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Hellingen
Geheimnisvoller Dichter aus Hellingen: Nachfahrin macht Dokumente von Edmund Stubenrauch öffentlich
Hannelore Rectanus übergibt Material an Staatsarchiv Coburg. Darunter sind unveröffentlichte Werke ebenso wie Briefe an Bismarck oder Rosegger.
Etliche Schachteln mit Unterlagen von Edmund Stubenrauch übergab Hannelore Rectanus an Johannes Staudenmaier vom Staatsarchiv Coburg (links). 
Helfer bei der Übergabe war Charly Buld aus Hellingen.
Foto: Gerold Snyter | Etliche Schachteln mit Unterlagen von Edmund Stubenrauch übergab Hannelore Rectanus an Johannes Staudenmaier vom Staatsarchiv Coburg (links). Helfer bei der Übergabe war Charly Buld aus Hellingen.
Gerold Snater
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:32 Uhr

Manche Zeitgenossen bewahren Unterlagen und Dokumente aus der Vergangenheit gut auf, wollen diese aber nicht der Öffentlichkeit zur Einsicht oder weiteren Verwendung zur Verfügung stellen. Das aber ist nicht die Haltung von Hannelore Rectanus aus Königsberg. Sie ist Nachfahrin des Dichters und Heimatsängers Edmund Stubenrauch aus Hellingen (1859-1925) bei Königsberg.

Edmund Stubenrauch war zu seiner Lebenszeit ein erfolgreicher und bekannter Dichter und Schriftsteller mit einem von Geheimnissen umwobenen Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik ("Irrenanstalt") zum Ende seines Lebens.

Hannelore Rectanus hat sich nun zur Aufgabe gemacht das Schaffen von Edmund Stubenrauch wieder an die Öffentlichkeit zu bringen und dieser zugänglich zu machen. Dazu hat sie viele verschiedene Unterlagen zusammen getragen, wie von Stubenrauch verfasste Literatur, Briefe, unveröffentlichte Werke, Tagebücher und seinen Schriftverkehr mit Reichskanzler Otto von Bismarck, dem Schriftsteller Peter Rosegger, den Herzögen von Coburg und anderen.

Edmund Stubenrauch aus Hellingen (1859-1925) war einer der bekanntesten Dichter und Schriftsteller seiner Zeit
Foto: Gerold Snater | Edmund Stubenrauch aus Hellingen (1859-1925) war einer der bekanntesten Dichter und Schriftsteller seiner Zeit

Das Material übergab sie am Dienstag in Königsberg Johannes Staudenmaier, dem Leiter des Staatsarchivs Coburg. Dieser zeigte sich erfreut über dieses umfangreichen neuen Dokumente für sein Archiv. Auf die Frage, was nun mit den Unterlagen geschieht, sagte Staudenmaier: "Alles wird erst einmal geordnet, gesäubert, verpackt, katalogisiert und digitalisiert, um es für das Internet verfügbar zu machen".

In absehbarer Zeit können die Dokumente eingesehen werden

Die Dokumente bleiben im Archiv, können dann recherchiert, eingesehen und bestellt werden. Dokumente, die älter als 100 Jahre sind, können auch fotografiert werden, jüngere aus Datenschutzgründen nicht. Dr. Staudenmaier wies bei der Übergabe auch darauf hin, dass es natürlich einiger Zeit bedarf, um diese neue Aufgabe endgültig zu bewerkstelligen.
Helfer bei der Übergabe war Charly Buld aus Hellingen. An der Besprechung bezüglich der weiteren Verwendung des Materials im Staatsarchiv Coburg nahm Kreisheimatpfleger Wolfgang Jäger teil.

Edmund Stubenrauch ist auf dem Friedhof in Hellingen begraben
Foto: Gerold Snater | Edmund Stubenrauch ist auf dem Friedhof in Hellingen begraben

Edmund Stubenrauch hatte 1859 in Hellingen bei Königsberg das Licht der Welt erblickt. Hellingen gehörte damals zum Amt Königsberg, das zu dieser Zeit noch Enklave des Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha war. Er besuchte die Dorfschule und ab 1872 das Gymnasium Casimirianum in Coburg. 1874 wurde er in der Kirche St. Moritz in Coburg konfirmiert. Durch den frühen Tod seiner Schwester, die den elterlichen Bauernhof übernehmen sollte, musste er die Schule vorzeitig verlassen. Seine Wehrpflicht leistete er 1877 in Meiningen ab. In dieser Zeit entstanden seine Soldatengedichte, bekannt unter dem Titel "Muskete und Feder".

1893 veröffentlichte Stubenrauch zum Tode seines fürstlichen Gönners Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha die "Herzoglieder", die in literarischen Kreisen wohlwollende Beurteilung fanden. 1895 gab er den Gedichtband "Pflug und Laute" heraus. Ein Jahr später, 1896, wurde dem Bauernsohn aus Hellingen sogar der "Schillerpreis" der Deutschen Schillerstiftung für sein literarisches Schaffen zuerkannt.

Nachfahrin Hannelore Rectanus hat viele Unterlagen Edmund Stubenrauchs an den Leiter des Staatsarchivs Coburg, Dr. Johannes Staudenmaier, übergeben
Foto: Gerold Snater | Nachfahrin Hannelore Rectanus hat viele Unterlagen Edmund Stubenrauchs an den Leiter des Staatsarchivs Coburg, Dr. Johannes Staudenmaier, übergeben

Der Nachfolger von Herzog Ernst II., Herzog Alfred, verlieh dem Poeten im gleichen Jahr die große Silbermedaille des Herzogtums "für besondere Verdienste um Kunst und Wissenschaft". Fast die gesamten letzten drei Jahrzehnte seines Lebens verbrachte Edmund Stubenrauch wegen angeblicher geistiger Umnachtung in einer Anstalt. Einige Jahre vor seinem Tod am 27. März 1925 konnte er jedoch zu seiner Familie nach Hellingen zurückkehren. Auf dem Hellinger Friedhof erinnert noch heute ein schlichter Gedenkstein an den Poeten.

 
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