
Schon seit Monaten herrscht große Unzufriedenheit in Ebern. Zuerst gibt es drei neue Ampeln in der Innenstadt, weil dort die Xaver-Mayr-Galerie renoviert wird. Und nun gibt es die nächste Baumaßnahme. In der Kapellenstraße wird nicht nur ein Haus neu gebaut, sondern gegenüber auch noch ein Dach saniert. Dazwischen steht ein großer Kran. Die Folge: Die Kapellenstraße ist gesperrt. Das nervt nicht nur die Autofahrerinnen und -fahrer, die teilweise einen großen Umweg fahren müssen, sondern vor allem auch die Ladenbesitzer dort. Denn durch die Straßensperrung kommen deutlich weniger Menschen in die nun schwer erreichbaren Geschäfte – die Umsätze sinken.
Bürgerinnen und Bürger sollen Geschäfte unterstützen
Um dem entgegenzuwirken, hat Patricia Walter in der Gruppe "Ebern in Unterfranken" im sozialen Netzwerk Facebook einen Aufruf gestartet. Walter wohnt und arbeitet in Ebern. Schon seit längerem verfolge sie die Situation in der Innenstadt und habe auch schon selbst mit den Ladeninhabern gesprochen. "Man sieht die Verzweiflung", sagt Walter auf Nachfrage der Redaktion. "Die Geschäfte haben gar keine Chance." Die Angestellten dort würden sich fragen, ob es nicht eine bessere Lösung gegeben hätte, schildert Walter.
In der Kapellenstraße befinden sich zum einen die Geschäfte, die sich bisher über Jahre halten konnten, wie zum Beispiel die Buchhandlung "Leseinsel" oder der "City Döner", zum anderen auch neuere wie der Imbiss "Salat Bowls" oder das asiatische "Yoko Restaurant".
Sie kämpfen um die Existenz, befürchtet Walter. Ihr ist es wichtig, dass die Geschäfte erhalten bleiben und deswegen hat sie einen Aufruf mit dem Titel "Kauft ein Buch und esst was dazu" veröffentlicht. Darin bittet sie, die Geschäfte zu unterstützen, da die Menschen in Ebern und Umgebung diese brauchen. Denn wenn nicht bald wieder mehr Kundinnen und Kunden kommen, müssten die Läden schließen, sorgt sich die 42-Jährige.
Die Baustelle soll sich noch bis kurz vor Weihnachten hinziehen. Somit falle zum Beispiel auch ein Großteil der Kundschaft weg, die in der Leseinsel Geschenke kaufen würde. "Für den Handel ist das Weihnachtsgeschäft das beste Geschäft im Jahr", betont Ursula Gräbe, die Inhaberin der Leseinsel. Seit Beginn der Baustelle hätten sowohl sie als auch der City Döner auf der gegenüberliegenden Straßenseite bereits 30 Prozent Umsatzeinbußen verzeichnet, teilweise sogar mehr. Bei der Leseinsel liege das vor allem an der Laufkundschaft, die durch die Straßensperrung wegfällt. Beim City Döner dagegen fehlt die Abendkundschaft, wie der Inhaber des Döner-Ladens der Redaktion mitteilt.
"Man muss schauen, was man dagegen macht", so Walter. Sie will mit ihrer Initiative die Aufmerksamkeit erhöhen und hat auch schon einige Leute mit dem Aufruf erreicht. Viele fänden die Idee gut und sehen die Problematik. Auch Ursula Gräbe freut sich über den Aufruf: "Ich find's echt klasse." Dadurch seien etwas mehr Menschen in ihren Laden gekommen. Die Eberner seien gute Kundinnen und Kunden und wollten die Geschäfte erhalten, so Gräbe. Trotzdem habe sie Bedenken, im Hinblick auf die nächsten Wochen: "Aber wir müssen das Beste draus machen. Wir werden es schon irgendwie schaffen."
Gräbe berichtet der Redaktion, dass die Stadt keines der Geschäfte in der Kapellenstraße über die Baustelle informiert habe. Das habe sie erst durch die Zeitung erfahren. "Man hätte miteinander sprechen müssen", sagt die Geschäftsführerin.
Laut Bürgermeister ist keine andere Lösung möglich
Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) versteht nach eigener Aussage die Einwände. Es gebe jedoch keine andere Lösung. Würde man die Straße nur halbseitig sperren, hätte das zur Folge, dass die Bäume, die auf der Seite des City Döners zwischen den Parkbuchten stehen, gefällt werden müssten. Zudem müsste noch eine neue Ampel aufgestellt werden, wodurch es zu einem großen Rückstau kommen würde. Außerdem gebe es keine Parkmöglichkeit mehr und für Lastkraftwagen wäre die Durchfahrt aufgrund der geringen Straßenbreite trotzdem nicht möglich.
Er appelliert deshalb an die Bürgerinnen und Bürger, nachsichtig zu sein. Schließlich werde ein ganzes Haus neu gebaut und ein Dach komplett saniert, was der Stadt zugutekomme. "Wir sind froh, wenn Gebäude in der Stadt saniert werden", sagt Hennemann. "Klar hat das Einschränkungen, die Probleme der Geschäfte sind uns bekannt. Wir suchen nach Lösungen." Laut dem Bürgermeister werden auch noch Gespräche mit den Geschäftsinhabern geführt. Wie Ursula Gräbe bestätigt, sei nun ein Treffen geplant.
Die Sperrung ist Hennemann zufolge bis zum 20. Dezember angesetzt. Aufgrund von Witterungseinflüssen könne aber nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass eine Verlängerung nötig wird. Das befürchten auch einige Bürgerinnen und Bürger in der Facebook-Gruppe "Ebern in Unterfranken".
Parkplätze in der Stadt nutzen
Auch Hennemann bittet darum, die Geschäfte für die Dauer der Baustelle besonders zu unterstützen und in der Kapellenstraße einzukaufen. Diese seien weiterhin anfahrbar und Bürgerinnen und Bürger könnten auch die Parkplätze der Stadt nutzen, denn die Geschäfte seien von dort auch zu Fuß schnell zu erreichen.