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HELLINGEN
Edmund Stubenrauch: Als 37-Jähriger bekam er den Schillerpreis
Edmund Stubenrauch aus Hellingen, ein vergessener Dichter seiner fränkischen Heimat.
Foto: Gerold Snater | Edmund Stubenrauch aus Hellingen, ein vergessener Dichter seiner fränkischen Heimat.
Von unserem Mitarbeiter Gerold Snater
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:58 Uhr

Die fränkische Heimat, die so reich ist an landschaftlichen Reizen, hat von jeher Dichter und Schriftsteller zu künstlerischen Schöpfungen angeregt. Bekannt sind Werke zum Beispiel von E.T.A. Hoffmann, Friedrich Rückert und Karl Bröger, um nur einige weiten Kreisen bekannte Namen zu nennen.

Sie preisen entweder Franken als Land oder suchen die fränkische Lebensart zu ergründen. Neben diesen Repräsentanten der deutschen Literatur haben viele Dichter und Schriftsteller, die mit Franken von Geburt an verbunden oder sich diesem Volksteil durch berufliche Wirksamkeit verbunden fühlten, zur Bereicherung der fränkischen Literatur beigetragen.

Manche sind vorübergehend in Vergessenheit geraten. Dieses Schicksal teilen auch die künstlerisch wertvollen Dichtungen eines Dichters unserer Heimat, des Haßgausängers Edmund Stubenrauch mit seinem „Pflug und Laute“, der im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts weit über Frankens Grenzen und in Deutschland Beachtung fand.

Edmund Stubenrauch wurde am 21. September 1859 in Hellingen geboren. Zu jener Zeit gehörte das Amt Königsberg und mit ihm Hellingen und einige andere Haßgauorte noch zum Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha, bildete also eine thüringische Enklave in Franken.

Im Jahr 1893 veröffentlichte Stubenrauch zum Tod seines fürstlichen Gönners Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha die „Herzoglieder“, die in literarischen Kreisen wohlwollende Beurteilung fand.
Foto: Snater | Im Jahr 1893 veröffentlichte Stubenrauch zum Tod seines fürstlichen Gönners Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha die „Herzoglieder“, die in literarischen Kreisen wohlwollende Beurteilung fand.

Nach guter Vorbereitung während der Schulzeit in Hellingen trat Edmund Stubenrauch 1872 ins Coburger Gymnasium Casimirianum ein, verließ es aber nach nur drei Jahren, um seinen Vater in der Landwirtschaft zu unterstützen. Der Vater Georg Stubenrauch war sehr musikalisch und befasste sich in seinen Mußestunden mit Dichtung und Literatur und hat so sicherlich auch seinen Sohn mit geprägt.

In Zeitungen veröffentlicht

Edmund Stubenrauch veröffentlichte seit 1876 Gedichte, anfangs in der lokalen Presse in Schweinfurt und Würzburg, später in angesehenen literarischen Blättern wie „Deutscher Dichterfreund“, „Deutsches Dichterheim“, „Sankt Galler Blätter“, „Dresdner Frauenzeitung“ und „Gartenlaube“.

Von schicksalhafter Bedeutung für die weitere literarische Arbeit Stubenrauchs war die Freundschaft mit dem Marschendichter Hermann Allmers. Dieser bedeutende Schriftsteller, Künstler und Gelehrte, dessen Werke noch heute starke Beachtung finden, weilte auch wiederholt zu Besuch bei der Familie Stubenrauch in Hellingen.

Die gesammelten Gedichte erschienen 1895 in seinem Buch „Pflug und Laute“.
Foto: Gerold Snater | Die gesammelten Gedichte erschienen 1895 in seinem Buch „Pflug und Laute“.

Im Jahr 1893 veröffentlichte Stubenrauch zum Tod seines fürstlichen Gönners Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha die „Herzoglieder“, die in literarischen Kreisen wohlwollende Beurteilung fand.

Im Jahr 1895 ließ er seine gesammelten Gedichte unter dem Titel „Pflug und Laute“ folgen. Die Gedichtsammlung ist Hermann Allmers, dem Freund im Norden, gewidmet und enthält den wertvollsten Teil von Stubenrauchs lyrischen Werken, darunter Perlen echter Dichtkunst.

Stubenrauch ist mit diesem Werk auch außerhalb der Grenzen seiner Heimat bekannt geworden, vor allem in nächster Nähe des Herzoghauses. Die Augsburger Schillerstiftung verlieh ihm dafür den Schillerpreis 1896.

Ermuntert durch diesen Erfolg und die Verleihung der silbernen Medaille für Kunst und Wissenschaft durch Herzog Albrecht von Sachsen-Coburg-Gotha, arbeitete Stubenrauch an seinem Wanderbuch für den Haßgau, das 1902 erschien.

Edmund Stubenrauch starb am 27. März 1925 im Kreise seiner Familie, seiner Tochter Ada Bormann in Hellingen.

Neue Forschungen

25 leidvolle Jahre verbrachte er in der Pflegeanstalt in Hildburghausen und geben neuerdings wieder Anlass für Forschungen.

Der Nachlass Edmund Stubenrauchs enthält eine Reihe von Erinnerungen an Hermann Allmers, vor allem die große Zahl von Briefen des Marschendichters. Aber auch Briefe anderer bedeutender Zeitgenossen, mit denen Stubenrauch in Verbindung stand, solche von Anzengruber, Rossegger, Liliencron und der Marlitt und viele unveröffentlichte Gedichte sowie Schreiben von Bismarck und dem Herzoghaus.

Der Nachlass von Edmund Stubenrauch wurde von seiner Tochter Ada Bormann bewahrt, später von ihrem Sohn Hans-Ernst Bormann sorgfältig weitergeführt und wird jetzt von seiner Familie weiter erhalten.

Termine für weitere Ausstellungen und Vorträge im „Haus der Geschichte“ in Königsberg werden noch bekannt gegeben.

Das 1984 erschienene Taschenbuch „25 Jahre lebendig begraben“ (Biografie und Gedichte) ist erhältlich bei: Schreibwaren Geiger, Königsberg, Kunsthandwerkerhof Königsberg, „Immergrün“ Königsberg und in der Buchhandlung Glückstein, Haßfurt.

Aus „Pflug und Laute“ (Edmund Stubenrauch)

Hinter dem Pfluge hab ich erdacht

die Lieder, die ich hier euch band zum Strauß.

Und in die weite Welt fliegt nun hinaus,

was glücklich mich und selig hat gemacht.

 
 
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