
Dass die Kreisstadt über einen Flugplatz verfügt, bietet nicht nur für die Hobby-Flieger vom Motorflugclub Haßfurt Vorteile. Auch Firmen nutzen den "Verkehrslandeplatz Haßfurt-Schweinfurt" für Geschäftsflüge. Und wie der Name des Flugplatzes schon erahnen lässt, profitieren davon auch Unternehmen aus der Nachbarstadt Schweinfurt. Für Unstimmigkeiten sorgt aber schon seit einiger Zeit die Frage, wer in der Verantwortung ist, wenn es darum geht, den Verkehrslandeplatz zu finanzieren.
Am Montag hatte sich auch der Kreisausschuss Haßberge wieder einmal mit der Thematik zu befassen. Denn nachdem die Stadt Schweinfurt aus der Finanzierung des Flugplatzes ausgestiegen ist, müssen die verbleibenden Gesellschafter die Kosten unter sich aufteilen – ein Umstand, der nicht bei allen Kreistagsfraktionen auf Zustimmung stieß.
Stadt Haßfurt hatte sich bereits im März entschieden
Bisher hatten sich die Städte Haßfurt und Schweinfurt sowie der Landkreis Haßberge die Kosten und die Verantwortung für den Flugplatz geteilt, mit kleineren Anteilen am Stammkapital waren außerdem die Flugplatz-Gesellschaft selbst sowie der Motorflugclub beteiligt. Doch aufgrund eines Beschlusses im Schweinfurter Stadtrat kündigte die Kugellagerstadt ihre Beteiligung zum Ende des Jahres 2020. Haßfurt und der Landkreis Haßberge übernehmen deshalb die abgetretenen Gesellschaftsanteile.
Damit haben die Stadt und der Landkreis nun am Stammkapital von 325 000 Euro jeweils einen Anteil von 146 250 Euro. 29 250 Euro entfallen auf die Gesellschaft, 3 250 Euro auf den Motorflugclub. Ein entsprechender Beschluss im Haßfurter Stadtrat war bereits im März gefallen, am Montag beschloss der Kreisausschuss, dass auch der Landkreis einen Teil des früheren Anteils der Schweinfurter übernimmt.
Haßfurter Bürgermeister appelliert an den Kreisausschuss
Dabei wollen die Gesellschafter auch die Gelegenheit nutzen, ihren Vertrag zu überarbeiten. Der bisherige Vertrag stammt noch aus dem Jahr 1992, seitdem habe sich rechtlich einiges geändert. Außerdem werden im alten Vertrag die Kosten noch in D-Mark angegeben.

Vor der Abstimmung sagte der Haßfurter Bürgermeister Günther Werner (WG), der selbst Kreisrat und Mitglied des Kreisausschusses ist: "Der Stadtrat Haßfurt hat bereits im März zugestimmt. Ich bitte die Kolleginnen und Kollegen, auch zuzustimmen." Er betonte dabei die Bedeutung des Haßfurter Flugplatzes für die Region. Alle Mitglieder des Kreisausschusses konnte Werner mit seinem Appell jedoch nicht überzeugen: "Wir haben uns in unserer Fraktion beraten und können nicht zustimmen", sagte ÖDP-Kreisrat Rainer Baumgärtner. Neben ihm stimmten außerdem die SPD-Politiker Wolfgang Brühl und Jürgen Hennemann gegen den Beschlussvorschlag.
Forderung: Firmen sollen sich beteiligen
Hintergrund ist die schon lange andauernde Diskussion um die Finanzierung des Verkehrslandeplatzes. Schon vor dem Ausstieg der Stadt Schweinfurt hatten einige Kreisrätinnen und -räte aus den Reihen von SPD, Grünen, Linksbündnis und ÖDP gefordert, die Firmen, die vom Flugplatz profitieren, sollten sich auch an seiner Finanzierung beteiligen.
Holger Baunacher (CSU) fragte nach, ob es nicht eine Möglichkeit gebe, weitere Gesellschafter zu finden. Landrat Wilhelm Schneider (CSU) berichtete daraufhin, es gebe tatsächlich einen privaten Interessenten, der sich beteiligen könnte. "Wir sind in Verhandlungen", sagte der Landrat. Jürgen Hennemann warf die Frage auf, ob nicht auch der Staat als Gesellschafter infrage komme. "Wir übernehmen ja eine Aufgabe, die über den Landkreis hinausgeht", sagte Hennemann. Immerhin muss es ein Netz an Flugplätzen geben, die unter anderem für Beobachtungsflüge in der Waldbrandbekämpfung benötigt werden.
Dem erteilte der Landrat aber eine Absage: Eine Beteiligung des Staates sei nur bei Investitionen möglich. Weiter berichtete er von Gesprächen mit den Landkreisen Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen und Schweinfurt. Diese würden den Haßfurter Flugplatz zwar stützen, "aber nicht finanziell", sagte Schneider. Die einzige Möglichkeit, neben dem Kreis Haßberge und der Stadt Haßfurt einen Geldgeber zu finden, bleiben demnach die Unternehmen, die den Flugplatz nutzen.