als Gewinner kürten.
Ein Schwerpunkt: Verkehrsanbindung und Parkplätze
Die Teilnehmer des Wettbewerbs waren aufgerufen, ihre Ideen in Plänen und Modellen für eine bauliche Gestaltung und funktionale Neuorganisation des Busbahnhofs mit der Umgestaltung des Bahnhofsplatzes einzureichen. Dazu zählten die Neuordnung der Parkplätze einschließlich von Park & Ride-Anlagen, die Aufwertung der Verkehrs- und Freiflächen mit Verbesserung der Wegeanbindungen in die Altstadt, zum Floriansplatz, EZO-Kreisel und Kreisverkehr sowie zur Mittelmühle und die Einbindung der barrierefreien Umgestaltungen des Bahnhofs. Der Stadt waren auch die Verbesserung der Zufahrt zur Altstadttiefgarage, alternative Nutzungsspektren für das Bahnhofsgebäude sowie die Prüfung ergänzender Nutzungen zum Beispiel für die Jugend, die Kultur, den Handel, das Dienstleistungsgewerbe und zum Wohnen wichtig.
Martin Wich zeigte sich „überrascht“ von dem Sieg des Wettbewerbs. „Denn wir hatten ein gewagtes Konzept vorgelegt und freuen uns nun umso mehr, dass es den Gefallen aller gefunden hat“, sagt er. „Für meinen Bruder und mich hieß es, die Stadt Haßfurt weiterzubauen und dabei die historische Entwicklung zu berücksichtigen. Das Areal um den Bahnhof liegt ja am nördlichen Rand der Altstadt und so haben wir den Bereich zwischen dem Parkplatz westlich der Tiefgarage und dem Parkplatz östlich des Lokwerks als ein ,Band‘ vor dem ,Grünband‘ an der Nassach gesehen.“
Brücke für Radler und Fußgänger
Der Plan der Architekten sieht im Westen des Bahnhofs eine große, mit Bäumen begrünte Parkplatzfläche vor, die von der Bahnhofstraße angefahren werden kann, aber auch für Radfahrer und Fußgänger, die von der Mittelmühle her kommen, zugänglich ist. Zudem soll eine Brücke von der Promenade zum Parkplatz Radfahrern und Fußgängern das Überqueren der Bahnhofstraße erleichtern. „Das klassische Bahnhofsgebäude sehen wir aufgrund der Spielothek als fast zerstört an und wir haben vorgeschlagen, wegen einer anderen Nutzung mit der Bahn zu reden“, so Martin Wich weiter.
Das Konzept sieht auch den Bau dreier Gebäude vor: den „Flügelbau“ im Westen des Bahnhofs für eine kulturelle Nutzung, das „Gleishaus“ im Osten des Lokwerks als Dienstleistungsgebäude mit öffentlichen Toiletten und das „Stadthaus“ anstelle des „Getränke Hußlein“ für ein Hotel und oder eine Gastronomie. Der zentrale, überdachte Omnibusbahnhof für acht Bushaltestellen ist im Osten auf dem jetzigen Parkplatz angesiedelt. Insgesamt fallen durch die Neugestaltung zwar 150 Parkplätze weg, dafür werden 200 neue Parkflächen geschaffen. Zudem sind 162 Abstellplätze für Fahrräder vorgesehen. „Den Bahnhofsvorplatz wollen wir als ,steinernen Platz‘ mit einem Wasserspielbereich, Bäumen und Aufenthaltsbereich gestalten“, gab Martin Wich an.
49 000 Euro Preisgeld für Sieger
Wie Bürgermeister Günther Werner erläuterte, erhält die Arbeitsgemeinschaft Terra Nova & Wich Architekten ein Preisgeld von 49 000 Euro, das jedoch bei der Ausführung der Pläne zum Teil angerechnet werde. Die Kosten für den Wettbewerb hätten sich auf gut 200 000 Euro belaufen, würden jedoch mit 60 Prozent vom Bund und vom Freistaat im Rahmen der Städtebauförderung bezuschusst. „Wir rechnen damit, für die Umsetzung des Projekts wiederum eine sehr gute Förderung aus verschiedenen Fördertöpfen zu erhalten“, so der Bürgermeister. Er wird jetzt mit der Stadtverwaltung und Petra Zeese das Verhandlungsverfahren mit den Architekten Wich aufnehmen und dann den Stadtrat unterrichten. Dieser muss letztendlich den Auftrag vergeben, so dass mit ersten Baumaßnahmen im Jahr 2021 zu rechnen ist.
Zwölf Büros waren beteiligt
Da der Abstand der anderen Teilnehmer zum Sieger doch sehr groß war, entschied die Jury, keinen zweiten Preis, sondern zwei dritte Preise zu vergeben. Jeweils 30 000 Euro erhielten die Arbeitsgemeinschaften Hirner und Riehl Architekten aus München sowie Stefan Schmitz, Lill + Sparla aus Köln. Der Anerkennungspreis in Höhe von 15 000 Euro ging an Lex-Kerfers und Morpho-Logic aus München. Nach Auskunft der Stadt hatten 15 Büros und Arbeitsgemeinschaften am Wettbewerb teilgenommen und am Ende zwölf ihre Pläne und Modelle eingereicht. Die Jury, bestehend aus Bürgermeister Günther Werner, den Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen, Mitarbeitern der Verwaltung, verschiedenen Architekten sowie Beratern aus dem Bereich Stadt- und Verkehrsplanung, konnte sich daraufhin ein Bild von der Auswahl machen. Ein langjähriger Partner Haßfurts, das Planungsbüro von Petra Zeese aus Stuttgart, hatte die Stadt im Vorfeld beraten und die Wettbewerbsentwürfe anoymisiert.
„Wir sind sehr stolz, dass wir zwölf Modelle von Architekturbüros aus ganz Deutschland präsentiert bekamen, und es ehrt uns sehr, dass sie sich alle für eine so kleine Stadt wie Haßfurt interessieren“, teilte Bürgermeister Günther Werner mit. „Letztendlich hat die Jury nach einer sehr sachlichen und spannenden Diskussion die Architektenbrüder Peter und Martin Wich einstimmig zum Sieger ernannt, da sie sich mit der wirtschaftlichen Effektivität und dem Projekt ,Smart Green City‘ auseinander gesetzt haben und weil sie im Gegensatz zu den anderen Teilnehmern kein Parkhaus geplant, sondern Parkflächen mit der Möglichkeit der Zufahrt zur Tiefgarage vorgesehen haben.“
Ab 2. Dezember: Ausstellung der Wettbewerbsentwürfe
Bürgermeister Günther Werner eröffnet am Montag, 2. Dezember, um 12.00 Uhr im „Kunsthaus“ der Stadt Haßfurt eine Ausstellung mit den Plänen und Modellen aller Wettbewerbsteilnehmer. Die Arbeiten werden im Gebäude Hauptstraße 35 bis 16. Dezember montags, dienstags und samstags jeweils von 11 bis 14 Uhr sowie donnerstags von 15 bis 18 Uhr ausgestellt.
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