Anja Gaukler telefoniert derzeit noch mehr als sonst schon. Nicht, weil so viele Kunden ein Taxi brauchen, die Chefin des Taxi-Unternehmens Gaukler Haßfurt in Prappach stellt sich gerade bei den Kunden von Taxi Pfaff vor. Sie wird zum 1. Mai das Unternehmen Pfaff aus Zeil übernehmen. Und da gilt es viel Organisatorisches zu regeln, denn Taxiunternehmen auf dem "flachen Land" leben heute nicht vom spontanen Anruf nach einem feucht-fröhlichen Abend, sondern zu einem überwiegenden Teil von Patienten-Fahrten.
Das offizielle Übergabe-Foto auf dem Betriebsgelände in Prappach verbanden die Familien Gaukler und Pfaff mit einer gemütlichen Kaffeerunde, bei der organisatorische Details und Informationen zu bestimmten Fahrten ausgetauscht wurden. Zur Dialyse, zur Strahlen- oder Chemotherapie werden die meisten Taxi-Kunden gefahren. Durch solche Aufträge entstehen auch persönliche Bindungen, "wenn die Kunden das möchten", so Pia Pfaff.
Schließung des Haßfurter Dialyse-Zentrums war Herausforderung
Deshalb habe man die Kunden auch langfristig vorab informiert. Und Anja Gaukler ruft sie jetzt alle an und stimmt die Zeiten und Fahrstrecken mit ab. Das ist derzeit ein ähnlicher Prozess wie vor einem guten Jahr, als bekannt wurde, dass das Dialyse-Zentrum in Haßfurt schließt. "Die Kunden waren teils in heller Aufregung", erzählt Anja Gaukler. Sie und ihre Fahrerinnen, Fahrer und Büromitarbeiterinnen hätten da viele Gespräche geführt und parallel die Touren an die neuen Ziele ihrer Kunden angepasst.
"Wir fahren die Leute jetzt nach Schweinfurt, Bamberg oder Coburg, was die Streckenplanung allerdings nicht leichter macht", so Gaukler. Zumal manche Kassen die Anfahrt zum Patienten nicht bezahlen. Mit Zielort Haßfurt war es leichter, Gruppen zu bilden und damit diese unbezahlten Wege zu reduzieren. "Aber wichtiger ist ja, dass die Patienten versorgt sind, das sind ja lebensnotwendige Behandlungen", so Christa Gaukler, die als Senior-Chefin auf eine langjährige Erfahrung zurückblicken kann.
2006 gründete Anja Gaukler mit ihr das Taxi-Unternehmen. Taxi Pfaff wird von Alexander Pfaff in zweiter Generation geführt. 1981 gegründet, arbeiten hier derzeit zehn Angestellte sowie Pia und Alexander Pfaff. Ab 1. Mai werden von Prappach aus dann ihre 15 Fahrzeuge koordiniert und auch alle Mitarbeiter von Pfaff, die weiter machen wollten.
Nicht alle Pfaff-Fahrer fahren nun für Gaukler
"Leider haben sich nicht alle dafür entschieden," sagt Anja Gaukler. Leider deshalb, weil auch bei den Taxifahrern Personalbedarf herrscht. Umso aufwändiger ist die Planung der Fahrten, gerade da die Therapiezentren meist im Zwei-, manchmal auch im Drei-Schicht-Betrieb fahren. "Gerade die Nachtfahrten sind schwer mit den gesetzlichen Schicht-Regelungen der Fahrer abzustimmen", erzählt Christa Gaukler. Und so wird der Verwaltungs-Aufwand im größeren Taxi-Unternehmen nicht weniger werden, zumal auch die Abrechnungen mit den unterschiedlichsten Krankenkassen abgewickelt werden müssen. Das bedeutet auch für die Büromitarbeiterinnen zukünftig mehr Aufwand.
Und dennoch: "Wir haben das wirklich gerne gemacht und mit Herzblut", so Alexander Pfaff. "Wir haben weder finanzielle Schwierigkeiten noch irgendwelche anderen Probleme", beugt er Gerüchten vor. Sie hätten sich als Familie mit ihren drei Kindern für eine komplette Umorientierung entschlossen. Was genau sie vorhaben, dazu wollen sie sich derzeit öffentlich nicht äußern. Die Umorientierung falle ihnen umso leichter, weil der Übergang mit Anja und Christa Gaukler so reibungslos habe organisiert werden können und sie wüssten, dass ihre langjährigen Kunden weiterhin in guten Händen sind, sagen die Pfaffs.