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Ebern
Wie ein Eberner Gastronom das Wirtshaussterben in seiner Heimatstadt bekämpfen möchte
Sebastian Skorepa möchte dem Gasthof Stern neues Leben einhauchen – mit einer "Pop-Up-Gastronomie". Was es damit auf sich hat und was der DEHOGA von der Idee hält.
Sebastian Skorepa möchte im Gasthaus Stern eine 'Pop-Up-Gastronomie' einrichten.
Foto: Lorenz Thomas | Sebastian Skorepa möchte im Gasthaus Stern eine "Pop-Up-Gastronomie" einrichten.
Lorenz Thomas
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:23 Uhr

Mit Beginn der Corona-Pandemie ist es bundesweit zu vielen Schließungen im Hotel- und Gastronomiebereich gekommen. Die ländlichen Gebiete waren davon besonders stark betroffen – und sie sind es noch heute. Immer mehr traditionelle Restaurants, Wirtschaften und Kneipen geben angesichts rückläufiger Gästezahlen und daher sinkender Umsätze auf. Der aufkommende Personalmangel verschärft die Situation weiter.

So musste auch der Gasthof Stern am Marktplatz in Ebern im Herbst des vergangenen Jahres seine Türe schließen. Eine 400-jährige Geschichte kam dadurch zu ihrem Ende. Doch nun soll dem alteingesessenen Gasthof neues Leben eingehaucht werden. Sebastian Skorepa will gegen den Leerstand und das Wirtshaussterben in Ebern ankämpfen, und zwar mit einer "Pop-Up-Gastronomie", wie er es nennt, eine Art temporäres Restaurant. Der Plan: Die Vermietung des Gasthofs Stern für Veranstaltungen und Feierlichkeiten verschiedenster Art. Darüber hinaus möchte Skorepa den Gasthof auch an bestimmten Tagen im Jahr als normale Gaststätte öffnen, so beispielsweise zum Altstadtfest.

Plan mit Engagement und Heimatverbundenheit

In Ebern ist Sebastian Skorepa kein Unbekannter. Seit Dezember 2021 führt er in der Stadt ein Geschäft mit dem Namen "Salat Bowls". "Mit dem Laden bin ich hier in Ebern auf eine Ader gestoßen", stellt Skorepa fest. So habe er in seiner Heimatstadt schnell Fuß fassen können. Auf der Suche nach Räumlichkeiten, um sich vergrößern zu können, kam ihm die Idee, den Gasthof zu reaktivieren. "Ich habe die Hoffnung, so die Innenstadt zu beleben. Da ich selbst aus Ebern komme, liegt mir die Stadt einfach am Herzen", sagt der 36-jährige.

"Da ich selbst aus Ebern komme, liegt mir die Stadt einfach am Herzen."
Sebastian Skorepa, 36, Gastronom

Die Stadt Ebern veranstaltete im Rahmen des Entwicklungskonzepts der Stadt (ISEK) ein Treffen, bei dem Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen zur Verbesserung der Altstadt einbringen konnten. Skorepa konnte daran zwar nicht teilnehmen, doch er schrieb Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) eine E-Mail, in der er ihm seine Idee unterbreitete. Zum einen für den Gasthof, zum anderen für den Food-Flohmarkt, welcher bereits im Mai dieses Jahres stattfand und ein voller Erfolg gewesen sei, so Skorepa. Bei Hennemann sei er sofort auf offene Ohren gestoßen. Der Bürgermeister wolle das Projekt nun unterstützen, auch um wieder mehr Leute in die Innenstadt zu ziehen.

Der Gasthof Stern am Marktplatz in Ebern musste im Herbst 2022 schließen.
Foto: Lorenz Thomas | Der Gasthof Stern am Marktplatz in Ebern musste im Herbst 2022 schließen.

