Das scheint die optimale Lösung. Das eine tun - und das andere nicht lassen. Für den Landkreis heißt das: Die Gelbe Tonne für Verpackungsmüll einführen und die Wertstoffhöfe zur Ablieferung des nämlichen Mülls trotzdem beibehalten. Wie bereits berichtet hat sich der Umwelt- und Werkausschuss des Landkreises am Mittwoch mit neun zu fünf Stimmen für ein Kombisystem bei der Wertstoffverwertung ausgesprochen. Wer die Gelbe Tonne will, soll sie ab Januar 2020 kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen. Gleichzeitig sollen die Wertstoffhöfe bei reduzierten Öffnungsstunden weitgehend erhalten bleiben.
Laut Kreis geringe Mehrkosten für „Gelb“
Wilfried Neubauer, Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsbetriebs, bezifferte die Mehrkosten der Umstellung auf das Kombisystem auf rund 6,50 Euro je Grundstück und Jahr. Eine endgültige Entscheidung muss der Kreistag fällen. Sollte der Kreistag der Einführung des Kombisystems zustimmen, würde ein im März 2019 geplanter Bürgerentscheid pro oder contra Gelbe Tonne überflüssig. Neubauer sagte, dass bei einem Kombisystem die Öffnungsstunden der Wertstoffhöfe sich von derzeit 159 Stunden kreisweit auf 124 Stunden verringern würden.
Die Personalkosten würden sich dadurch von 300 000 Euro auf 150 000 Euro jährlich halbieren. Bei Einführung des Holsystems (Gelbe Tonne) würde jedoch das Mitbenutzungsentgelt der Dualen Systeme vollständig entfallen. Die Meinungen im Umweltausschuss zum Thema waren geteilt.
Landrat: Keine Verlierer
Ullrich Pfuhlmann (SPD) brach eine Lanze für das bestehende Bringsystem und verwies auf die hohe Wiederverwertungsquote. „Wir sind Vorreiter und unserer Zeit voraus“ meinte er und befürwortete einen Bürgerentscheid. Den wollte Kurt Sieber (FDP) den Bürgern nicht zumuten. „Wir sollten die Entscheidung nicht aus der Hand geben“ sagte er und sprach sich ebenso für eine Kombi-Lösung aus, wie Landrat Wilhelm Schneider. Das Kombisystem vereine viele Vorteile. Die Mehrkosten von sechs Euro jährlich seien verantwortbar. Es gebe dabei keine Verlierer, meinte Schneider. Ein vom Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises in Auftrag gegebenes Gutachten eines Umweltinstituts kam zum Schluss, dass der ökologische Vergleich beider Systeme (Bring- und Holsystem) zeigt, dass das Holsystem einen Vorteil gegenüber dem Bringsystem aufweist. „Bedingt ist der ökologische Vorteil im Wesentlichen durch geringere Belastungen aus den Transportaufwendungen. Der ökologische Vorteil liegt bei 448 Tonnen CO2 und entspricht dem jährlichen Pro-Kopf-CO2-Gesamtausstoß von etwa 49 Personen.“ Die Studie nennt aber auch Nachteile des Holsystems, wie steigende Mengen und damit steigende Kosten bei der Sperrmüll- und Altholzerfassung. Außerdem seien erhöhte Wertstoffmengen im Restmüll zu erwarten.
Dem gegenüber stünden positive Aspekte wie geringere Entsorgungshürden und damit eine erhöhte Teilnahme am Trennsystem (höherer Komfort). Die Wertstoffmengen bei Leichtverpackungen würden steigen. Bürger mit eingeschränkter Mobilität wären im Vorteil, die Menge an Leichtverpackungen im Restmüll würde sich reduzieren. Ein weiterer Vorteil, den die Studie nicht nennt, ist der, dass Leichtverpackungen bei Einführung des Kombisystems auch bei Abgabe im Wertstoffhof nicht mehr sortiert werden müssten.