Es ist eine bittere Nachricht für viele Nierenkranke im Landkreis Haßberge, die das KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation mit Sitz in hessischen Neu-Isenburg in der letzten Januarwoche verkündete: Der gemeinnützige Verein schließt sein Nierenzentrum in Haßfurt, wo Ärztinnen, Ärzte und Pflegepersonal seit einem Vierteljahrhundert überlebensnotwendige Dialysen durchführten, sprich das Blut von Patientinnen und Patienten reinigten, deren Nierenfunktion dafür nicht ausreichen.
Ab Oktober weitere Wege nach Bamberg, Coburg oder Schweinfurt
Wer auf Dialyse angewiesen ist, was mehrfach in der Woche der Fall sein kann, ist oft in der Mobilität erheblich eingeschränkt. Viele Betroffene aus Haßfurt und Umgebung müssen nun aber ab Oktober deutlich weitere Wege in die Nierenzentren nach Schweinfurt, Bamberg oder Coburg unternehmen. In Haßfurt stellt ebenso Ende September die nephrologische Fachabteilung des KfH-Gesundheitszentrums ihren Betrieb ein.
Der Einschnitt in die medizinische Versorgung der heimischen Bevölkerung lässt auch den Haßfurter Stadtrat nicht kalt. Deshalb wollte das Gremium am Montagabend von Bürgermeister Günther Werner (Wählergemeinschaft Haßfurt) wissen, ob das Rathaus versucht habe, das Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation umzustimmen.
"Ich habe es versucht und Unterstützung angeboten", versicherte Werner seinen Rätinnen und Räten. Aber offensichtlich war die Lage des Haßfurter Nierenzentrums samt nephrologischer Fachabteilung im Gesundheitszentrum zu aussichtslos. Alexander Spitzl, der kaufmännische Leiter der beiden in der Brückenstraße angesiedelten Haßfurter KfH-Zentren, hatte in der Pressemitteilung von Ende Januar die Rationalisierungsmaßnahme mit erheblichen Defiziten über längere Zeiträume hinweg begründet.
Das Nierenzentrum soll zuletzt nicht einmal zur Hälfte ausgelastet gewesen sein
Im öffentlichen Teil der Ratssitzung am Montag wurde Bürgermeister Werner diesbezüglich etwas deutlicher und sprach von einem "mittleren sechsstelligen Minus", mit dem die Zentren in den letzten Jahresabschlüssen zu kämpfen gehabt hätten. Zu einem erheblichen Teil scheint diese negative Bilanz mit der fehlenden Auslastung zu tun zu haben. Werner wusste zu berichten, dass von rund 100 Dialyseplätzen im Mittel der letzten Jahre nur 47 Plätze ausgelastet gewesen seien, das habe er von der Geschäftsführung erfahren.
So unbefriedigend die jüngste Entwicklung auch ist, auch der Rathauschef tröstete sich ein Stück weit mit der Versicherung des Kuratoriums, in den Nierenzentren der benachbarten Oberzentren Bamberg, Coburg und Schweinfurt noch genügend Kapazitäten zur Aufnahme der Patientinnen und Patienten aus dem Haßfurter Raum zu haben.