
Frage: Wie kommt ein Rollstuhlfahrer von Haßfurt nach Schweinfurt? Antwort: Über Bamberg. Wenn er mit der Bahn fährt. Nein, kein Witz, was man denken könnte, weil Bamberg ja genau in der Gegenrichtung liegt, sondern die nackte Wahrheit. Ebenso, dass ein stark Gehbehinderter, der mit dem Zug von Bamberg nach Haßfurt reisen will, am besten erst einmal nach Schweinfurt durchfährt, um dann mit der nächsten Regionalbahn zurück nach Haßfurt zu gelangen. Weil er dann jeweils an Gleis 1 ein- respektive aussteigen kann.
Der Grund ist hinlänglich bekannt: Das mit einer Unterführung an den Bahnhof angeschlossene Gleis 2 in Haßfurt ist nicht barrierefrei, hier gibt es keinen Aufzug, sondern nur steile Treppen. Da lässt sich mit Rollstuhl, Rollator und Krücken wenig bis gar nichts erreichen. Ausgerechnet die Kunden, deren Mobilität am meisten von der Bahn abhängen, müssen mit Umwegen fertig werden, über die man nur den Kopf schütteln kann.
Seit gefühlten Ewigkeiten kämpfen die Stadt Haßfurt, ihr Seniorenbeirat und ihr Behindertenbeauftragter für die Barrierefreiheit des Bahnhofs. Das Bahnhofsumfeld kann die Stadt umgestalten, den Bahnhof selbst nicht, das ist Hoheitsbereich der Bahn. Und was hat es hier nicht schon für Hoffnungen gegeben. Sagt Ihnen der Name Wolfgang Tiefensee noch etwas? Der war von 2005 bis 2009 Bundesverkehrsminister und hat in dieser Eigenschaft Haßfurts Bahnhalt besucht. Vor 2012 werde hier aber nichts geschehen, sagte der SPD-Politiker damals.
Seit dieser Aussage sind weitere zehn Jahre ins Land gezogen, ohne dass etwas geschehen wäre. Seit Frühjahr machen sich die Bahnreisenden nun Hoffnung, dass die Bahn die gewünschten Aufzüge zu Gleis 2 im neuen Jahr oder 2021 baut.
Und es ist auch höchste Eisenbahn dafür. Klar, der Haßfurter Haltepunkt ist nicht der Nürnberger Hauptbahnhof. Aber die wichtigste Station in einem großen Flächenlandkreis mit über 80 000 Menschen. Und da ist es einfach nur peinlich, wenn die Bahn noch weiterhin so unfreundlich mit den Menschen umgeht, die sie am meisten brauchen.