Die Bedeutung der Energiewende ist mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine deutlich gestiegen. Kommunen versuchen seither, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren. In immer mehr Stadt- und Gemeinderatssitzungen stehen deshalb Projekte auf den Tagesordnungen, die das bewerkstelligen sollen, ebenso im Landkreis Haßberge. Dort wird in besonderem Maße auf die Sonne gesetzt, betroffen sind auch Teile eines großen Landschaftsschutzgebiets: des Naturparks Haßberge. Droht der zunehmend zum Solarpark zu werden?
Eine Frage, mit der sich zuletzt auch der Kreistag beschäftigen musste, zumindest indirekt. Denn die Stadt Königsberg beabsichtigt, auf einer derzeit landwirtschaftlich genutzten Fläche von knapp 20 Hektar im Osten des Ortes, eine Photovoltaikanlage zu errichten. Doch die liegt im mehrere tausend Hektar großen Naturpark, mit dem unter anderem der "Charakter der Haßberge (...) erhalten" und gepflegt sowie die "Tier- und Pflanzenwelt (...) geschützt" werden soll, wie es auf der dazugehörigen Homepage heißt. Die Errichtung eines Solarpark ist hier nicht möglich, eigentlich.
Stadt bietet alternative Flächen als Ausgleich an
Der Kniff: Königsberg beantragte im Sommer 2022 beim Kreis, diese Fläche zwischen Schlossberg und Schafhof aus dem Landschaftsschutzgebiet herauszunehmen – und bot stattdessen mehrere kleine, in Summe ähnlich große als Ausgleich an. Im Nordosten der historischen Altstadt etwa, oder zwischen Sechsthal und Altershausen. Andere, bislang landwirtschaftlich genutzte Gebiete, beispielsweise eines bei Junkersdorf, sollten zudem aus Sicht des Naturschutzes "qualitativ aufgewertet" werden.
Argumente für den Bau der PV-Anlage im geschützten Gebiet – im Übrigen gemeinsam mit der Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte im Landkreis Haßberge, kurz: GUT – lieferte die Kommune den Kreisrätinnen und Kreisräten gleich mit. So befinde sich die ausreichend große, aus landwirtschaftlicher Sicht ertragsarme und vor allem zusammenhängende Fläche im Eigentum der Stadt; zudem wachse die Nachfrage nach regenerativen Energien auch im denkmalgeschützten Wohnbereich, wo private PV-Anlagen etwa auf Dächern nicht möglich seien. Die historische Altstadt von Königsberg ist hier besonders betroffen. Zudem spreche die unmittelbare Nähe zur Stadt, die geringe Einsehbarkeit und besonders der Blick auf die Klimaziele für das Errichten der Anlage.
Bayerischer Bauernverband äußert Bedenken
Kritik an dem Projekt kam neben wenigen Privatpersonen vor allem vom Bayerischen Bauernverband. In dem langen Anhörungsprozess, der mit dem Antrag im Sommer begann, äußerte die Interessenvertretung Bedenken hinsichtlich der fehlenden Bereitstellung weiterer Flächen für die Landwirtschaft. Am Ende stimmten alle Kreisrätinnen und Kreisräte der erforderlichen Änderung der Verordnung über den Naturpark Haßberge zu. Ein weiterer Schritt weg von den fossilen Brennstoffen.
Claus Bittenbrünn, Bürgermeister der Stadt Königsberg, wollte sich gegenüber dieser Redaktion nicht zu dem weiteren Verlauf des Projekts und zur Abstimmung im Kreistag äußern – trotz wiederholter Nachfrage.