Der Gasthof bietet seinen Gästen 50 Sitzplätze im Innenraum, hinzu kommen noch weitere 30 Sitzplätze im Foyer. Viel Fläche also für Anlässe wie Geburtstage, Konfirmationen oder Weihnachtsfeiern. Besonders ist, dass die Örtlichkeit mit Selbstbewirtung oder mit Bewirtung durch Sebastian Skorepa und sein Team, mit dem gelernten Koch Tobias Bittel aus Baunach, buchbar ist. Die Zutaten für die Speisen sollen, wie bei seinem Geschäft "Salat Bowls", möglichst regional eingekauft werden, erklärt der Gastronom.

Lösung für das Problem des Leerstands und Gasthaussterbens?

Wäre das Konzept der Pop-Up-Gastronomie nicht eine mögliche Lösung im Kampf gegen den Leerstand von geschlossenen Gaststätten in der Region? Der Pressesprecher des "Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband" (DEHOGA), Frank-Ulrich John, sieht die Idee auf Anfrage zunächst positiv. "Auf der einen Seite ist es ein Geschäftsmodell, was dem Eigentümer der Immobilie hilft zumindest etwas Umsatz zu generieren, zugleich bietet es eine attraktive Event-Location", erklärt John. Zudem verhindere diese Nutzung die dauerhafte Schließung der Wirtschaft.

"Ein Pop-Up-Konzept kann nicht der soziokulturellen Bedeutung eines Wirtshauses als öffentliches Wohnzimmer gerecht werden."
Bayerischer Hotel- und Gaststättenverband

"Auf der anderen Seite kann ein Pop-Up-Konzept nicht der soziokulturellen Bedeutung eines Wirtshauses als öffentliches Wohnzimmer einer Dorfgemeinschaft gerecht werden, geschweige denn die Aufgaben eines regionalen Wirtschaftsmotors erfüllen", so der Pressesprecher. Als Lösung für das Gastrosterben im ländlichen Raum erachtet Frank-Ulrich John die Idee folglich nicht, denn mit steigender Anzahl dieser Angebote sei auch die Nachfrage nicht hoch genug, damit Betreiber dauerhaft bestehen könnten.

Und trotzdem: Die gelegentliche Nutzung sei laut DEHOGA Bayern besser als überhaupt keine Nutzung.

Konzept in Ebern als Testballon für die Zukunft

Sebastian Skorepa ist dies bewusst: "Die Pop-Up-Idee ist eine gute Lösung für die Zeit jetzt. Wenn man eine normale Gastronomie führt, kommen schnell 16 Stunden und mehr Arbeit am Tag auf, das ist schwer mit der Familie zu vereinbaren." Er wolle sich mit den Öffnungszeiten langsam "rantasten". Für ihn sei die Kalkulierbarkeit wichtig, deshalb möchte er vorerst nur zu bestimmten Anlässen öffnen. Geregelte Öffnungszeiten mit normalem Gaststättenbetrieb wird es vorerst also nicht geben. Der 36-Jährige möchte in Zukunft die ein oder andere Küchenart ausprobieren und damit seinen Gästen verschiedenes anbieten. In welche Richtung das führt, werde sich zeigen.

Ein Blick in die Innenräume des Gasthofs Stern, den Skorepa zur 'Pop-Up-Gastronomie' umfunktionieren möchte.
Foto: Lorenz Thomas | Ein Blick in die Innenräume des Gasthofs Stern, den Skorepa zur "Pop-Up-Gastronomie" umfunktionieren möchte.

Der Startschuss jedenfalls wird am 12. August fallen. Dann veranstaltet Skorepa ein "Wirtshaussingen" mit dem Alleinunterhalter "Günther's Musik Express" aus Hallstadt. Für das leibliche Wohl soll mit "gut bürgerlichem Essen" gesorgt werden. Für den Abend ist eine Voranmeldung über das Geschäft "Salat Bowls" und dessen Social-Media Kanäle notwendig.

 
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