
Früher gab es Fleisch zu besonderen Anlässen - und den Sonntagsbraten. Mittlerweile ist Fleisch ist zum Alltagsprodukt geworden, das sich jeder leisten kann. In vielen Discountern kostet ein Kilo Fleisch meist weniger als ein Laib hochwertiges Brot vom Bäcker. Schlechte Arbeitsbedingungen, eine hohe Umweltbelastung und fragwürdige Tierhaltung sind der Preis dafür.
Alleine in Deutschland werden nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) jährlich 60 Kilogramm pro Kopf verzehrt. Deutlich zu viel, sagt die DGE und empfiehlt aus gesundheitlichen Gründen maximal 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche. Also die Hälfte von dem, was aktuell verzehrt wird.
Zum gesundheitlichen Aspekt kommen die ökologischen Folgen des Fleischkonsums: Laut Statistischem Bundesamt haben deutsche Schlachtbetriebe im vergangenen Jahr 59,7 Millionen Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde geschlachtet und dabei einen Umsatz von 21,6 Milliarden Euro erzielt. Aber mit welchen Folgen? Beim Thema Klimawandel und Umwelt denken viele an Verkehr, Industrie oder Kohlekraftwerke - aber nicht an Fleisch.
Der große Klimasünder Fleisch
Laut der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO entstehen rund 14,5 Prozent aller weltweiten Treibhausgasemissionen aus der Viehhaltung und der Fleischproduktion. Das Methan, das bei der tierischen Verdauung entsteht, hat demnach eine 25-mal stärkere Klimawirkung als CO2. Zudem ist besonders die Herstellung von Futtermittel oft mit einer erheblichen Umweltbelastung verbunden. Für den Anbau von Soja werden große Flächen benötigt und dafür oftmals Regenwälder in Südamerika abgeholzt. Und bis das im fernen Ausland produzierte Fleisch in Europa ankommt, muss es lange Distanzen per Flugzeug oder Schiff zurücklegen.

Was tun? Die beiden goldenen Regeln der Umweltschutzorganisation WWF lauten: Weniger, dafür besseres Fleisch. Doch was bedeutet "besser"? Der WWF hat in einem Verbraucherratgeber unterschiedliche Produktionsmethoden, Labels und Warenklassen nach einem Ampel-System geordnet und in drei Kategorien eingeteilt: Fleisch und Wurst mit Verbands-Biosiegeln wie etwa Bioland, demeter, Naturland, Biopark und Biokreis erfüllen neben den EU-Mindestanforderungen noch weitere Kriterien - zum Beispiel weniger Zusatzstoffe bei verarbeiteten Lebensmitteln.
Auenland Beef setzt auf Regionalität
Doch bedeutet Bio auch gleichzeitig eine bessere CO2-Bilanz? Jonathan Eller, Geschäftsführer beim Rinderzuchtbetrieb Auenland Beef in Hofheim (Lkr. Haßberge), sieht das Thema kritisch: „Auch wenn man Bio-Fleisch kauft, muss man darauf achten, wo es herkommt. Mit einer katastrophalen CO2-Bilanz bringt auch Bio-Fleisch aus Südamerika eine enorme Umweltbelastung mit sich.“
Der Hofheimer Betrieb setzt deshalb auf Regionalität: kurze Wege, Getreide aus regionaler Erzeugung, Vertrieb in unmittelbarer Umgebung - und damit eine möglichst niedrige CO2-Bilanz. Dazu kommt die tiergerechte Haltung: Die Tiere der französischen Rinderrasse Blonde d’Aquitaine leben auf weitläufigen Weiden in Mutterkuhhaltung. Acht Monate bleibt das Kalb bei der Mutterkuh, bis es ein Gewicht von circa 300 bis 400 Kilogramm erreicht hat.
Für Nachhaltigkeit sei die Regionalität unverzichtbar, sagt Eller. Geschlachtet werden die Tiere in unmittelbarer Nähe, das Fleisch wird im eigenen Hofladen an Privatleute und Restaurants aus der Region vermarktet. Die Kunden seien sensibel beim Thema Fleisch, sagt der "Auenland Beef"-Geschäftsführer. Er wünscht sich das Bewusstsein von allen Fleischkonsumenten: „Die Einstellung sollte dahingehen, dass man regionale Produkte ausprobiert, sich informiert und dann letztendlich auch die regionalen Produzenten unterstützt, wenn man Interesse daran hat, etwas für die Umwelt zu tun.“
Für kleinere Zuchtbetriebe und Höfe sei es einfacher, für Transparenz und Regionalität zu sorgen, sagt Eller. In industriellen Betrieben gehe die schiere Größe oft auf Kosten des Tierwohls und somit auch der Nachhaltigkeit.
Dass es auch in Großbetrieben anders geht, zeigt die Metzgerei Robert Müller aus dem osthessischen Flieden. Mit mittlerweile über 70 Filialen und 500 Mitarbeitern in Hessen, Thüringen, Niedersachsen, Bayern und Rheinland-Pfalz versucht der Metzgerei-Großbetrieb das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus zu rücken. Kurze Vertriebswege und eine starke Bindung zur Heimat nennt Geschäftsführer Peter Schmitt als zentrale Punkte der Unternehmensphilosophie. „Viele unserer Kunden wollen wissen, wo das Fleisch herkommt." Regionalität und Transparenz seien daher unabdingbar.

Bleiben die Billigangebote der Discounter. Fleisch werde viel zu billig verkauft und als Lockartikel genutzt, um Kunden in den Markt zu ziehen, sagt Jonathan Eller: „Fleisch soll etwas Besonderes sein und die Wertschätzung dafür bekommen. Dumping-Preise auf Kosten der Arbeitnehmer und der Tiere können nicht der Weg der Zukunft sein.“
Serie Bioökonomie

Es gibt auf der roten Liste bedrohter Haus- und Nutztiere eine ganze Reihe einheimischer Rassen, die hier auch hervorragend geeignet wären für diese Haltungsform - das wäre „regional“, das diesen Titel verdient hätte- und gleichzeitig ein sinnvoller Beitrag zur Biodiversizät!
Ansonsten kann ich Herrn Eller nur Rechr geben- lieber ein hochwertiges Fleisch aus ordentlicher Haltung zu einem ordentlichen Preis - als jeden Tag billigen Mist aus dem Discounter!
Wichtig ist die 1:1-Regel:
Ein Kilo rohes Fleisch in den Ofen - ein Kilo Braten wieder raus (Discounter ist eher: 1 Kilo rein - 1 Pfund wieder raus, weil das Fleisch Wasser verliert)