Wer in Maroldsweisach Nahwärme bezieht, heizt derzeit unter dem Strich günstiger als diejenigen, die eine Ölheizung nutzen – da Heizöl zurzeit mehr als doppelt so teuer ist wie Nahwärme. Einen Arbeitspreis in Höhe von vier Cent zahlen Nahwärmekundinnen und -kunden in Maroldsweisach derzeit pro Kilowattstunde. Dies entspricht einem Heizölpreis von 40 Cent pro Liter.
Darüber hinaus muss eine Hausbesitzerin oder ein Hausbesitzer jährlich rund 1200 Euro Grundgebühr bezahlen sowie einen einmaligen Anteilspreis von 1000 Euro. Diese und weitere Informationen lieferten die Initiatoren des Nahwärmenetzes, Werner Wunderlich und Peter Pratsch, am Dienstag auf dem Gelände der Biogasanlage von Werner Wunderlich in der Vorstadtstraße in Maroldsweisach im Rahmen der "Bayerischen Energietage".
Das Nahwärmenetz in Maroldsweisach ging 2014 in Betrieb
Auch Landrat Wilhelm Schneider (CSU) nahm an der Veranstaltung teil. Er erinnerte sich, dass er damals – vor rund zehn Jahren – als Bürgermeister das Projekt mit aus der Taufe hob. Zehn Hauseigentümerinnen und -eigentümer schlossen sich zum damaligen Zeitpunkt der neu gegründeten Genossenschaft an, berichtete Pratsch.
Die Kirche wird nicht mit Nahwärme beliefert, da das Bistum kein "Genosse" werden wollte. Andere wollten sich nicht beteiligen, da viele Genossenschaftsmitglieder ein schwarzes Parteibuch haben. 26 Häuser schloss man letztendlich an. Baubeginn war der 25. Oktober 2013. Dank eines milden Winters 2013/2014 konnte im Februar 2014 das Nahwärmenetz in Betrieb genommen werden, erklärte Wunderlich.
Rund 600.000 Euro wurden investiert. Die Förderquote betrug 40 Prozent. Der Vorteil der Nahwärme liege darin, dass Wartungskosten für den Ölkessel ebenso entfallen wie Schornsteinfegergebühren. Hausbesitzerinnen und -besitzer haben zudem einen Raumgewinn durch den wegfallenden Heizkessel und -tank.
In einem zweiten Schritt wurden die Birkenfelder Straße sowie die Grund- und Mittelschule an das Netz angeschlossen. Dabei sei eine Schule "miserabel" zu heizen, sagte Wunderlich, da sie bereits ab fünf Uhr morgens mit Volllast versorgt werden müsse.
Die Marktgemeinde Maroldsweisach will das Nahwärmenetz erweitern
Befüllt wird die Biogasanlage vor allem mit Mais und Gras von heimischen Äckern und Flächen. Zukünftig soll Mist aus Thüringen hinzukommen, so Wunderlich. Probleme bereite ihm das Bundesimmissionsschutzgesetz, das bei Großanlagen noch seine Berechtigung habe. Eine Gefährlichkeit kleinerer Anlagen, wie in Maroldsweisach, stellt Wunderlich infrage. Der Gasdruck betrage lediglich 20 Millibar. "Da besteht keine Explosionsgefahr", versicherte er.
Die Biogasanlage produziert in erster Linie Strom. Die Abwärme der Motoren wird für die Nahwärmeerzeugung genutzt. Die Marktgemeinde Maroldsweisach plant derzeit eine Erweiterung des Nahwärmenetzes mit dem zusätzlichen Bau einer Hackschnitzelheizung. Bei einem Rundgang über das Gelände konnten die Zuhörerinnen und Zuhörer einen Einblick in die Nahwärmeerzeugung gewinnen.